Ich schreibe diesen Retro-Test heute, im Jahr 2012. Wir leben in einer Zeit, die geprägt ist von HD-Grafik, Bewegungssteuerung und Downloadable Content (DLC). Das Nintendo 64 Spiel, welches ich auf den folgenden Zeilen einem Test unterziehe, erschien ganze zwölf Jahre früher. In einer Zeit, als es nichts dergleichen gab. Im Jahr 2000 gab man sein hart verdientes Geld für ein Spiel aus, dass in der Regel fertig, zufriedenstellend und sein Geld wert sein sollte. Leider erfüllt Batman of the Future keines dieser Kriterien. Doch alles der Reihe nach!
Nach dem Einschalten findet man sich ohne große Umwege im Hauptmenü wieder. Hier stehen folgende Punkte zur Auswahl: Spiel starten: mittel, Spiel starten: schwer, Optionen und Sprache. Alles selbsterklärend und keiner großen Worte nötig. Sobald man also die Optionen gecheckt hat, in denen man Sound- und Controllereinstellungen vornehmen kann, lockt nur noch der reine Spielstart im gewünschten Schwierigkeitsgrad. Das Action-Beat‘em Up ist für einen Spieler konzipiert und verzichtet auf zusätzlichen Schnickschnack wie Multiplayer oder separates Nachspielen der Levels.
Die grundlegende Geschichte in der gleichnamigen Zeichentrickserie von den Warner Bros. Studios sollte Fans des schwarzen Ritters bekannt sein. Bruce Wayne ist in die Jahre gekommen und hat einen Nachfolger für das Amt der menschlichen Fledermaus auserkoren: Terry, einen jungen Mann, der sich als neuer Batman recht gut schlägt. Das Videospiel trägt den Zusatz „Return of the Joker“ nicht einfach so, denn Batmans alter Erzfeind ist zur Verwunderung aller zurückgekehrt. Obwohl er auch schon im Rentneralter ist, plant Joker einen vernichtenden Schlag gegen Gotham City. Zur Vorbereitung lässt er seine Handlanger nach wertvollen Komponenten suchen. Klar, dass Terry alias Batman, eingreift und dem bösen Clown Einhalt gebieten will.
Und hier kann man endlich als Spieler zur Tat schreiten: Ihr übernehmt die Kontrolle über Batman und müsst euch folglich durch fünf recht kurze Level schlagen und treten. Ja, ihr habt euch nicht verlesen. Das, zu damaliger Zeit, ganze 60€ teure Spiel enthält nur fünf (!!) läppische Level. Ihr beginnt in der Forschungseinrichtung „Gotham - Time and Space“, schlagt euch durch Bruce Wayne Enterprise und besucht unter anderem das berühmte Arkham Asylum. Die Schauplätze sind für ein Batman Spiel passend gewählt, nur leider gibt es viel zu wenige davon. Als Folge flimmern schon nach einer guten Stunde die Credits (auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad) über den Bildschirm. Und zu einer Zeit, in der man nicht mehr Level als DLC nachschieben konnte, ist der Umfang von Batman of the Future - Return of the Joker wirklich jämmerlich.
Batman kriegt es mit Menschen, Robotern und sogar Tiermenschen zu tun. Letztere passen nicht wirklich zum Gesamtbild und wirken fehl am Platz. Rauben euch die Schurken die Lebensenergie aus dem Lebensbalken, verliert der dunkle Ritter ein Leben. Sobald alle Leben verwirkt sind, kann man entscheiden, ob ein Continue benutzt werden soll. Respekt dem, der sich hier für den weiteren Spielverlauf entscheidet und nicht gelangweilt die Konsole ausschaltet.
Die Texturen sind verwaschen, die Charaktere hölzern und recht detailarm und vom Leveldesign will ich gar nicht erst sprechen. Bis auf matschige Wandtexturen sehen die Level fast gleich aus und rauben jeden Spaß am Spiel. Was aber noch nerviger ist, sind die Animationen der Charaktere. Batman bewegt sich, als hätte er einen Stock im ... Anzug. Gleiches gilt auch für seine Widersacher. Die schwammige Steuerung macht es zudem schwer, die Gegner ernsthaft zu treffen. Eher kassiert ihr immer wieder Schläge, was für Frust sorgt. Technisch ist das Spiel einfach zu unausgereift und lieblos.
Leider ist es beim Sound nicht anders. Bei einem Spiel mit solch einer starken Lizenz darf man auch auf einen starken, lizensierten, Soundtrack hoffen. Doch Fehlanzeige. Stattdessen hämmern einem nervende, immer wiederkehrende Melodien um die Ohren und man sucht automatisch nach der Fernbedienung, um den Sound abzudrehen. Die Soundeffekte sind mindestens genauso schlimm wie die Musik. Zu allem Überfluss wurde sogar auf Sprachausgabe verzichtet.
Als bekennender Batman Fan spiele ich gerne Videospiele mit der berühmten Fledermaus. Und ich bin großzügig, was diese Spiele angeht. Die Qualität von Batman of the Future - Return of the Joker kann man aber mit einem Wort treffend beschreiben: Lizenzschrott! Natürlich, Batman - Arkham City ist momentan das Non-Plus-Ultra, aber auch Batman Vengeance fand ich - trotz der dürftigen Kritiken - recht spaßig und gelungen. Doch Batman of the Future möchte ich niemandem ans Herz legen. Das wäre schon eine Schandtat auf Joker Niveau. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie sich Fans fühlten, die das Spiel damals zum Release kauften. Nach einem guten Batman Returns auf dem SNES grifft man womöglich voller Vorfreude zu einem Batman Spiel der nächsten Generation und dann sowas. Heute würde Batman of the Future nicht einmal als Arcadetitel durchgehen. Finger weg von diesem Spiel!