Ungewöhnlich sowohl für ein Lizenzspiel als auch einem Handheld bewegt sich der Spieler aus der Ich-Perspektive durch das Schloss Draculas. Er verkörpert den jungen Anwalt Jonathan Harker. Dieser turnt durch das alte Gemäuer, um letztlich genügend Beweise zu sammeln und dem bösen Grafen den Garaus zu machen.
Was ursprünglich viel größer geplant und anschließend aufgrund wirtschaftlicher Erwägungen gekürzt wurde, spielt sich absolut klassisch im Stil der End-Achtziger Point & Click Adventures á la Maniac Mansion, Zak McKraken & co.
Ausgerüstet mit einer Aktionsbox, welche die Begriffe wie »Take«, »Examine« oder »Open« kennt, durchforstet der Spieler jeden der düsteren Räume auf der Suche nach Hinweisen und nützlichen Items. Die Gruselatmosphäre kommt dabei nicht mehr so rüber, wie noch in den unschuldigen frühen 90er Jahren. Aber die dunkle Stimmung von Dracula Unleashed übt eine gewisse Anziehungskraft aus und weckt die Neugier.
Die für Computerspieler obligatorische Maus steht beim Atari Lynx bekanntlich nicht zur Verfügung. Lynxianer müssen mit dem Steuerkreuz vorlieb nehmen. Trotz aller Anstrengungen der Entwickler Dracula Unleashed optimal auf den Handheld anzupassen, wirkt die Handhabung hakelig und ungenau auf mich. Teils verlangte es viel Konzentration, um den Cursor genau auf einem bestimmten Gegenstand zu platzieren. Selbstverständlich auch eine Folge des kleineren Screens.
Glücklicherweise nahmen die Entwickler aber die Schwierigkeit heraus. Und so zeigt sich beim »überfahren« eines nutzbaren Objekts stets dessen Name - im Adventure Slang „Hotspot“ genannt. Und das gleich als Zusatz - natürlich ist das Spiel wie bei Lynx Software üblich komplett in der englischen Sprache gehalten.
Wen das nicht abschreckt, sollte auch sonst gute Nerven mitbringen. Denn die Programmierer vergaßen doch glatt eine Speichermöglichkeit! Da Passwörter nicht in Frage kommen, muss bei jedem Neustart von vorne begonnen werden. Also alles in einem Zug durchspielen! Ohne AC-Adapter für Strom aus der Steckdose besser gar nicht erst anfangen. Aber wer heute noch am Lynx spielt, hat in der Regel seinen Stromstecker.
Über die Grafik verlor ich schon ausreichend Worte. Karg, düster, charmant. Selbes Urteil gilt für den Sound: Die Hintergrundmelodie wirkt stimmig, noch besser gefielen mir allerdings die Soundeffekte wie zum Beispiel Wolfsgeheul, von denen aber zu selten etwas zu hören ist. Dennoch tolle Arbeit!
Ein Adventurespiel auf den alten Handhelds anständig hinzubekommen, war keine einfache Sache. Auch wenn Dracula - The Undead diverse Schwächen besitzt, so war ich letztens Endes doch sehr zufrieden damit. Zumal es auf dem Atari Lynx einzigartig ist. Durchgespielt habe ich es übrigens bis heute mangels Speicherslot noch nicht, aber vielleicht gebe ich mir irgendwann einen Ruck ...