Das Spiel ist dabei, passend zur damaligen Zeit, in kleine, circa 15-20 Minuten dauernde Episoden unterteilt, jeweils mit Einleitung und Abspann und den seinerzeit üblichen, übertrieben vertonten „Cliffhängern“. Aber genau das macht den Flair des Spiels aus. In den Rückblenden erzählt Iwan seinem russischen General, was er in den vergangenen drei Jahren erlebt „haben soll“. Die Wortwahl ist schon gut gewählt, denn Iwan gehört sicher zu den Menschen mit einer übergroßen Portion an Fantasie und ist bewandert in allerlei Abenteuerliteratur und Persönlichkeiten der russischen Geschichte. Dabei treibt er bei den Ausführungen seinen genervten General bis zur Weißglut, schafft es durch kleine Details aber immer wieder, ihn bei der Stange zu halten. Ich muss zugeben, dass mir deren Konversation auf Englisch in übertriebener russischer Tonlage zu Beginn ganz schön auf den Keks ging. Dabei müsst ihr, sofern benötigt, die Untertitel am oberen Bildschirm verfolgen, was im Geschehen nicht immer einfach ist. Erst im Verlauf merkte ich, dass gerade diese Erzählweise und das Gesamtergebnis abrunden.
Dabei verschlägt euch das Abenteuer durch wirklich schöne Gebiete und Geschichten. Dschungel, Eis, Wüste, Unterwasser, der Weltraum und mehr, gehören im Mobile Sektor optisch sicherlich zum Besten, was es gibt – wie gesagt im Mobile Sektor, auch wenn es nun noch einmal etwas aufgehübscht wurde. Der Schwierigkeitsgrad richtet sich hierbei absolut an Casual Gamer, die nur an ganz wenigen Stellen einen zweiten Anlauf oder minimale Denkpausen benötigen. Laufen, Springen, Ducken, meist eine Rennpassage pro Abschnitt, etwas „Pitall/Tarzan“ Lianen schwingen und ab und an ein kleines Quicktime Event, das beim Bestehen mit einem überheblichem Lachen garniert wird - mehr wird euch nicht abverlangt. Das Abenteuer führt euch dabei aber durch so viele toll dargestellte Gebiete, dass man irgendwie nicht von loskommt, wobei ihr auch das Volk der Menkv kennenlernen werdet, die sehr an die „Morlocks“ aus der Zeitmaschine erinnern. Nur Gamerscore/Trophy Jäger bzw. ganz junge Spieler werden hier aber wirklich den 2. Durchlauf konsequent angehen.
Bisher konnte ich auch nur den Preis für den Nintendo eShop mit knapp 13 Euro ausmachen. Ich bin gespannt, wie man den Titel auf PlayStation, Xbox und Steam positionieren wird. Bei Little Orpheus handelt es sich für mich um den idealen Kandidaten für den Xbox Gamepass bzw. Sonys neuen Infinite Dienst, also gleichgestellt mit Apple Arcade.
Als Cineast und Filmfan hat es Little Orpheus geschafft, mich sehr gut zu unterhalten und bei der Stange zu halten, auch wenn der Schwierigkeitsgrad kaum der Rede wert ist. Es ist eine erfrischende Abwechslung im teils gerade steuerungstechnisch überfordernden Angebot von Videospielen, ähnlich eines seichten Sonntagfilms, den man trotz gewisser Dinge bis zum Ende schaut. Wie gesagt – der ideale Gamepass Kandidat oder genau das richtige für Kids oder Eltern-Kinder Abenteuer.