Und dieser sieht seinem Konkurrenten auf den ersten Blick verdammt ähnlich. Neben einem F1 Flitzer könnt ihr ebenfalls in einen roten Ferrari 328 klettern und durch insgesamt acht Welten brausen. Wie schon bei Outrun tickt ein erbarmungsloses Zeitlimit. Neben den üblichen Funktionen wie Gas und Bremse steht auch ein Turbo zur Verfügung, um zusätzlich Gummi zu geben. Allerdings sollte ein umsichtiger Blick den anderen Verkehrsteilnehmern gelten, die mit großer Vorliebe urplötzlich in engen Kurven und mit Tempo 80 vor der Stoßstange aufblitzen. Nicht minder gefährlich für alle Jäger von Bestzeiten sind die den Straßenrand säumenden Verkehrsschilder, Bäume oder Plakatwände, mit denen eine Kollision zu spektakulären Unfällen führt. Kommt bekannt vor? Tja! Eigentlich fehlt nur noch die kesse Blondine auf dem Beifahrersitz ...
Bis hier hin kann man von einem fähigen, aber nicht gerade aufregenden OutRun Abklatsch sprechen. Doch ein Feature verschaffte Rad Racer seinerzeit auf Deutschlands Pausenhöfen die Gesprächshoheit - eine waschechte 3D Brille! Selbige lag der Packung bei und lässt euch per Druck auf Select in den 3D Modus wechseln, was euch den 8-Bit Racer dann mit vorsintflutartiger 3D-Optik genießen lässt. Toll fand ich den Modus damals besonders, weil er sich für derbe Späße eignete. Kaum ging mein gutgläubiger Kumpel Benny mal aufs Klo, stellte ich per Select auf die verwaschene 3D-Brillen-Optik um. „Häh, was ist denn mit der Grafik los?“ „Keine Ahnung. Ist doch normal? Spiel weiter!“
Ja ja ... Kinder sind grausam. Wo waren wir stehen geblieben? Die Optik! Für NES Verhältnisse ist Rad Racer technisch ein sauber programmierter Titel. Es saß ja auch niemand geringeres als die japanische Kultschmiede Square höchstpersönlich daran. Erstaunlich, dass man keine Erfahrungspunkte für zurückgelegte Etappen erhält. DAS wäre ein innovativer Ansatz gewesen! Stattdessen gibt es drei Melodien auf die Ohren, die sich auf Wunsch auch abschalten lassen und längst nicht mit den fetzigen OutRun Melodien mithalten können. (Ich halte „Passing Breeze“ aus OutRun immer noch für einen der besten 80er Game Soundtracks überhaupt!)
Bessere Karten hat Rad Racer aber bei der 3D-Optik. Hätte das NES nur mehr Farben! So bleibt man optisch noch hinter der armseligen Master System Optik. Das Setting der acht Stecken gefiel mir auf dem NES allerdings besser. Sofern ihr alle Acht zu Gesicht bekommt, denn der Schwierigkeitsgrad ist „zünftig“, wie es der Bayer umschreiben würde.
Rad Racer ist ein klassischer Racer der 8-Bit Ära. Von der Sorte hat man als Retro-Fan ein Dutzend systemübergreifend im Regal stellen. Mit Ausnahme von Sportsimulationen nagt an keinem anderen Genre derart der Zahn der Zeit. Addiert einen frustrierenden Schwierigkeitsgrad und ihr wisst, warum ich Rad Racer für wenig mehr als 'nen gelegentlichen 5-Minuten-Nostalgie-Trip geeignet halte. Selbst mit 3D-Brille ist es mehr Vorführobjekt („Guck mal, was ich in der Sammlung hab...“) als ein unterhaltsames Spielerlebnis.