Lunar 2 - Eternal Blue im Test

Mega CD

Anfang der 1990er Jahre lief der Kampf SEGA vs. Nintendo auf Hochtouren. Beide Hersteller versuchten, durch hochwertige Software die Gunst des Käufers zu gewinnen. Beide Parteien hatten Perlen parat, aber im Rollenspielsektor war Big N mit Reihen wie Final Fantasy und Dragon Quest äußerst stark. Mangels Quantität, bemühte sich SEGA vor allem durch Qualität zu überzeugen. Eines der Spiele aus dieser Zeit ist „Lunar 2 - Eternal Blue“, der Nachfolger von „Lunar – the Silver Star“. Warum der Titel so eine treue Fanbasis hervorgebracht hat, lest ihr in diesem Review.

Lunar-2-Eternal-Blue_03Für Nichtkenner der Lunar-Serie hier erst mal ein kleiner Crashkurs: Lunar 1 für das SEGA Mega CD erblickte im Jahre 1992 das Licht der Welt (die englische Anpassung folgte 1 Jahr später) und kam bei Spielern und Kritikern gleichermaßen gut an. Gründe dafür waren die liebevoll inszenierte Story, die glaubwürdige Spielwelt und die tolle Präsentation in Form von coolen Animesequenzen. Lunar 2 setzte auf das bewährte Konzept und kam außerordentlich gut an. Das Spiel fungiert als eigenständiges Abenteuer, weist aber Parallelen zum Vorgänger auf. Somit können eingefleischte Fans, sowie Frischlinge gleichermaßen zufrieden sein.

Worum geht es in Lunar 2? Ihr übernehmt die Rolle des lustigen Abenteurers Hiro, der mit seinem Großvater und seiner treuen Begleiterin Ruby, ein kleiner, fliegender Drache, in einer gemütlichen Hütte nahe dem sogenannten Blue Spire lebt. Der Blue Spire ist ein riesiger, uralter Turm, der irgendwie mit dem Blue Star in Verbindung zu stehen scheint. Außenstehende können das Gebäude nicht betreten, da es mit Magie versiegelt wurde und daher unpassierbar ist. Nur euer Großvater scheint einen Weg hinein zu kennen. Das Wissen besitzen aber auch ein paar andere Personen, die euch eines Tages einen Besuch abstatten und um Entsiegelung des Turms bitten. Als Grund wird die Gefangennahme des Destroyers genannt, doch dem alten Mann kommt die Sache komisch vor. Er lehnt ab und beschließt, mit Hiro nach dem Rechten zu sehen. Am Turm treffen die beiden auf Lucia, ein kleines Mädchen, die der große Destroyer ist. Laut ihrer Aussage ist sie allerdings nicht hier, um die Welt zu zerstören, sondern um sie zu retten. Damit das gelingt, muss sie unbedingt zur Göttin Althena. Hiro beschließt, sie dorthin zu bringen. Sein größtes Abenteuer beginnt…
 

Lunar-2-Eternal-Blue_02Die Story ist in Sachen Epik und Bombast kein Meilenstein. Doch das ist nicht schlimm. Es ist vielmehr die Umsetzung, die das Salz in der Suppe darstellt. Die bereits erwähnten Zwischensequenzen schaffen eine dichte Atmosphäre, auch ohne großen Bombast. In seiner Gesamtheit können sich Story und Atmosphäre also durchaus mit der 16-Bit RPG-Oberliga messen!

Doch was wäre ein Rollenspiel ohne tiefgründige Charaktere? Natürlich kein gutes Rollenspiel! Und so kommt es, dass sich in Lunar 2 nach und nach eine buntgemischte Truppe zu euch gesellt. Zwar ist ein Großteil der Figuren ziemlich klischeehaft umgesetzt, doch in diesem Falle ist das keinesfalls ein Kritikpunkt, weil sie sich perfekt in die restliche Spielwelt integrieren. Jede Person ist gut ausgearbeitet und stellt eine Persönlichkeit dar – nicht nur Statuswerte! So kommt es, dass euch die Truppenkollegen schnell ans Herz wachsen. Von einem anderen Gesichtspunkt aus betrachtet, nämlich den Skills, erwartet euch ein Querschnitt von Kämpfern, über Magier, bis hin zu Priestern.
 

