X-Men Legends II: Rise of Apocalypse im Test

N-Gage
Zum zweiten Mal liefern sich die bekanntesten Mutanten der Welt nun erbitterte Schlachten auf Nokias Game-Handy. Werden die X-Men wieder einmal den Planeten retten? Hat sich das Entwicklerteam die Kritik zu Herzen genommen und das Kampfsystem überarbeitet? Diese und viele weitere Fragen beantwortet unser Testbericht zu X-Men Legends II: Rise of Apocalypse.
Eine aufwändige Video-Sequenz stimmt perfekt auf das folgende Game ein. In den ersten Sekunden hat man das Gefühl, eine Szene aus dem zweiten Kinofilm vor sich zu haben. Die X-Men schleichen gemeinsam mit ihrem Erzfeind Magneto durch düstere Katakomben, um einen Gefangenen zu befreien. Doch schnell wird klar, dass sich die Geschichte sehr viel stärker an den Comic-Vorlagen als an den Leinwandabenteuern orientiert. Apocalypse, seines Zeichens der gefährlichste aller mit genetisch bedingten Superkräften ausgestatteten Bösewichte hat die Insel Genosha in seine Gewalt gebracht. Das findet Magneto, der Herrscher des kleinen Mutanten-Paradieses, alles andere als lustig. Professor Charles Xavier erkennt, dass er sich einmischen muss, um größere Gefahr von der Menschheit abzuwenden und sichert seinem ehemaligen Freund mit der (Metall-)anziehenden Persönlichkeit Hilfe zu. Gemeinsam mit der so genannten Brotherhood, einer Gemeinschaft von Fieslingen, müssen die X-Men nun versuchen, Genosha zu befreien und Apocalypse davon abzuhalten, noch mehr Macht an sich zu reißen.


Ein X-Man kommt selten allein. Wieder einmal befehligt der Zocker Mutantenteams die aus vier Mitgliedern bestehen.


Eifrige Comic-Leser werden die Detailverliebtheit des Games zu schätzen wissen. Jede Menge Stars der bunten Hefte tauchen auf und dank diverser Anspielungen auf die inzwischen vier Dekaden umfassende Geschichte der X-Men entwickelt das Abenteuer genau die Atmosphäre, die man als Fan erwartet. Neueinsteiger dürften anfangs aufgrund der vielen Charaktere ein wenig überfordert sein. Glücklicherweise liefert X-Men Legends II aber genügend Erklärungen. Nach einer Weile wird jeder verstanden haben, dass Wolverine und Sabertooth verfeindet sind, dass Quicksilver der Sohn von Magneto ist, dass es sich bei dem monströsen Juggernaut um den jüngeren Stiefbruder von Professor X handelt, dass Jean Grey und Cyclops ein Paar sind, und so weiter, und so weiter, und so weiter…

Das Spiel beginnt mit dem Eintreffen der potentiellen Weltenretter auf dem letzten sicheren Fleckchen der Insel. Durch das Ansprechen der herumstehenden Figuren erhält der Zocker seine Aufträge. Bevor man eine Mission antritt, hat man die Qual der Wahl. 16 spielbare Mutanten, von denen einer erst frei gespielt werden muss, stehen zur Verfügung und es empfiehlt sich, die einzelnen Fähigkeiten dieser Figuren genau zu studieren, bevor man vier der Superhelden und Superfieslinge zu einem Team zusammenstellt. Eine gute Mischung aus knallharten Schlägern und etwas subtiler agierenden Heilern oder Verteidigern ist von Vorteil. Glücklicherweise ist man nicht dazu verdammt, das gesamte Spiel mit einer immer gleich aufgebauten Truppe zu bestreiten. Abhängig von der Art der Aufgabe empfiehlt es sich, ein wenig zu experimentieren und neue Kombinationen zu testen.

Neben Action-Adventure-Elementen sind viele Anleihen aus dem Rollenspiel-Genre zu erkennen. Da man immer nur eine Figur direkt kontrolliert, sollte man seinen Mitstreitern schon vor einem anstehenden Gemetzel die richtigen Befehle erteilen. Es ist dem Spieler überlassen, ob er seinen computergesteuerten Kameraden eine aggressive oder defensive Grundstimmung verpasst oder sie dazu bewegt, sich automatisch um die Verletzten zu kümmern. Die vielen Menüs, die zum Verteilen von Ausrüstungsgegenständen oder erlangten Erfahrungspunkten verwendet werden, sind anfangs mehr als verwirrend. Ohne einen Blick in die Anleitung ist das Game nur schwer zugänglich. Vor allem der Einsatz bestimmter Fähigkeiten, Waffen oder Medizin während eines Gefechts wirkt zu Beginn undurchschaubar. Nach etwa einer Stunde hat man sich dann allerdings doch mit der etwas überladenen, aber streng logisch aufgebauten Steuerung angefreundet.

Die größte Schwäche des Games sind, wie schon beim Vorgänger, die wenig übersichtlichen Kämpfe. Der Mini-Bildschirm ist einfach nicht dafür geeignet, Schlachten zwischen vier Mutanten und mehreren Gegnern in der gewählten Perspektive vernünftig in Szene zu setzen. Oft fällt es schwer zu erkennen, in welche Richtung die eigene Spielfigur gerade schaut und während man dümmlich ins Leere schlägt, prügeln mehrere Monster dem jeweiligen Helden fröhlich von hinten auf den ungeschützten Schädel. So etwas kann auf die Dauer sehr frustrierend sein, macht X-Men Legends II aber dennoch zu keinem unlösbaren Game. Die computergesteuerten Mitstreiter wissen eigentlich immer was zu tun ist, wenn sie vor einem Kampf richtig eingestellt wurden, und sobald man gelernt hat, die verschiedenen Kräfte richtig einzusetzen, können selbst die zähesten Widersacher mit der richtigen Taktik ausgeschaltet werden.


