Sieht aus wie MySims, spielt sich wie Animal Crossing!
Selbige benötigt ihr nämlich zum Bau der vielen bunten Gegenstände, die sich auf eurer im Spielverlauf weiter anwachsenden Bauleiste einnisten. Also hackt ihr Holz aus den Bäumen, klopft Edelmetalle aus Felsen und Böden und durchstöbert Gräser nach brauchbaren Dingen. Alles natürlich stilecht per Wii-Methode mittels den entsprechenden Handbewegungen, die anfangs entzücken, später aber etwas lästig werden. Glücklicherweise lässt sich bei vielen Aktionen auch einfach auf den A-Button der Wiimote ausweichen, so dass bleibende Schäden beim Spieler auszuschliessen sind.
Prinzesschen ist ein verwöhntes Gör...
In welcher Reihenfolge ihr euren zu Spielbeginn selbsterstellten Sim die anfallenden Aufträge erledigen lasst, ist allein euch überlassen. Ebenso wie ihr in freier Reihenfolge von Eiland zu Eiland schippern dürft, um die Bewohner des Inselkönigreichs aus ihrer selbsterwähnten Depri-Phase herauszuholen. Würde ich auf der Insel Niedlingen leben müssen, nicht auszuschliessen, dass ich ebenfalls depressiv werden würde. Wer denkt, quietschbunte Optik und niedliche Charaktere seien nicht mehr zu toppen, hat das Eiland noch nicht besucht. Immerhin warten mit der Cowboystadt Wildwest und der Geisterinsel Spukikana noch zwei weitaus ernsthaftere Eilande für zehnjährige Abenteuer. Und genau an diese Klientel richtet sich MySims Kingdom auch ganz offensichtlich, was auch an den (mit Verlaub) etwas einfältigen Dialogen im Sendung mit der Maus Stil deutlich wird. ("Oh, ich hätte so gern Haus!" "Ein Haus? Kein Problem - wohin damit?" "Oh, danke danke")
Immer gut drauf, dieser König Roland - so müssen Monarchen sein!
Das auch ältere Spieler trotzdem Freude an MySims Kingdom haben können, liegt am Baumodus. Hier errichtet ihr entweder ganze Gebäude oder Inneneinrichtungen. Da ihr Dinge wie Farben und Stellplätze innerhalb eines gewissen Rahmens selbst wählen könnt, fühlen sich insbesondere verkappte Bauingenieure mit Faible für Kreativität angesprochen. Etwas, dass ja bereits bei Animal Crossing gut klappte und hier sogar noch einen Tick besser.
Dieser Kahn bringt euch von Insel zu Insel
Nicht vernachlässigt werden sollten auch die Kontakte mit anderen Sims, die gern schon mal das eine oder andere brauchbare Item oder eine Information für Freunde bereithalten. Die Betonung liegt dabei auf Freunde und so müsst ihr euch erst nach bekannter Sims Manier durch Interaktion in die Herzen simulieren, wobei ihr bei diesen anspruchslosen Gesprächen die Richtung bestimmt. Die Charaktere sprechen dabei in der Tradition der Reihe natürlich wieder stilecht "Simlish", dass ja irgendwie entfernt an eine echte Sprache erinnert. Aber eben nur irgendwie.
Grafisch wartet der Titel mit der erwähnten quietschbunten Grafik und niedlichen Charakteren auf, die insbesondere über eine vielfältige Mimik verfügen. Der Rest ist hingegen eher ... karg. Hintergründe und Landschaften hätten am deutlichsten mehr Details vertragen, dafür sind allerdings auch die Ladezeiten angenehm kurz ausgefallen und der Cartoon-Style verfügt zweifelsfrei über einen eigenen Charme. 480p Unterstützung (progressive scan) ist ebenfalls mit an Bord, dass man sich eine 50/60 Hz Option bei MySims Kingdom schenkte, kann angesichts des eher gemächlichen Spielprinzips durchaus verschmerzt werden.
Keine Frage: MySims Kingdom ist ein Spiel für die ganze Familie. An Stelle von Electronic Arts hätte ich mir noch einen unterbezahlten Pädagogen gesucht, der dem Titel noch seinen "geeignet" Stempel aufgedrückt hätte. Doch auch ohne Gütesiegel so dürfen Eltern zum bevorstehenden Weihnachtsfest zugreifen - der Nachwuchs wird es danken. Kenner des ersten MySims Teils freuen sich über intelligente Verbesserungen, haben durch die geringen Änderungen am grundlegenden Spielprinzip allerdings keinen Grund hier zwangsläufig nochmal 50 Euro zu investieren.