Vor vier Jahren traten die beiden Videospiel-Ikonen zum ersten Mal gegeneinander an. Was damals für Schmunzler sorgte, schließlich sah man die zwei Rivalen bis dahin nie gemeinsam in einem Spiel, bekommt heute nur noch ein müdes Kopfnicken entgegen gebracht. Doch auch inhaltlich kommt einem Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen London 2012 bereits bekannt vor. Der große Unterschied zwischen den beiden Vorgängern war klar, beschäftigt sich der zweite Ableger doch mit den Winterspielen. Was erwartet uns also bei der Rückkehr zu den Sommerspielen? Leider nicht viel Neues. Das Hauptaugenmerk liegt bei der britischen Hauptstadt selbst. Verschiedene Sehenswürdigkeiten wie der Big Ben und der Buckingham Palace fanden ihren Weg nicht nur in dem schön designten Intro des Spiels, sondern tauchen ebenso im neuen London-Party-Modus auf. Dieser findet auf einem Mario Party ähnlichen Spielbrett statt. Ziel des Vier-Spieler-Wettbewerbs besteht darin das eigene Sticker-Album, durch das Gewinnen in diversen Events, zu füllen. Dabei handelt es sich leider nicht immer um sportliche Disziplinen. Stattdessen müssen die Teilnehmer belanglose und schnell langweilige Minispiele, wie Münzen und Shy Guys fangen, sowie kleinere Quiz-Fragen über sich ergehen lassen.
Glücklicherweise fängt Big Ben früher oder später an zu läuten, denn dann ist es Zeit für eine sportliche Aktivität. Die rund 30 Disziplinen, darunter Synchronschwimmen, Turnen, Fechten, Tischtennis und Leichtathletik, lassen sich natürlich auch ohne Party-Modus spielen. An der Startlinie stehen 20 Charaktere - (fast) alles, was bei Nintendo und SEGA Rang und Namen hat. Mario, Sonic, Donkey Kong, Tails, jeder von ihnen spezialisiert auf Kraft, Geschwindigkeit, Fertigkeit oder Alleskönner. Optional können sogar die Miis an den Olympischen Spielen teilnehmen. So unterschiedlich die Disziplinen auch klingen mögen, im Grunde geht alles auf teilweise ungenaues und wildes Gefuchtel hinaus. Außerdem stammen die meisten der Wettbewerbe aus dem Erstling der Serie und wurden, wenn überhaupt, nur minimal überarbeitet. Nur vier Aktivitäten sind gänzlich neu: Badminton, Kanusport, Reitsport und Fußball. Keines davon rechtfertigt den Kauf der 2011er Version des sportlichen Wettstreits gegenüber dem ersten Teil. Die Rückkehr der Traum-Disziplinen rettet dennoch das Gesamtbild. Hier werden auf einem Discus fliegend Münzen eingesammelt, zu viert auf einem Boot ein riesiger Oktopus bekämpft oder in einem Sprung-Wettbewerb über Wolken gehüpft.
Doch auch die Traum-Disziplinen leiden unter demselben Problem: der Steuerung. Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen London 2012 fühlt sich an wie ein Wii-Spiel der ersten Generation. Über stupides Wiimote auf und ab Gefuchtel geht nichts hinaus. Dabei macht das mittlerweile zwei Jahre alte Wii Sports Resort perfekt vor, wie ein Sportspiel auf Nintendo‘s Konsole auszusehen hat. Durch den Motion-Plus-Zusatz kommt dort viel mehr Präzision ins Spielgeschehen und fesselt dadurch deutlich länger vor den TV. Möglicherweise wären so auch die recycelten Disziplinen aus den Vorgängern der Mario & Sonic Serie interessanter geworden.
Ich freute mich sehr, als Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen London 2012 den Weg in meinen Briefkasten fand. Die britische Hauptstadt wird wunderschön in Szene gesetzt, die vielen Charaktere versprühen Charme und die kunterbunte Grafik zwingt den Spieler förmlich dazu Spaß zu haben. Doch nach kurzer Zeit macht sich die Langeweile breit. Keine der aufgeführten Disziplinen besitzt den nötigen Wiederspielwert. Dazu wurden noch fast alle Sportarten aus den Vorgängern übernommen und nicht überarbeitet. Warum Geld für etwas ausgeben, was es in der Form schon seit vier Jahren gibt und Wii Sports Resort deutlich besser macht? Fairerweise muss ich allerdings zugeben, dass beispielsweise das Synchronschwimmen zu viert für viel Gelächter sorgte. Kleine Gamer kommen sicher auf ihre Kosten, doch wer etwas mehr Anspruch benötigt, sollte zu den vielen und besseren Alternativen greifen und sich nicht von den großen Namen blenden lassen.