Am interessantesten dürfte die JagFreeCD Funktion sein, die die ohnehin nicht leicht zu bekommenen bypass Module ersetzt und das abspielen von Homebrew CDs sowie alten Demos/Prototypen ermöglicht. Die zweite Zugabe ist da mehr für die echten Freaks. Der BJL Loader, ein Programm, welches es möglich macht, über ein separates Kabel, Software direkt auf den Jaguar zu überspielen. Das funktioniert selbst mit einem Atari ST. Allein diese beiden Funktionen rechtfertigen im Grunde schon den Kauf, da es für die meisten User vermutlich die einzige Option ist, alte Demos auf ihrer Konsole abzuspielen.
Doch zurück zum eigentlichen Spiel. Die Story kann man sich getrost schenken. Wie so oft muss man seine Mitbürger vor den Angriffen feindlicher Aliens beschützen. Wer hätte das gedacht? Im Gegensatz zum direkten Konkurrenten Defender 2K gibt sich Protector überraschend schlicht und old school lastig. Das Gameplay scheint sich nicht im Geringsten verändert zu haben. Und so düst man noch wie vor ewigen Zeiten allein oder zu zweit über die Planetenoberfläche und ballert auf alles was den Anschein erweckt die hilflosen Bewohner entführen zu wollen. Ausbaufähige Waffensysteme, Smartbomben und der berühmte Hyperraumsprung dürfen da natürlich nicht fehlen. Doch Vorsicht, wer wild um sich schießt, kann schnell die Kolonisten treffen, welche man ja ursprünglich beschützen soll. Ist der Sektor gesäubert, geht es ab in den nächsten wo sich das Geschehen wiederholt. Dies mag zwar jetzt etwas monoton klingen, und zugegeben die Abwechslung ist wirklich nicht sonderlich groß. Allerdings lässt das schnelle und Adrenalinfördernde Spielprinzip einem nicht die Zeit, sich darüber aufzuregen. Denn die Gegner sind alles, nur kein Kanonenfutter. Von langsamen Ufos bis hin zu wendigen Nervensägen wird einiges geboten.
»Nur noch dieses Level!« Wer kennt den Spruch nicht? Hier werden Parallelen zu Tempest deutlich. Simpel und vor allem deshalb auch fesselnd. Der Fortschritt wird dabei übrigens in 5er Schritten gesichert und so kann man jederzeit in das Spiel einsteigen, sollte man dem vorzeitigen Game Over zum Opfer fallen.
Bei einem solch hektischen Spiel ist die Steuerung natürlich besonders wichtig und dort punktet Protector. Direkt und ohne Auslaufen wie bei Defender 2K kann man sicher durch die Horden von feindlichen Objekten manövrieren. Es dauert keine 10 Sekunden, bis man die simple und intuitive Steuerung beherrscht.
Was bei Protector aber wirklich den Old-School Charme auslöst, ist die einfache Präsentation. Ein unspektakuläres Hintergrundbild und eine Planetenoberfläche, welche vermutlich auch ein Atari STE darstellen könnte, sorgen nicht für Begeisterungstürme. Einzig die gerenderten Feinde machen deutlich, dass man es hier mit einer Hardware der 90er zu tun hat. Zur Entschädigung ist jedoch mächtig was los auf dem Bildschirm, wenn über 100 Objekte über den Screen flitzen und es von schönen Explosionen nur so wimmelt. Dabei geht der Jaguar fast nie in die Knie und zeigt nahezu konstante 60fps. Der Sound steht dem nicht nach: Ganz in der Tradition klassischer Arcade Games der 80er piepst und dröhnt es aus den Boxen untermalt von markanten Voice Samples.
Mit Protector SE kann man schön in die Vergangenheit eintauchen. Grafik, Gameplay und Sound passen einfach zusammen. Zwar wirkt die Optik unspektakulär und nicht abwechslungsreich, aber dafür ist die Spielbarkeit umso ausgereifter. Alles, was man sich fragen muss, ist, ob man sich für das betagte, jedoch fordernde, Spielprinzip begeistern kann. Letztlich ein guter Shooter, allerdings nichts für Leute, die ein R Type oder Raiden erwarten. Die Zusätze der Special Edition werten das Modul jedoch wesentlich auf und machen es ebenso für Spieler interessant, welche mit dem Spiel selbst nicht viel anfangen können. Deshalb auch eine etwas höhere Gesamtwertung.