Lunar-2-Eternal-Blue_08Spielerisch wird also Altbekanntes geboten: Man reist durch Städte und kleinere Dörfer, um sich mit Items einzudecken und wertvolle Informationen aufzuschnappen. Das geht in den vielen Shops und indem man mit NPCs ins Gespräch kommt. Wenn man die Klingen geschärft und überlebenswichtige Tipps gesammelt hat, kann man sich guten Gewissens auf den nächsten Dungeon stürzen und die dort lauernden Monster verklopfen. Auch wenn das alles schon in sehr ähnlicher Form da gewesen ist, mindert das nicht den genialen Gesamteindruck, den Lunar 2 hinterlässt. Denn egal ob veraltet oder bereits bekannt – bei der Umsetzung steht Lunar 2 konkurrenzlos gut da. Alles versprüht einen eigenen Charme und das ganze Spiel wirkt wie aus einem Guss. Darüber hinaus sei erwähnt, dass die Dialoge erstklassig sind. Toll geschrieben und voller Humor!

Auch das Kampfsystem hält sich an Traditionen. Kenner von Final Fantasy sollten sich wie zu Hause fühlen. Dennoch gibt es ein paar Features, welche die Kämpfe angenehm von der Masse abheben lassen und dem Spiel eine eigene Note verpassen. Im Grunde handelt es sich um rundenbasierte Auseinandersetzungen inklusive übersichtlicher Menüführung. Wichtig wie aber in kaum einem anderen Game ist die Entfernung zum Gegner. Da die Figuren bei normalen Angriffen erst zum Ziel rennen müssen, und das Zeit kostet, kommt taktische Würze in die RPG-Suppe.
 

Lunar-2-Eternal-Blue_07Zudem gibt es diverse Spezialfähigkeiten und Zauber, die je nach Gegnertyp mehr oder weniger effektiv sind – hier heißt es „probieren geht über studieren“! Wer sich nicht immer durch die Menüs klicken will, kann übrigens den Punkt „Auto“ auswählen. Natürlich dürft ihr aber jederzeit selbst ins Geschehen eingreifen. Nach einer erfolgreichen Auseinandersetzung gibt’s ganz traditionell Erfahrung, Gold und Items.

Die grafische Gestaltung lässt sich in die Kategorie „Anime“ einordnen. Figuren und Schauplätze sind im typischen J-RPG Stil gehalten. Ob einem das nun gefällt oder nicht, ist Ansichtssache, das Gesamtbild ist aber über jeden Zweifel erhaben. Effekte und Zwischensequenzen waren für damals ein echter Hingucker. Die Sounds sind nicht unbedingt herausragend, passen aber zum Spielgeschehen. Die Musik wiederum ist sehr gut komponiert, einige Stücke erweisen sich sogar als echte Ohrwürmer.

Insgesamt fällt es schwer, an diesem Spektakel größere Kritikpunkte auszumachen. Ankreiden kann man den Verzicht auf Nebenaufgaben. Klar, kann man hier und da einen versteckten Gang finden. Aber nichts, was längerfristig fesseln könnte. Es sei aber angemerkt, dass man nach dem finalen Bosskampf noch weiterspielen kann, nämlich in einem neuen Spielmodus. Dieser Modus ist eine Art Epilog und sollte euch noch gute fünf weitere Stunden bei der Stange halten. Somit bleibt letztendlich ein famoses Rollenspiel, das trotz weniger, kleiner Mängel zum Besten gehört, was es je auf dem Mega CD zu spielen gab.

Dominik meint:

Dominik

Ich schlage mit Lobeshymen um mich – aber zu Recht, denn Lunar 2 ist ein Stück Softwaregeschichte. Zwar bedient sich der Titel an altbekannten Elementen, verpackt diese aber raffiniert auf solch erfrischende Weise, dass man als Fan klassischer RPGs jeden Moment genießt. Und lasst euch von den wenigen Kritikpunkten nicht irritieren – in seiner Gesamtheit ist Lunar 2 schlicht und ergreifend überwältigend. Mein finales Urteil lautet von daher: Kaufen oder zumindest einmal anzocken!

Positiv

  • Altbekannte Elemente neu verpackt
  • Tolle Atmosphäre / Spielwelt
  • Stimmiges Gesamtbild

Negativ

  • Story nicht allzu episch
  • Animestil stark Geschmackssache
  • Keine Nebenaufgaben
Userwertung
8.86 5 Stimmen
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Forum
  • von Gähnende Leere:

    Original von Mr. Saturn archive.org und dann nach workingdesigns.com suchen... Gibt dann z.B. sowas... web.archive.org/web/2004021122…//www.workingdesigns.com/ Genial - Vielen Dank !...

  • von Mr. Saturn:

    archive.org und dann nach workingdesigns.com suchen... Gibt dann z.B. sowas... web.archive.org/web/2004021122…//www.workingdesigns.com/...

  • von Gähnende Leere:

    nochmal offtopic: gibts irgendwo noch die Möglichkeit auf die alte Working Designs Homepage zuzugreifen ? Ich vermiss die wirklich ... ...

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Lunar 2 - Eternal Blue Daten
Genre Rollenspiel
Spieleranzahl 1
Regionalcode NTSC_US
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit -
Vermarkter Working Designs
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