So weit so gut.. Eine nette Geschichte, die den Bezug zu dem berühmten Serienurgestein „Golden Axe“ herstellt und trotzdem genügend Platz für Eigenständigkeit bietet. Diese Eigenständigkeit macht sich auch sofort nach dem Spielstart bemerkbar. Anstatt der Golden Axe typischen Seitenansicht, bietet sich den erstaunten Augen eine schön anzuschauende Draufsicht dar. Einige Multikonsoleros, die auch auf Nintendo-Systemen unterwegs sind dürften sich im falschen Film wähnen. Golden Axe Warrior ähnelt nämlich Zelda, zumindest auf den ersten Blick, wie ein Ei dem anderen. In Bezug auf die NES Teile der Serie sieht die SEGA Variante dabei sogar noch um einiges besser aus. Höchst beachtlich kann man nur sagen.
Auch die Steuerung des Spiels braucht sich vor dem offensichtlichen Nintendo-Vorbild nicht zu verstecken. Mittels Knopf 1 wird angegriffen, der zweite Knopf öffnet den sehr schön designten Inventarbildschirm und all das funktioniert wunderbar geschmeidig und exakt. Sehr lobenswert! Der grundlegende Spielablauf macht ebenfalls mehr als nur einige Anleihen beim großen Nintendo-Vorbild. Jeder der neun Kristalle ist in einem mehr oder weniger großen Labyrinth mit diversen Schalterrätseln versteckt und wird von einem Endgegner bewacht. Außerdem findet unser Held in jedem Labyrinth eine besondere Waffe oder einen besonderen Gegenstand, der ihm den Zugang zu weiteren Landstrichen ermöglicht. So erschließt sich dem Spieler Stück für Stück die gesamte Spielwelt.
Wenn ich schon bei dem Thema Spielwelt bin - besagte Welt ist nebenbei bemerkt ziemlich groß und mindestens genauso abwechslungsreich geraten. So laden drei verschiedene Kontinente zum Erforschen ein, die ihrerseits wieder die verschiedensten Landschaftsformen vorweisen können. So kämpfen wir uns im Laufe des Spiels durch eisige Schneewüsten, grüne Wälder, karge Felslandschaften, Lavaseen und können sogar den Ozean bereisen. Dem Entdeckungsdrang förderlich ist dabei, dass in beinahe jedem Spielbildschirm ein Geheimraum versteckt wurde, in dem wertvolle Schätze oder Informationen auf uns warten, manchmal sogar ganze Dörfer verborgen sind. Auch in den Häusern selbst gibt es einiges zu entdecken. So existieren diverse Geheimgänge und manchmal trifft man sogar auf waschechte Spielhöllen mit einem lustigen Minispiel. Kurz, es wird mehr als genügend Futter für Entdecker geboten.
Erstaunlicherweise ist dabei die Haupttätigkeit eines eifrigen Entdeckers nicht das Indiana Jones mäßige herumasseln in diversen Gräbern, sondern ganz profanes Bäumefällen. Mittels einer Axt, die man als Spieler recht früh innerhalb des ersten Labyrinthes findet, ist es nämlich möglich, an vielen Stellen Sträucher und auch ganze Bäume zu fällen. Am Ende solcher selbstgeschlagener Waldschneisen verbergen sich dann oft die besagten Geheimräume, oder neue Durchgänge zu bisher unbekannten Teilen der Landkarte. Im späteren Verlauf des Spieles, ist es sogar möglich, große Felsbrocken aufzulösen, dem Erdzauber sei dank.
Womit wir auch schon bei dem spieleigenen Magiesystem wären. Golden Axe Warrior geht in dieser Hinsicht einen eher konservativen Weg. So kann unser Held vier verschiedene Zaubersprüche erlernen, die jeweils einem Element zugeordnet sind. Blitz und Feuerzauber stellen Angriffszauber dar und ermöglichen es, Gegner aus der Distanz zu attackieren. Der Erdzauber kann bestimmte Steine auflösen und Gegner kurzzeitig lähmen, der Wasserzauber stellt als würdiger Abschluss schließlich den obligatorischen Heilzauber dar. Die magische Energie wird übrigens, wie im Arcade-Urvater, durch „Magic Pots“, also kleine, blaue Töpfchen, dargestellt.
Im Laufe des Spieles können diese, genauso wie auch die Lebensherzchen, durch das Besiegen von Endgegnern und die Großzügigkeit freundlicher Personen in entdeckten Geheimräumen vermehrt werden. Die Zaubersprüche sind übrigens gut versteckt und werden, man höre und staune, von einem gewissen Zwerg, einer gewissen Amazone und einem gewissen Krieger überreicht. Wo haben wir diese Herrschaften nur schon einmal gesehen ...? ;-)
Das Spiel läuft nun in den üblichen Bahnen ab.. man arbeitet sich von einem Labyrinth zum nächsten vor und forscht fröhlich vor sich hin. Im Laufe des Spieles wird jedoch klar, dass Golden Axe Warrior mit der zuckersüßen Zeldawelt eher weniger zu tun hat. So begegnen einem durchaus Dörfer, in denen die gesamte Bevölkerung dahingemetzelt wurde und natürlich noch dekorativ in der Landschaft herumliegt. Andere Dörfer sind komplett niedergebrannt worden und verzweifelte Dorfbewohner, die sich in ein Versteck retten konnten berichten uns von den Greultaten der Death Adder Schergen. Die gesammte Spielstimmung ist also wesentlich erwachsener, ernsthafter und weniger „japanisch verspielt" als in der Nintendo Vorlage. Eine Tatsache, die ich als durchaus angenehm empfunden habe.
Grafisch und soundtechnisch weis Golden Axe Warrior ebenfalls voll zu überzeugen. Die Spielwelt ist äußerst schön und detailreich, alle Animationen sind flüssig und der Soundtrack geht sofort ins Ohr. Als i-Tüpfelchen wurde uns sogar noch ein Batteriespeicher spendiert. Spielerherz was willst du mehr.
Golden Axe Warrior ist ein Zelda Klon, da gibt es keine Diskussion. Aber ganz ehrlich: Das Spiel ist so verdammt gut, dass es dem Original praktisch ebenbürtig ist. Wer Zelda mag, wird auch Golden Axe Warrior lieben. Ein ganz ganz großes Spiel auf dem Master System!