Dreamfall: The Longest Journey im Test

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Mit The Longest Journey machten die norwegischen Entwickler von Funcom vor sechs Jahren alles richtig und heimsten sämtliche Adventure-Preise ein. Nun steht der langerwartete Nachfolger in den Händlerregalen. Wir wollten natürlich wissen, ob Dreamfall: The Longest Journey mit dem Vorgänger mithalten kann!

Die schöne Zoe hat ein abgefahrenes Abenteuer vor sich...


Mit April Ryan wurde uns vor sechs Jahren eine der bis dato bemerkenswertesten Spieleheldinnen in The Longest Journey vorgestellt. April verfügte über die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Welten wandeln zu können – ihrer futuristischen Heimat und dem magischen Ort namens Arcadia. Das Gleichgewicht zwischen diesen Parallelwelten war durcheinander gekommen und es lag an April die Geschichte wieder in Ordnung zu bringen. Wer den Vorgänger nicht gespielt hat, wird bei Dreamfall zwar viele Verweise nicht verstehen, doch zwingend notwendig für den Spielspaß ist das Spielen des ersten Teiles nicht. Ich empfehle es euch aber trotzdem, nicht nur weil The Longest Journey ein absolutes Must-Have ist, welches mittlerweile auch zu einem sehr günstigen Preis in der Special Edition verkauft wird.

Normalerweise beginne ich meine Reviews mit einem kurzen Abstecher in die Geschichte des Spiels. Da gerade die das große Highlight in Dreamfall bildet, muss ich nun wirklich aufpassen, dass keine Spoiler durchkommen. Daher hier die Basics... In Dreamfall schlüpft ihr in die Rolle von Zoe Castillo, einer klugen und attraktiven jungen Frau, die durchaus an April erinnert, obwohl sie weniger zynisch ist. Zoe scheint alles zu haben wovon man nur träumen kann: ein wunderbares Zimmer mit toller Aussicht, einen verständnisvollen Vater und einen mit der neusten künstlichen Intelligenz ausgestatteten Affenroboter. Was will man mehr in der Zukunft? Und doch steht sie an einem schwierigen Punkt ihres Lebens... sie lebt immer noch zuhause bei ihrem Vater und denkt darüber nach, was sie mit ihrem Leben anfangen soll, welches ihr bislang keinerlei Richtungen vorgewiesen hat. Die Schule hat sie geschmissen, ihren Freund vor kurzem erst verlassen. Wenigstens versteht sie sich mit diesem noch gut und so kommt er, von Beruf übrigens Journalist, eines Tages an und bittet Zoe um einen Gefallen bzw. um Hilfe für die Arbeit an einer neuen Story. Ab diesem Moment lässt sich Zoe auf ein Abenteuer ein, dessen Verlauf sie sich so sicher nicht vorgestellt hat.


... in dem sie an die merkwürdigsten Orte gelangt.


Im Laufe des Abenteuers trifft Zoe auf viele weitere interessante Charaktere, von denen Longest Journey-Spieler einige wiedererkennen sollten. Die Dialoge sind alle wunderbar flüssig in Szene gesetzt und profitieren von einer wunderbaren Synchronisation. Dem Storywriter gebührt hier aber der größte Respekt. Dreamfall spielt mit den Welten zwischen Realität und Science Fiction, wie man es im Kino nur in ganz atemberaubenden Ausnahmefällen erlebt. Doch auch Kritik ist angebracht. Während kleinere Räume zur eigenen Interpretation von gewissen Dingen bei mir absolut gerne gesehen sind, lässt Dreamfall zuviele Aspekte einfach so offen im Raum stehen, was den interessierten Spieler stellenweise fast wahnsinnig machen kann.

Während The Longest Journey was das Gameplay betrifft eindeutig in die Kategorie Old School-Adventure gesteckt werden konnte, ist dies beim Nachfolger nicht mehr der Fall. Dreamfall ist eine Mischung aus klassischem Adventure sowie Action-Adventure. Wie ich das meine merkt der Spieler sehr schnell, denn ihr steuert Zoe z.B. frei in einer 3D-Welt herum, sprich Schluss mit Point’n Click. Neben viel Interaktion mit anderen Charakteren beschäftigen euch ein paar Inventar Puzzle, einige in der Umgebung angebrachte Rätsel sowie diverse Stealth-Sequenzen. In den tollen Dialogen bieten sich euch hin und wieder verschiedene Antwortmöglichkeiten an, so dass ihr Zoe genau so reagieren lassen könnt, wie ihr antworten würdet.


Die Dialoge mit anderen Charakteren bestimmen das Spielgeschehen.


