World of Goo im Test

Macintosh
Bereits auf der Games Convention 2008 in Leipzig machte World of Goo einen hervorragenden Eindruck - voller Elan berichteten uns die beiden Spiele-Entwickler Kyle Gabler und Ron Carmel von ihrem neuen Projekt World of Goo, welches in Eigenregie auf die Beine gestellt worden war, nachdem sie sich bei ihrem bisherigen Arbeitgeber Electronic Arts kreativ zu eingeengt fühlten. Tja - und was die Jungs da in einem Anflug von innovativen Kräften produziert haben, kann durchaus als Geniestreich bezeichnet werden!
Seit diesem Tag ist World of Goo bereits für PC und Nintendo Wii erhältlich und wurde förmlich mit Lobpreisungen überschüttet. Plötzlich stahl ein Titel von einem winzigen kleinen unabhängigen Entwickler großen Namen die Show. Vor wenigen Tagen nun veröffentlichten die Heidelberger Jungs bei Application Systems die deutsche Macintosh Version von World of Goo und wir haben uns das ungewöhnliche Spielerlebnis detailliert angesehen!


World of Goo Screenshots (Macintosh) - click to enlarge


Die Kunst für Entwickler besteht ja stets darin, Inhalte komplex genug zu gestalten, so dass sie fesseln und gleichzeitig den Titel weiterhin leicht zugänglich zu halten. World of Goo schafft beides, denn das Spielprinzip hat es in sich, ist nach nur kurzer Spielzeit aber bereits perfekt verinnerlicht. Worum gehts? Nun, dass ist gar nicht so einfach zu erklären: Im Prinzip werdet ihr bei World of Goo zum Architekten in einer verrückten Welt, in der ganz eigene physikalische Gesetze herrschen. Kleine Schleimkugeln, auch Goo genannt, sind gleichzeitig Bewohner und Baumaterial in diesem Kosmos. Ähnlich wie im ewigen Klassiker Lemmings gilt es so viele Lebewesen wie möglich zu einem rettenden Ausgang führen. Dieses edle Vorhaben wird in die Tat umgesetzt, indem man sich die glitschigen Bälle greift und sie neu positioniert. Zwischen den Kugeln entstehen Verbindungen, die von den nicht verbauten Artgenossen genutzt werden können, um sich fortzubewegen und letztendlich ihr Ziel zu erreichen. In jedem Level gibt es ein vorgeschriebenes Minimum an Goos, die gerettet werden müssen. Es lohnt sich allerdings das Soll überzuerfüllen, doch dazu später mehr.


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Dabei verzichteten die Macher von 2D Boy gänzlich auf eine umgebende Story, wofür man ihnen wohl sogar dankbar sein darf. Trotzdem oder gerade deswegen entwickelt World of Goo durch kryptische Mitteilungen auf Schildern innerhalb der Levels sowie die abgedrehten Zwischensequenzen einen ganz eigenen Charme. Jede Herausforderung steht unter einem bestimmten Motto. So wird der Spieler beispielsweise darauf hingewiesen, dass zwei der sympathischen Protagonisten schon seit Ewigkeiten eine Fernbeziehung führen. Um Ihr Glück komplett zu machen muss ein großer Graben überwunden werden. Bei so viel Romantik muss man selbstverständlich erste Hilfe leisten.


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Hält man nun das Prinzip in den ersten Levels noch für ganz nett, aber sicher nicht abendfüllend oder gar über einen längeren Zeitraum fesselnd, so ändert sich die Meinung mit jeder weiteren investierten Spielstunde. So tauchen etwa verschiedenfarbige Goo-Bälle auf, deren spezielle Fähigkeiten das Tüftlerhirn auf die Probe stellen. Es gibt brennbare, unzerstörbare, hochelastische, explosive, flugfähige und viele andere Spezialkugeln. Über zwei Dutzend sind es insgesamt und jede Gattung hat Auswirkungen auf das Gameplay. Spätestens wenn das Erreichen eines Ausgangs die intelligente Kombination mehrerer Goo-Arten erfordert wird die Sache interessant. Ein tolles Leveldesign, das in regelmäßigen Abständen mit neuen Gefahren wie Wind, Feuer oder alles zermahlenden Maschinen aufwartet, trägt ebenfalls zu einem anspruchsvollen aber dennoch spaßigen Erlebnis bei.


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Gesteuert wird World of Goo dabei wunderbar einfach mittels Maus. Mit dem Nager scheucht ihr den Cursor über das Bild, der dann auf Knopfdruck einzelne Goo greift und wieder absetzt. Im späteren Verlauf gibt es auch Situationen, bei denen ihr Schussrichtung und die Stärke eingestellt, um die Goos anschließend in luftige Höhen zu befördern. Die einzige andere mögliche Aktion ist ein Lockruf, mit dem sich das lebendige Baumaterial an einen bestimmten Ort lotsen lässt. Ein kleines Ärgernis ist die relativ behäbige Geschwindigkeit mit der sich der Bildschirmausschnitt beeinflussen lässt. Da kommt es schon mal vor, dass sich die Ergebnisse einer mühsam geplanten Kettenreaktion in Bereichen abspielen, die der fleißige Baumeister nicht rechtzeitig erreichen kann.


