Alexander im Test

So hielt auch der makedonische König Alexander der Große seinen hellenischen Kopf für den gleichnamigen Kinofilm her. Und weil Ubi Soft im Besitz der Lizenz ist, war der Release eines sich darauf beziehenden Stückchens Software, welches in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Entwickler GSC Game World (verantwortlich u.a. für Cossacks) entstand, nur eine Frage der Zeit. Eine weitere ist, ob sich das Management um Oliver Stones Verfilmung des Bezwingers der Perser und Ägypter vor Scham in die Ecke stellen muss oder sich der Verkauf der Lizenz in qualitativer Hinsicht doch lohnte?

Viele Altphilologen unter Euch werden es sicherlich noch in bester Erinnerung haben: nach der Ermordung seines Vaters Philipp II. bei einer Hochzeitsfeier der Tochter Kleopatras übernahm der junge Alexander die Regentschaft über das makedonische Reich und die Zeit historischer Feldzüge nahm ihren für das Volk glorreichen Anfang.

Und genau da setzt nun das Strategiespiel an. Im Prinzip wird hier weder auf den Ersten noch den zweiten Blick spielerische Innovation geboten. Ausgestattet mit arbeitswütigen Bauern müssen Rohstoffe wie Eisen, Gold oder Holz abgebaut bzw. gefördert, Gebäude und eine militärische Infrastruktur erstellt werden. Spätestens aber beim dritten Blick fallen zumindest die für einen Echtzeit Strategie-Titel ungewöhnlich hohen Truppenbestände auf, die nicht selten mehrere tausend Mann umfassen. Genug Futter also für die interaktive Ausrichtung historischer Schlachten.

Leider ist es Euch zu Beginn des Spiels nicht freigestellt, auf der Seite welchen Volkes Ihr Euch in das Kriegsgetümmel stürzen möchtet, sondern beginnt starr mit dem der Welteroberung auf der Seite Alexanders des Großen. Weitere Nationen, deren Geschicke Ihr im weiteren Spielverlauf über das Freischalten und erfolgreiche Absolvieren der ihnen zugewiesenen Kampagnen lenken könnt (welch‘ ein kompliziertes Satzgefüge!), sind die Ägypter, Inder und das persische Reich um König Dareios III.

Der überwiegende Teil der Missionen beginnt dabei mit einer fertigen Truppe, mit der eine Schlacht gewonnen oder ein Gegner abgewehrt werden muss. Um nicht den Überblick über die Tausenden von Pixelhelden zu verlieren, lassen sich bis zu 100 Einheiten in eine eigene Gruppe unterteilen - der besseren Übersicht und Kontrolle wegen. Für diejenigen, die lieber bauen und kleine Imperien errichten, gibt es auch ein paar auf diese Tätigkeit ausgerichtete Missionen.

Aufmerksamen Lesern wird sich nun sofort die Frage stellen: »Wenn ich in den meisten Missionen eh schon meine Truppen vorgegeben habe, worin liegt dann der spielspaßtechnische Reiz?«. Die Frage ist berechtigt, und sobald ich sie beantworten kann, werde ich dieses Review nachträglich noch editieren.

Fakt ist, dass Erfolg und Misserfolg bei einer großen Mehrheit der scheinbar so knackigen Kampfmissionen nur von 3 Klicks abhängt: dem 1. auf ihre Truppen, den 2. mit dem Befehl die Einheiten des Gegners anzugreifen und dem 3. für das Verlassen des Spiels, um es aus dem Laufwerk zu nehmen und gegen die Wand zu pfeffern. Auch die Abwechslung garantierende Diversifikation der Truppentypen in Reiter, Bogenschützen etc. bringt nicht die gewünschte taktische Würze. Generell reicht die Taktik der 3 Klicks völlig aus.

In manchen Missionen tauchen auch historische Helden wie Alexander oder König Dareios III. auf. Diese dürfen jedoch nicht sterben und sollten daher in den Schlachten nicht erst bewegt werden. Die Schlachtarbeit auf Wüsten- oder Steppenterrain überlässt man den Truppen... 3 Klicks reichen da. Außerdem nervt es, dass man die Maps nicht zoomen kann - hier wollte man wahrscheinlich die schlechten Eigenschaften von WarCraft 3 kopieren.

Ein positiver Aspekt ist die nette optische Inszenierung: die Heermassen auf dem Bildschirm oder netten Grafikdetails bei den Gebäuden oder der wild wuchernden Fauna sind ein netter Anblick, Sound und Musik sind qualitativ ebenfalls nicht schlecht. Quantitativ hätte man dem ausreisewilligen Straßenkomponisten, den man sicherlich vor der deutschen Botschaft in Kiew aufgabelte, noch ein wenig mehr Geld für ein paar Musikstücke mehr geben können. Der PC Alexander verlangt nach einer 2 Ghz CPU, 512 MB RAM und einer 32 MB Grafikkarte. Direct X9 Kompatibilität ist ein Muss.