Ein Plus bei den Rätseln von Dreamfall ist, dass einige von ihnen sehr ‚offen’ gestaltet sind und ihr mit verschiedenen Lösungswegen ans Ziel kommen könnt. Wenn ihr z.B. an jemandem vorbei müsst, der euch aber nicht einfach so passieren lassen wird, gibt es drei Möglichkeiten: vorbeischleichen, ihn vollquatschen bis er entnervt aufgibt oder aber die Fäuste sprechen lassen. Ja ihr habt richtig gelesen, gekämpft wird in Dreamfall auch. Doch diese Fälle sind die Minderheit, generell gibt es irgendwie nicht soviel richtiges ‚Gameplay’ in Dreamfall. Und so werdet ihr euch denken, wenn ihr bei einem der wenigen schwereren Rätsel ein bischen länger braucht, dass diese Abwechslung wirklich mal gut tut.

Die Steuerung von Dreamfall läuft generell ganz gut, auch wenn die Kamera in engen Ecken ganz gerne mal ein bischen spinnt. Aber da es nicht sonderlich viele Action Sequenzen gibt wird das nie einen wirklichen Schaden mit sich bringen. Gegenstände mit denen ihr interagieren oder die ihr näher untersuchen könnt, werden aus der Umgebung hervorgehoben wenn ihr euch ihnen nähert. Wie gehabt erfahrt ihr durch das Begutachten von Gegenständen eventuell weitere wichtige Dinge und könnt dann anhand dieser Informationen den nächsten Schritt planen. Eine Karte oder ähnliches wurde nicht integriert. Da die Areale aber nicht so groß und nicht unübersichtlich sind, kann man da ein Auge zudrücken.


Spoiler freier Bilduntertitel? Nicht möglich ,,,)


Nach gut zehn Stunden sehr ihr das Ende des Spiels und falls ein komischer Nachgeschmack bleiben sollte, kann ich euch vergewissern, dass ihr nicht alleine seid. Dreamfall baut über diese Stunden eine wunderbare und abgefahrene Story auf und ihr freut euch als Spieler auf das große Finale, welches dann, wie schon in anderen Situationen im Spiel, nicht stattfindet und stattdessen alles Weitere völlig offen gelassen wird. Das trübt den Eindruck dieses tollen Spiels dann schon, denn der Spieler fühlt einfach, dass noch dicke Stoff für fünf weitere Stunden da gewesen wäre. Leider gibt es auch keine Extras wie eine Artwork Gallerie, die bei den schönen Settings wirklich wünschenswert gewesen wäre, oder ähnliches.

Dreamfall bringt einen ganz eigenen Stil ans Licht. Obwohl manche Textur nicht so richtig scharf ist und auch die Charaktermodelle nicht mit einer Überzahl von Poligonen strotzen, fällt der Gesamteindruck auf eine ganz individuelle Art und Weise positiv aus. Super sind vor allem die Umgebungsgrafiken bzw. das Design der Areale. An den Charakteren gefällt insbesondere die Lippensynchronität sowie die Körpersprache, die sie richtig lebendig wirken lassen.

Durch den Sound wird Dreamfall zum dramatischen Schauspiel. Sowohl die Quantität als auch die Qualität der Synchronisation ist wirklich erste Liga und der Soundtrack bietet viele variantenreiche Stücke, die euch auch nach dem Ausschalten des PC noch im Ohr hängen bleiben. Im Schnitt wurden die gefühlvollen Songs ganz vorzüglich auf die entsprechenden Szenen im Spiel gelegt, ein großartiges Erlebnis – nicht nur für die Ohren.


Leider hat Zoe keine Zeit hier nach einem guten Tropfen zu suchen...

Gregory meint:

Gregory

Dreamfall: The Longest Journey ist ein Science Fiction Drama der Spitzenklasse. Eine sehr komplexe aber uneingeschränkt ansprechende Story paart sich mit glaubenswürdigen Charakteren, phantasievollen Settings sowie Situationen, die einem als Spieler nicht geläufig sind. Während das Spiel als Eigenprodukt überzeugt, kann auch aus dem Nachfolger-Blickwinkel nicht viel gemeckert werden. Ob die Erwartungen der Fans erfüllt werden kann man kaum generell beantworten, denn Dreamfall ist ‚anders’. Trotzdem kann ich das Spiel auch den Longest Journey-Anhängern durchaus empfehlen, auch wenn die großartige Story zu schnell und zu offen beendet wird. 

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9.1 1 Stimmen
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Dreamfall: The Longest Journey Daten
Genre Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 24.05.2006
Vermarkter dtp
Wertung 8.5
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neXGam YouTube Channel
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