Wenn ich überlegen müsste, was das letzte innovative AAA-Spiel, welches ich getestet habe, dann müsste ich eine Weile nachdenken. Ich würde versuchen, den Begriff AAA zu definieren, auf bestimmte Namen einzuschränken. Und würde anschließend über kurz oder lang bei The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom landen. Nichts gegen ein Assassin’s Creed: Mirage oder ein Marvel’s Midnight Suns. Das waren beides gute und unterhaltsame Titel. Aber unterm Strich erfanden sie das Rad nicht wirklich komplett neu, sondern verließen sich auf bekanntes Gameplay, welches sie nur teilweise abwandelten.
Jetzt ist von allen AAA Publishern und Entwicklern Nintendo mittlerweile gefühlt der Einzige, der bei seinen Spielen auch mal neue Ansätze wagt. Der eine altbekannte Formel durch frische Ideen aufpoliert oder neue Konzepte auf den Markt wirft. Das funktioniert natürlich nicht immer: Man denke nur 1-2-Switch. Aber wenn du dann ein Metroid Dread vor dir hast, ein Super Mario Odyssey, dann weist du, dass hier beste Unterhaltung geliefert wird.
Was auch bei Super Mario Bros. Wonder der Fall ist. Und hier gibt es im Vergleich zu anderen Titeln noch mehr, viel mehr Innovationen. Im Prinzip kann man sagen, dass fast jeder Level des Games eine brandneue Idee bietet, mit der du so nicht gerechnet hast. Vor allem aber ist es ein Titel, bei dem du merkst, dass die Entwickler Spaß an der Sache hatten.
Es ist das erste komplett neue 2D-Mario seit New Super Mario Bros. U aus dem Jahr 2012. Es wurde also langsam Zeit, dass Nintendo mal wieder ein solches Mario-Game abliefert. Und abgeliefert haben sie, aber sowas von.
Die Story des Games handelt von Mario und Bowser. Doch anstatt, dass dieser mal wieder seinem Lieblingshobby nachgeht, Prinzessin Peach zu entführen, sorgt er dieses Mal im Flowers Kingdom für Ärger. Denn er stiehlt kurzerhand die große Wunderblume, verwandelt sich in ein riesiges, schwebendes Schloss und beginnt das Königreich zu terrorisieren. Klar ist natürlich, dass Mario und seine Freunde, dass nicht auf sich sitzen lassen und dem Schurken das Handwerk legen wollen.
Du spielst in Super Mario Bros. Wonder also nicht nur Mario und seinen Bruder Luigi, die üblichen Verdächtigen. Sondern ebenso einige Toads, Peach, Daisy, diverse Yoshis und Mopsie. Das Schöne ist, dass bis auf die beiden letztgenannten alle dieselben Entwicklungen teilen. Sie können mit der Feuerblume Feuerbälle werfen, werden zu Elefanten, oder können Seifenblasen abfeuern. Die beiden genannten Fähigkeiten sind zwei der drei neuen Abilities, die in diesem Spiel hinzukommen. Und jede dieser Fähigkeiten, steuert sich unterschiedlich. Also Elefant kannst du Röhren verschieben oder mit dem Rüssel Wasser versprühen. Die Seifenblasen können unter bestimmten Umständen auch als Plattformen dienen.
Natürlich findet das Spiel auf der obligatorischen Oberwelt statt, die in diverse Level unterteilt, die du dann jeweils einzeln aufsuchen kannst. Manche Stages schalten sich erst dann frei, wenn du eine bestimmte Anzahl an Wundersamen gesammelt hast. Gleichzeitig ist auch der Schwierigkeitsgrad auf Anhieb erkennbar. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Stages mit fünf oder mehr Sternen einen wirklich herausfordern.
Von den entsprechenden Samen sind in jeder normalen Stage in der Regel zwei versteckt. Die Betonung liegt auf „in der Regel“, da es jede Menge Geheimnisse gibt, die zu weiteren Objekten führen. Und anschließend existiert in den normalen Stages einmal die Wunderblume, die dazu führt, dass auf ein Mal alles anders wird, als es zuvor war.
Denn wenn du sie einsammelst, verwandelt sich auf ein Mal das gesamte Stage. Plötzlich bewegen sich Röhren wie Raupen, Piranhapflanzen fangen zu singen an oder es gibt eine Stampede, bei der du nicht unter die Füße geraten darfst. Es ist der absolute, helle Wahnsinn, wenn du siehst, was die Entwickler sich hier zusätzlich zu den anderen schon innovativ gestalteten Stages haben einfallen lassen. Dem Ideenreichtum scheinen in Super Mario Bros. Wonder keine Grenzen gesetzt worden zu sein.
Dabei ist der Weg zu der Wunderblume nicht immer einfach. Manchmal musst du auch innehalten und überlegen, wie du an das Objekt der Begierde kommt. Das Schöne ist, dass du das ohne Zeitdruck machen kannst. Denn der sonst bekannte Timer der Reihe ist in diesem Spiel nicht vorhanden.
Was einen bei der Suche nach den Geheimnissen zusätzlich unterstützen kann, sind die Abzeichen. An bestimmten Stellen auf der Oberwelt gibt es Level, die eine Herausforderung darstellen. Wenn du diese bestehst, erhältst du ein Emblem, was gleichbedeutend mit einem Bonus ist, denn du mit dir führen kannst. So kannst du unter Wasser einen Delfinkick ausführen, um dich noch schneller fortzubewegen. Oder du kriegst zu Beginn eines jeden Level einen Pilz. Oder du trägst ein Cappy, welches dann zu einer Art Segel wird. Oder, oder, oder... Dabei kannst du immer nur eins dieser Abzeichen gleichzeitig mit dir führen, weshalb du dir immer vor Levelbeginn gut überlegen solltest, welches du ausrüsten willst und welches nicht.
Neben den Wunderblumen kannst du auch Wundersamen einsammeln, mit denen du dann in einem Shop Abzeichen oder anderes kaufen kannst. Keine Sorge: Nintendo führt hier jetzt nicht wie Ubisoft einen In-Game-Store ein, wo du gegen Realgeld Items kaufst, mit denen sich der Weg zum Ziel abkürzen lässt. Stattdessen handelt es sich um ein kleines, nettes Gimmick.
Grafisch ist Super Mario Bros. Wonder sowieso über alle Zweifel erhalten. Die Darstellung ist niedlich, ohne, dass es übertrieben wirkt. Es gibt zahllose Details, auf die du achten kannst und der Levelaufbau ist immer wieder aufs Neue faszinierend. In einigen Stages kannst du beispielsweise auch in den Hintergrund gehen und dort Items einsammeln und du verlierst nicht den Überblick.
Es ist ein Wunder, wie wundervoll Super Mario Bros. Wonder ist. Wo andere Spiele nur zögerlich Innovationen einbauen, ist dieses Jump’n' Run proppenvoll damit. Vor allem die Wunderblumen und ihre Auswirkungen sind immer wieder für Überraschungen gut. Dazu noch die Tatsache, dass du dieses Mal auch unter anderem Peach und Toad steuern kannst, die ebenfalls die üblichen Marioupgrades kriegen, die vielen Geheimnisse und, und, und... Langeweile kommt in diesem Game nie auf.