The Legend of Heroes: Trails from Zero im Test

The Legend of Heroes ist keine J-RPG-Serie, die große Bekanntschaft genießt. Dennoch wurden in den letzten Jahren die jeweiligen Teile ebenfalls außerhalb des Landes der aufgehenden Sonne herausgebracht, wenn auch teilweise mit enormer Verspätung. Mit Trails of Cold Steel IV endete die letzte Subreihe. Und anstatt Trails into Reverie oder Kuro No Kiseki hier in den Handel zu bringen, die beiden Games, die in Japan nach TOCSIV erschienen, hat Nihon Falcom eine andere Entscheidung gefällt. Man blickte quasi auf die Vergangenheit der Serie, erblickte die Crossbell-Spiele, die aus Trails from Zero und Trails to Azure bestanden, und fasste den Entschluss, jetzt den ersten Teil der Story überarbeitet herauszubringen.

Das mutet wie eine merkwürdige Entscheidung an. Denn Trails from Zero kam das erste Mal 2010 für die PSP nur in Japan heraus. Dieser Ursprung ist dem Titel anzumerken, denn auch wenn in Sachen Optik einiges gemacht wurde, erinnern vor allem die Charaktermodelle und die Menüs noch an den Handheldursprung.

Und trotzdem wirst du dich nach kurzer Zeit an die Grafik gewöhnen und das Spiel so schnell nicht mehr aus der Hand legen, was vor allem an der gelungenen Story liegt, ihren Protagonisten, sowie dem Gameplay an sich.

Wer ein Fan der The Legend of Heroes-Reihe ist, der wird in Trails from Zero wiederholt Anspielungen auf die anderen Titel finden. Wem diese allerdings entgehen, für den ist dies kein Beinbruch, da diese Anspielungen jetzt nicht relevant für das Verständnis der Story sind. Es sind nette Anreicherungen, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Du steuerst eine 4er-Gruppe an Helden. Hauptfigur ist Lloyd Bennings, der einen Abschluss an der Polizeiakademie hat und zurück in seiner Heimat der neu gegründeten Spezial Einheit Special Supports Section beitritt. Diese hat die Aufgabe, das Vertrauen der Bürger in die Polizei wiederherzustellen, was im Prinzip im Spiel nur Ausrede dafür ist, dass du diverse simple Nebenmissionen absolvieren musst, die aus viel Hin- und Herlaufen bestehen. 

Unterstützt wird Lloyd von Randy Orlando, einem ehemaligen Soldaten, der das Leben locker nimmt. Von Elie McDowell, der Erbin einer einflussreichen politischen Dynastie, die allerdings auf eigenen Beinen stehen möchte. Sowie Tio Plato, einem zurückhaltenden jungen Mädchen, dass sich mit Elektronik bestens auskennt. Gemeinsam erlebt das Quartett vielfältige Abenteuer, in derem Verlauf es einer großen Verschwörung auf die Spur kommt.

Das Besondere an Trails from Zero ist, wie die Story erzählt wird. Das Game lässt sich wirklich Zeit, um einem die Stadt Crossbell näher zu bringen, was für Organisationen es in ihr gibt und wie die alle im Verhältnis zueinanderstehen. Gleichzeitig wird allerdings auch die diversen politischen Intrigen geschildert und dass eben nicht alle mit der Existenz und Idee hinter der SSS einverstanden sind.

Dabei können die Mainquests vor allem dadurch überzeugen, dass sie teilweise wirklich wie Polizeiarbeit wirken. So musst du im Prolog des Games herausfinden, wer ein Interesse daran hat, die beiden größten Gangs der Stadt gegeneinander aufzuhetzen. Das beinhaltet auch viel Hin- und Her- Gelaufe, um so beispielsweise mit Zeugen zu reden. Dabei hält das Game immer wieder inne, und lässt einen selber Schlussfolgerungen ziehen, wobei es einem mehr oder wenige subtile Hinweise gibt, solltest du falsch liegen. Du darfst hier jetzt kein Ace Attorney-artiges Gameplay erwarten, doch innerhalb des Spiels an sich macht diese Spielweise durchaus Spaß.

Vor allem, weil es eine nette Abwechslung von der Norm ist, die eben auch beinhaltet, dass du quasi Dungeons durchläufst und dich mit diversen Gegnern rundenbasierend auseinandersetzt. Für jeden gewonnen Kampf gibt es dann ebenfalls Erfahrungspunkte, so dass du regelmäßig im Level aufsteigst.

Das rundenbasierende Kampfsystem ist ganz nett. Jede Aktion hat Konsequenzen. So brauchen beispielsweise magische Attacken eine gewisse Zeit, bis sie aufgeladen sind und so lange sind die Gegner am Zug. Ebenso lassen sich mit manchen Angriffen Feinde zurückstoßen. Und mit jeder Aktion oder Treffer, den du kassierst, lädt sich eine Leiste auf, mit der du am Ende eine Critical Art ausführen kannst, einen Superspezialangriff. 

Es ist außerdem herausfordernd. Vor allem stärkere Gegner erfordern zu Beginn des Games bestimmte Entscheidungen, um die Auseinandersetzung auch zu bestehen. Triffst du die Falsche, kann es leicht passieren, dass mit dir am Ende der Boden aufgewischt wird.

The Legend of Heroes: Trails from Zero macht Spaß, hat aber auch, neben der teilweise altbackenen Grafik, noch das Problem, dass es nicht gerade einfach zu handeln ist. Gemeint ist, dass zum Beispiel eine Übersicht über aktuelle Missionen und deren Verlauf du erst mühsam übers Pausenmenü und dem Item Detective Handbook aufrufen kannst. Auch fällt es einem zu Beginn leicht, sich in Crossbell zu verlaufen. Die verschiedenen Stadtteile sind zwar unterschiedlich designt. Doch ehe du weißt, wo was ist, dürfte einiges an Zeit vergehen, denn es fehlt leider an einer Kartenansicht der Stadt.

Doch davon abgesehen ist das Game großartig. Es macht jede Menge Spaß und wenn du erstmal angefangen hast, wirst du es nur schwer aus den Händen legen können.