
Wer da vorher noch einmal trainieren will, kann dies ebenfalls problemlos tun und auf Wunsch auch gegen seinen eigenen Ghost Driver antreten. Sucht ihr hingegen eine Herausforderung, stehen auch bereits einige vorhandene Ghosts der Entwickler zur Verfügung, die es euch nicht einfach machen. Aber die Schöpfer von World Driver Championship scheinen es mit der Barmherzigkeit ohnehin nicht sonderlich zu haben, verlangt ihr N64 Racer doch reichlich Können im Umgang mit Analogstick und Buttons ab. Wobei man wirklich mit fortschreitendem Spiel immer besser mit den anfänglich recht nervösen Fahrzeugen zurecht kommt.
Wer möchte, darf sich im übrigen sogar auch zu zweit an den Nintendo Oldie begeben und hier per Split-Screen mit zwei weiteren CPU-Fahrern über die Pisten rauschen. Die CPU-Konkurrenz lässt sich auf Wunsch auch deaktivieren und/oder ein automatischer Boost für den jeweils zurückliegenden Fahrer aktivieren. Gerade bei unerfahrenen Mitspielern ein beliebtes Instrument zur Motivation, zumindest bis sie selbst mal auf der Zielgeraden noch ein Rennen verloren haben.

Die Rennstrecken in World Driver Championship begeisterten diesen Autor seinerzeit durch ihre herrliche Abwechslung. Alle Kurse wurden im Hinblick auf ihre Standorte liebevoll erschaffen und zeichnen sich alle durch unterschiedliche Szenarien aus. Beispiel gefällig? Nun, in Lissabon geht es beispielsweise in aller Früh bei Sonnenaufgang auf die Strecke, ein anderes mal braust ihr aber durch das mit Neon-Lichtermeer von Las Vegas bei Nacht. Oder vorbei an schneebedeckten Hügeln und Hütten.
Da ist es auch relativ leicht zu verschmerzen, dass auf eine Lizenzierung der ca. 30 enthaltenen Fahrzeuge verzichtet wurde. Auch wenn diese natürlich dennoch ihre realen Vorbilder besitzen und mitunter so zu erkennen sind. Übrigens - obwohl sich kein Lizenzgeber quer stellen konnte, verzichteten die Macher leider auf ein Schadensmodell. Ob mit Tempo 50 oder 300 gegen die nächste Mauer, euer Wagen sieht stets aus wie frisch vom Fließband.
Ein wirklich wegweisendes Feature war damals zum Release im Jahr 1999 aber noch die Möglichkeit nach Abschluss des Rennens seine Fahrt erneut in Form eines Replay zu beachten. Heute verspricht das wenig Aufregung, aber damals war dies inbesondere durch die vielen wechselbaren Perspektiven noch ein echter Hingucker, der auf Wunsch auch für die Nachwelt auf Controller Pak gespeichert werden kann. Vorausgesetzt ihr habt ein entsprechend großes Controller Pak zur Hand, denn das Filmchen ist mit 112 beschlagnahmten Seiten recht speicherhungrig.

Nachdem die liebevoll designten Kurse ja bereits Erwähnung fanden noch ein Wort zur Optik: Wahlweise in Vollbild oder im N64-Besitzern bekannten Letterbox-Format (höhere Auflösung, aber Balken oben & unten) darf hier um den Erdball gerast werden - natürlich auch mit Rumble Pak Unterstützung. Natürlich wirkt die optische Qualität heutzutage wenig reizvoll und insbesondere detailarm, was hier ohne Expansion Pack Unterstützung seinerzeit aber realisiert wurde, ist durchaus eine Anerkennung wert. Lediglich ganz vereinzelte Ruckler sind hier und da vernehmbar, ebenso wie die dem geübten Auge nicht entkommenden Pop-ups am Horizont. Wer per Split-Screen mit einem zweiten Spieler daddelt muss natürlich auf einige Details verzichten (die Lichteffekte des Singleplayer fehlen z. B. fast gänzlich), dafür läuft der Racer aber recht anständig flüssig.
Was dieser Autor den Schöpfern Boss Game Studios jedoch niemals verzeihen konnte, war die unsäglich Soundkulisse, für die "schwach" das passende Attribut ist. Der kurze und sich endlos wiederholende Gitarrenrock muss jedenfalls als die Archillesferse des Moduls gesehen werden und darf glücklicherweise abgeschaltet werden - insbesondere nach längeren Renn-Sessions eine wahre Wohltat.
Gas & Spaß mit World Driver Championship? So ganz einfach die Frage nicht zu beantworten, denn der fordernde Schwierigkeitsgrad eignet sich eher weniger für "kurz mal einwerfen" Sessions. Gerade durch seine spürbare Lernkurve und immer bessere Autos ist der Titel für N64 Fans auch heute womöglich noch eine Empfehlung wert, auf dass sich irgendwann doch noch die Erkenntnis durchsetzen möge, dass Nintendos 64-Bitter neben viel Ramsch doch auch einige brauchbare Rennspiele im Angebot hat.