
Um euch nicht das Beste am ganzen Spiel zu verheimlichen, zitiere ich eben die Einleitung im Handbuch, die bereits mit den ersten Zeilen aufzeigt, in welche Richtung sich Dinosaur King bewegt: ’’Im D-Labor, dem wissenschaftlichen Zentrum zur Erforschung der Dinosaurier, wurde vor kurzem ein technisches Meisterwerk fertiggestellt: die Dinopistole (Anm. *laut lach*)! Mit diesem neuartigen Gerät lässt sich das Zeitgefüge überwinden – und nun sind die Dinosaurier los!’’
Beim Lesen der ’’Einführung’’ musste ich mehrfach laut lachen und frage mich ernsthaft, ob die kreativen Köpfe dahinter eigentlich immer noch in den achtziger Jahren leben. Aber um die verblödete Geschichte weiter zu erzählen – Dr. Z und die Alpha-Gang haben sich bei einer Nacht-und-Nebelaktion so eine Dinopistole gehascht und damit die Dinos wieder auf unsere Erde gebracht. Dr. Reese Drake, die Erfinderin der Dinoknarre, schreit daraufhin verzweifelt nach Hilfe und Jungspund Max Taylor und sein dicker Kumpel Rex Owen (beide zusammen im D-Team) eilen sofort zur Stelle, um die Welt und die Hirne Pokemon vernarrter Menschen zu zerstören!


Nachdem das feurige Intro auf der Nintendo DS Cart sein ganzes Pulver verschossen hat, stellt euch Dinosaur King vor die Wahl, ob ihr lieber mit Max oder Rex zu Werke geht. Auswirkungen auf die Story hat die Charakterwahl nicht, lediglich der jeden Helden begleitende Dinosaurier ist anders. So hat Max einen Triceratops in der Hosentasche, während Rex gerne mit seinen Carnotaurus vor dem 32X sitzt. Ist die Charakterwahl entschieden, geht es wie bei fast jedem Pokemon Spiel zu Werke.
In der Vogelperspektive (Touchpad) lauft ihr von Städtchen zu Städtchen und dient den Menschen als Sklave. Während man schon im echten Leben für seine Taten oft nichts oder vielleicht einen warmen Händedruck bekommt, geht es in der fiktiven Welt von Dinosauer King nicht anders zu. Gelangweilt werdet ihr hier von einem Ort zum anderen geschubst, um verlorene Verwandte ausfindig zu machen, Items zu besorgen oder das Böse in Gestalt der Alpha-Gang zu bekämpfen. Seid ihr mit eurem Protagonisten in einer Stadt, kann euch nicht viel passieren. Schließlich sind dort Shops, ein D-Labor und andere Häuslichkeiten vorhanden um das RPG-Leben zu erleichtern.


Seid ihr dann mal draußen in der wilden Natur, kommt das Grauen in Zufallskämpfen daher. Final Fantasy Veteranen werden jetzt laut schreien! Aber gebt euch keine Mühe – egal wie viele Umwege und Kurven ihr nehmt, die Zufallskämpfe werden euch jedes Mal erwischen. Tönt das Geräusch zum Kampf, wechselt das Spiel in den Kampfbildschirm, wo ihr vor der Wahl steht zu flüchten (was bei Endgegnern nicht funktioniert) oder einen Dino zu wechseln. Mit Max oder Rex könnt ihr maximal drei Dinokarten mit euch rumschleppen, die nacheinander in die Dinoknarre gesteckt werden – gleich aber noch mehr dazu.
Das Kampfsystem basiert auf dem Stein-Schere-Papier-Prinzip, das ja bekanntlich nicht gerade vor Komplexität sprudelt. Auf Kommando wählt ihr entweder Stein, Schere oder Papier und hofft das euer Gegner nicht das Item wählt, was eure Aktion aushebelt. Doch selbst verblödete Nintendo DS Besitzer können hier prinzipiell nichts falsch machen, denn vor jeder Aktion plaudert der Gegner seinen nächsten Zug aus. Also einfach lesen was der Gegner sagt und danach die richtige Aktion wählen. Zwar wird das im späteren Spielverlauf nicht mehr ganz so durchsichtig wie zu Beginn, doch die Spannung ist bei jedem Kampf auf dem Nullpunkt.


Ist der Kampf schließlich entschieden und die Dinos des Gegners zurück in der achten Dimension (ein Gruß an Buckaroo Banzai) winken Erfahrungspunkte für den Dino und Geld für seinen Avatar. Hat euer Dinosaurier dann eine gewisse Levelhürde übersprungen, werdet ihr mit Aktionskarten belohnt, die ihr im Optionsmenü auswählen könnt. Der Clou ist dabei, dass ihr auf den Buttons von Stein, Schere, Papier eure eigenen Attacken legen könnt – die aber leider Energie verbrauchen.
Bei Pokemon wird gesammelt – und bei Dinosaur King wird das auch gemacht! Hierbei wird nicht im Busch nach kleinen Monstern gesucht, sondern mittels Radar Fossilen ausgemacht, die man dann mit einem 5000 Watt Bohrer aus dem Boden brezelt. Sind die Knochen im Säckchen, dann schnell ab ins D-Labor um diese zu reinigen. Dies wird in einem Stylus-Minispiel durchgeführt und nach ein bisschen Rumgewische auf dem Touchpad werden die Knochen wie durch Zauberhand zu einer Dino-Spielkarte, die ihr dann in eure Knarre steckt.


Im D-Labor kann man zudem mit Dr. Reese Drake sprechen, die Lebensenergie der Dinos erneuern, die Batterien des Radars aufwerten oder via Wi-Fi-Modus mit Freunden Dinos tauschen oder Onlinematches ausführen. Dazu sollte erwähnt werden, dass der Tauschmodus nur mit Leuten aus eurer Freundesliste funktioniert.
Möchtet ihr einen anderen Spieler in Europa herausfordern, benötigt ihr zudem einen langen Atem - denn Mitspieler sind bei Dinosaur King äußerst rar. Ich habe jedenfalls zwei Mal eine Stunde online versucht jemanden mit meinem Dino platt zu machen. Aber anscheinend wusste ganz Europa Bescheid, dass ich gerade im Wi-Fi-Modus von Dinosaur King ein Opfer suche. Es kreuzte niemand auf. Ein nettes Feature (nebenbei noch lehrreich) hat SEGA mit dem Dinosaurier Lexikon im Optionsmenü eingebaut, dass wissensgierige Nintendo DS Besitzer mit Infos füttert.


Die Präsentation ist zweigeteilt: Während der Kämpfe zeigt eine 3D-Engine auf dem oberen Bildschirm die Dinos in Aktion, was auf den ersten Blick auch recht gut aussieht. Bei näherem Hinsehen muss man aber leider feststellen, dass sowohl die ausgestorbenen Viecher, wie auch die Hintergründe mehr Polygone sowie Details verdient hätten. Die Vogelperspektive auf dem Touchpad ist GBA-Grafik in Reinkultur und zudem auch noch verdammt offensichtlich von Nintendo und ihren Pocket Monsters
Ich glaube bei keinem anderen Spiel der letzten Monate hatte ich so viele Aha-Momente wie bei Dinosaur King. Angefangen bei der Aufmachung, der Grundidee, dem Grafikstyle und vielem mehr hat SEGA sich recht dreist bei Nintendo bedient. Und die wenigen eigenen Ideen (Kampfsystem) des Traditionsunternehmens sind leider eher unvollendet - schade!