Das Game erinnert in allen Bereichen stark an den Vorgänger. Auch grafisch hat sich kaum etwas geändert.


Gut 20 Stunden werden Einzelgänger investieren müssen, bevor das Abschlussvideo über den Bildschirm flimmert. Noch mehr Spaß macht es natürlich, sich gemeinsam mit ein paar weiteren N-Gage-Besitzern ins Abenteuer zu stürzen. Eine längere kooperative Session mit insgesamt vier Gleichgesinnten, die sich alle zum Kauf der Game Card entschieden haben, dürfte zwar nur wenigen Menschen vorbehalten sein, aber es lohnt sich auf jeden Fall, den Handheld immer dabei zu haben, um wenigstens von diesem Genuss träumen zu dürfen. Rundenbasierte 2-Spieler-Duelle sowie exklusive Missionen sind in der N-Gage-Arena verfügbar. Die Tatsache, dass gute Leistungen im Hauptmodus direkten Einfluss auf die Überlebenschancen in den Online-Schlachten haben, steigert die Langzeitmotivation für Nutzer aller enthaltenen Features deutlich. Sogar Bosse dürfen in der Arena als Kämpfer eingesetzt werden, wenn man sie zuvor erspielt hat.

Grafik:
Zu den technisch beeindruckenden Bestandteilen von X-Men Legends II gehören eindeutig die sehr schönen Videosequenzen, bei denen es sich wieder einmal um angepasste Filmchen aus der Version für stationäre Konsolen handelt. Natürlich ist hier alles grobpixeliger und weniger flüssig als auf Xbox oder PS2, aber das fällt auf dem Mini-Screen kaum auf. Ähnlich verhält es sich mit den Charakter-Modellen, die wieder aus einer isometrischen Perspektive zu sehen sind. Dank geschickter Farbgebung weiß jeder Kenner der Materie sofort, welche Comic-Helden und –Fieslinge sich gerade auf dem Bildschirm tummeln, obwohl die Figuren ohne viele Details präsentiert werden. Die Animationen sowie das Scrolling sind erstaunlich schnell und flüssig, was zu einem sehr angenehmen Spielgefühl beiträgt. Durch die abwechslungsreichen Hintergründe, die alle sehr liebevoll gestaltet wurden, und eine Reihe ansehnlicher Effekte, die meistens beim Einsatz von speziellen Kräften zu sehen sind, kann das Game problemlos einen Platz im oberen Viertel der N-Gage-Grafik-Charts erobern.


Hier hat es offensichtlich ordentlich geknallt. Für Wolverine ist so etwas natürlich Superheldenalltag.


Sound:
In Sachen Sound weicht anfängliche Euphorie schnell leichter Ernüchterung. In den ersten Spielminuten ist man einfach nur beeindruckt, dass so viele Dialoge komplett gesprochen werden und dass alle Figuren passende Stimmen bekommen haben. Dumm nur, dass man auch mit guten Englischkenntnissen nicht dazu in der Lage ist, alles zu verstehen. Einige Satzfragmente tönen ziemlich dumpf aus dem kleinen Lautsprecher. Wenigstens verpasst man dank deutscher Untertitel aber nichts von der Handlung. Ein umfangreiches Repertoire von Soundeffekten, das selbst Vogelgeschrei und Meeresrauschen beinhaltet, sowie eine gute Auswahl von bedrohlich klingenden Musikstücken trösten eindrucksvoll über die diskutable Sprachausgabe hinweg.

Tim meint:

Tim

Im Grunde gibt es wenig Neues zu berichten, wenn man X-Men Legends II mit seinem Vorgänger vergleicht. N-Gage-Besitzer erhalten ein weiteres actionlastiges RPG-Abenteuer mit praktisch identischem Gameplay und nur minimalen Verbesserungen in anderen Bereichen. Trotzdem fällt die neXGam-Wertung diesmal höher aus. Ich kann die Kritik im Test zum ersten Spiel mit den Marvel-Mutanten durchaus nachvollziehen, trotzdem fühlte ich mich in der bunten Comic-Welt sehr wohl. Vielleicht liegt es daran, dass ich hunderte der dünnen Heftchen mit Wolverine und seinen Mitstreitern in meinen Schränken liegen habe. Für mich war die gelungene Story rund um den Superfiesling Apocalypse und die tolle Atmosphäre jedenfalls ausreichend, um über die nervigen Kampfsituationen hinwegsehen zu können. Wer sich zu den X-Men-Fans zählt und gleichzeitig RPGs mit viel Gemetzel wie beispielsweise Baldur´s Gate mag, sollte zuschlagen. Alle anderen Zocker dürften es etwas schwerer haben, die Macken im Gameplay zu vergeben.

Christian meint:

Christian

Okay - nach den 15 Minuten Spielzeit kann ich zumindest einräumen, daß mit Teil 2 zumindest etwas Besserung in Sicht ist. Allerdings hasse ich es mehr mit dem Kampf gegen die Steuerung, als gegen die fiese Schar Feinde beschäftigt zu sein. Ich fürchte man muß schon wie unser Tim Fan sein, um die X-Men freiwillig länger als 30 Minuten zu ertragen. Geduldige Marveljünger dürften aber womöglich einige nette Stunden mit ihrem N-Gage zubringen...  

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X-Men Legends II: Rise of Apocalypse Daten
Genre -
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 27.10.2005
Vermarkter Activision
Wertung 7.8
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neXGam YouTube Channel
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