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Der Star des Spiels ist und bleibt die völlig verrückte aber dennoch nachvollziehbare Physik, die den fantastischen Welten zugrunde liegt. Sind die Geheimnisse erst einmal ergründet, wird World of Goo nie unfair, da man sich auf bestimmte Gesetzmäßigkeiten blind verlassen kann. Das gilt für jedes der rund 50 Levels, die in mehrere Kapitel unterteilt sind. Da einige dieser Herausforderungen tatsächlich eine halbe Stunde oder mehr in Anspruch nehmen können, ist der Umfang durchaus ordentlich. Dennoch wäre ein Leveleditor zum Basteln eigener Rätsel definitiv das Sahnehäubchen auf dem Puzzlekuchen.


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Um die Motivation auch auf Dauer zu erhalten, haben sich die Macher einiges einfallen lassen: Beispielsweise darf ein frustrierendes Level einfach übersprungen werden. Durch das Anklicken von so genannten Zeitkäfern lässt sich die letzte Aktion rückgängig machen, was verhindert, dass sich Macianer nach einem kleinen Fehler mehrfach durch die gleichen Situationen quälen müssen. In einer Art Bonuslevel landen zudem alle zusätzlich gesammelten Goo-Bälle und dürfen zu einem Mega-Bauwerk kombiniert werden. Über das Internet wird dieser Turm mit den Leistungen anderer Architekten verglichen und besonders beeindruckende Konstruktionen landen sogar auf der World of Goo Webseite. So wie das gesamte Spiel ist auch diese Idee äußerst originell und lockt den Zocker selbst nach dem erstmaligen Durchspielen immer wieder, um bei jeder Herausforderung das Maximum an zusätzlichen Bällen herauszuholen. Trotzdem ist das internationale Wettbasteln kein Ersatz für vernünftige Highscore-Listen, die man leider vergeblich sucht.


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In der Computerspiel-Steinzeit war es absolut üblich, dass ein oder zwei Personen ein komplettes Spiel entwarfen und programmierten. Heutzutage wird oft eine komplette Etage in einem Hochhaus mit der gleichen Aufgabe betraut. Der Grund dafür liegt auf der Hand: mit den technischen Möglichkeiten sind auch die Ansprüche der Konsumenten gestiegen. Eine Armee von Künstlern, Animateuren, Designern und Komponisten ist notwendig, um ein ansprechendes Game zu entwickeln. World of Goo ist eine bemerkenswerte Ausnahme dieser Regel. Wenn man die Größe des Teams bedenkt, erwartet man ein Produkt, das optisch auf Sparflamme kocht und auch in Sachen Sound nicht viel Abwechslung bietet. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Der Erstling von 2D Boy sieht richtig gut aus. Lustig animierte bunte Figuren tummeln sich zu Dutzenden vor liebevoll gestalteten Hintergründen. Alles ist in Bewegung, so dass keine Langeweile aufkommt und mit Überraschungen wird nicht gegeizt.


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Wir wollen nicht zu viel verraten, aber große optische Veränderungen erwarten den Spieler nach Abschluss des dritten Kapitels. Von Zeit zu Zeit wird das Auge mit gelungenen, wenn auch nicht spektakulären, Explosionen oder ähnlichen Effekten verwöhnt. Für eine Topwertung im Bereich Grafik reicht es zwar nicht, aber das liegt auch daran, dass es sich bei World of Goo nun mal um ein 2D-Puzzle-Game handelt, bei dem die Übersichtlichkeit weit wichtiger ist als technischer Schnickschnack.

Und das fehlen jeglicher Bombast-Effekte macht sich natürlich auch bei den Systemanforderungen bemerkbar. Nicht nur, dass löblicherweise auch noch Besitzer von PPC Rechnern bedacht werden, World of Goo läuft sogar noch auf einem G4 Prozessor mit 1 Ghz mit 512 MB RAM und 32 MB Grafikkarte. Nur User von 10.3.9 Panther bleiben außen vor, denn 10.4 Tiger wird als Minimum genannt. Dazu belegt World of Goo gerade mal mickrige 150 MB auf eurer Festplatte.

Sebastian meint:

Sebastian

Wer ein Faible für innovative Spielideen hat, kommt am nur 20 Euro teuren World of Goo nicht vorbei. Zumal selbst ältere PPC Modelle noch unterstützt werden und somit selbst die letzten verbliebenen G4 Besitzer noch in den Genuss des fesselnden Spielprinzips kommen. Klare Kaufempfehlung!

Userwertung
10 1 Stimmen
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World of Goo Daten
Genre Puzzle
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit seit Januar 2009
Vermarkter ASH
Wertung 8
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