Checkered Flag im Test

Jaguar
Es gibt Spiele wo man geneigt ist kitschige Sätze in die Einleitung zu setzen. Sätze wie z.B. „Besser gut geklaut als schlecht selber gemacht“. Checkered Flag von den Alien vs Predator Machern Rebellion ist solch ein Spiel. Doch selbst wenn man gewillt ist so zu beginnen, gibt es da doch ein kleines Problem. Und zwar das Spiel selbst. Denn irgendwie hat sich neben dem „gut geklaut“ auch noch eine gehörige Portion „schlecht selbst gemacht“ eingeschlichen. Was das genau ist erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.


Checkered Flag ist kein Unbekannter im Heimbereich. Schon einige Jahre zuvor erschien das Rennspiel auf Ataris Lynx und heimste recht gute Bewertungen ein. Wenn man sich aber nun die Jaguar Version so anschaut ist der erste Gedanke jedoch bei einem ganz anderen Klassiker. Und zwar bei SEGAs Virtua Racing, welches von einigen gerne als Urvater der modernen Rennspiele bezeichnet wird. Ursache für diesen Vergleich ist fraglos der look von Checkered Flag. Wie beim SEGA Hit bestehen Autos und Rennstrecke zu 100% aus nackten Polygonen. Und auch auf Ataris Raubkatze nimmt man hinter einem Formel 1 ähnlichen Gefährt platz. Ebenfalls stehen diverse Perspektiven zur Auswahl. Inklusive Cockpit Ansicht mit Lenkrad und Händen.





Auf den zweiten Blick zeigt Rebellions Racer dann aber doch seine Eigenständigkeit: Neben den Genre typischen Spielvarianten Practice, Single Race und Tournament überrascht das Spiel mit seiner Flexibilität bezüglich Einstellungen. Sein Auto darf neu lackiert werden, das Wetter lässt sich beeinflussen ( per Cheat sind auch Nachtfahrten möglich ), verschiedene Reifen und Flügeleinstellungen stehen zur Auswahl und selbst Gegnerzahl ( max. 5 Gegner ) sowie Rennrunden lassen sich einstellen. Sämtliche Einstellungen werden dabei im Modul gesichert. Hier hebt man sich doch deutlich vom SEGA Spiel ab und geht mehr in Richtung Rennsimulation. Mit 10 Strecken wird zudem auch genug Abwechslung geboten. Von tropischen Palmen über futuristische Täler bis zur Eiswüste kann jede Strecke mit einem individuellen Setting aufwarten. Unverzeihlich, und zugleich ein Rätsel, ist aber der Verzicht auf einen 2 Spieler Modus. Dies allein wird für viele schon der Todesstoß sein.
 



Auf der Rennstrecke angekommen wird schnell klar das zu einem guten Spiel mehr gehört als sich bei der Konkurrenz zu bedienen. Bei der Umsetzung haben sich dann doch etliche Fehler eingeschlichen. So bietet die Grafik kaum mehr Details als die Mega Drive Umsetzung von Virtua Racing. Zumindest kann sie aber durch eine recht saubere Darstellung glänzen. Vergleichsweise wenig Pop ups und ein sauberer Look verweisen auf die potentere Hardware. Während am Streckenrand Getier wie z.B. Pinguine anzutreffen sind, ziehen Zeppeline über der Strecke ihre Kreise. Wohlgemerkt alles in Form von Polygonen und nicht wie in anderen Rennspielen als flache Bitmaps. Insgesamt wirkt die Optik aber doch sehr Steril und hätte ein paar zusätzliche Details gut vertragen können. Zeitweilig kommt sogar ein gutes Geschwindigkeitsgefühl auf. Etwas was den Genre Konkurrenten auf Ataris Raubkatze oft fehlt. Doch leider geht die Framerate auch gerne mal in den Keller. Vorzugsweise dann wenn es wirklich drauf ankommt. Wie z.B. dichten Gegner Gedrängel.
 



Mit der an sich doch recht unspektakulären Grafik kommt man noch recht gut klar, größere Kritikpunkte finden sich mal wieder im Gameplay selbst. Fehlende Boxenstops, kein Reifenverschleiß und das nicht vorhandene Schadensmodell kann man noch verzeihen. Doch die Steuerung ist mehr als nur gewöhnungsbedürftig. Arcade typisches driften kann man sich schon mal abschminken. Wie in der echten Formel 1 heißt es scharf abbremsen und sauber einlenken. Wobei letzteres leichter gesagt ist als getan. Das Auto steuert sich recht träge und man meint die Vorderräder würden auf einer Schiene festsitzen. Übertreibt man es wiederum steht das Auto gleich quer. Wer zudem öfters die Banden streift kann sich später als Experte für Ping Pong Bälle ausgeben. Kurios auch die Gegner. Während diese wie so oft stur der vorgegebenen Linie nachfahren, donnern sie gerne mal dem Spieler hinten rein. Dabei wird das eigene Fahrzeug wild durch die Luft geschleudert, während der Unfallverursacher unbeirrt weiterfährt. So müssen sich wohl die Fahrzeuge in Burnout Revenge fühlen. Um das ganze aber noch unfairer zu machen ist selbiges dem Spieler verwehrt. Wer so Todesmutig ist den Vordermann etwas anzuschieben wird abrupt abgebremst und verliert kostbare Zeit. Selbst beim Start bleibt man nicht vor solchen Phänomenen verschont. Wer nicht schnell genug vom Fleck kommt darf mitunter ansehen wie die CPU Fahrzeuge einfach durch das eigene Auto hindurch fahren.
 



Bei der musikalischen Untermalung geht es zum Glück leicht aufwärts. Die Motoren klingen zwar auch hier wieder viel zu schrill und nahezu hyperaktiv, doch bei der Hintergrundmusik kann man durchaus etwas punkten. Jede Strecke besitzt ihre eigene Melodie, welche teilweise durchaus gelungen sind und selten nervig werden. Allerdings wird man sofort an die klassischen Atari ST Sound Files erinnert. Was man direkt auf die Technik schieben kann. Denn obwohl stellenweise schon ein kleiner Ohrwurm dabei ist, hat man doch sehr an den Kanälen gespart, wodurch alles etwas dünn und arg künstlich wirkt. Zum Ausgleich gibt es aber teils sehr gelungene Stereo Effekte aus den Boxen. Eine viel zu spärlich eingesetzte Sprachausgabe rundet das Soundpaket schließlich ab.
 

Unser Videoreview zu Checkered Flag

Nils meint:

Nils

Checkered Flag ist mal wieder ein typisches Jaguar Spiel. Mit der Grafik kann ich noch sehr gut leben, hat sie doch diesen liebenswerten Retrocharme. Wenn auch sie schon damals keine Chance gegen Konkurrenten wie Ridge Racer hatte. Doch Steuerung und Gegnerverhalten nerven gewaltig. Da muss man schon viel Zeit investieren um überhaupt in der Lage zu sein eine saubere schnelle Runde zu fahren. Der fehlende 2 Spieler Modus setzt dem ganzen schließlich die Krone auf. Wie so oft auf dem Jaguar wird auch hier ein Spiel mit viel Potential durch absolut unnötige Fehler aus dem Rennen geworfen. 

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6.8 11 Stimmen
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Checkered Flag Daten
Genre Racing
Spieleranzahl 1
Regionalcode codefree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit seit 1994
Vermarkter Atari
Wertung 4.5
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