Auch das neueste LEGO-Spektakel erfindet das Rad nicht neu und unterscheidet sich in Sachen Gameplay nur minimal von seinen vielen Vorgängern. Obwohl sich wahrscheinlich nur sehr wenige Menschen auf neXGam verirren, die niemals Luke Skywalker, Dr. Jones oder Bruce Wayne durch Plastikkulissen gejagt haben, erkläre ich das Grundprinzip gern. In LEGO-Filmumsetzungen werden fast immer komplette Kinostreifen in Form von Action-Adventures mit diversen Jump´N´Run-Einlagen nachgespielt. Dabei achten die Macher immer darauf, dass die besonderen Fähigkeiten der Helden auch in den Games eingesetzt werden können.
Genau wie in den Büchern und Filmen werden die Fähigkeiten von Harry, Hermine, Ron und den weiteren spielbaren Charakteren im Laufe der Zeit immer beeindruckender. Die magischen Formeln können nicht nur im eigentlichen Spiel frei geschaltet werden. Viele von ihnen sind auch in einem speziellen Shop gegen bare Münze erhältlich. Seltsamerweise sind nur wenige Zaubersprüche nötig, um die Aufgaben zu absolvieren, aber ein echter Fan der Materie muss natürlich trotzdem jeden einzelnen sammeln. Es ist relativ egal, dass es keinen echten Nutzen hat, jede beliebige Figur im Spiel durch einen Schwung des Zauberstabs zu einer Breakdance-Einlage zwingen zu können. Allein die Tatsache, dass es möglich ist, wird jeden Anhänger von Harry Potter freuen. Gelungen ist auch, dass die einzelnen Charaktere unterschiedliche Fähigkeiten haben, was nicht nur für Abwechslung sorgt, sondern es darüber hinaus immer wieder nötig macht, zwischen den verschiedenen Helden und Bösewichten hin- und herzuschalten. Die braven Gryffindoor-Schüler würden beispielsweise niemals einen der unverzeihlichen Flüche anwenden, während Lord Voldemort oder Harrys ewiger Widersacher Draco Malfoy keinerlei Gewissensbisse kennen.

Der recht niedrig angesetzte Schwierigkeitsgrad lässt den Schluss zu, dass sich das Game in erster Linie an Kinder und Gelegenheitszocker richtet. Knifflige Situationen sind selten und selbst Obergegner unternehmen meist nur sehr zaghafte Versuche, unsere Helden in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Wer aufmerksam ist, sollte auch kaum Probleme mit den vielen Mini-Rätseln haben, die sich immer durch den Einsatz der korrekten Zaubersprüche und das akribische Durchsuchen des jeweiligen Spielabschnitts lösen lassen. Sollte es doch einmal vorkommen, dass ein falsch angesetzter Sprung oder ein besonders gemeiner Fiesling einen der Hauptdarsteller aus dem virtuellen Leben reißt, erscheint die dahingeraffte Figur innerhalb weniger Sekunden wieder auf dem Bildschirm.
LEGO Harry Potter – Die Jahre 1-4 ist ein wirklich liebevoll gestaltetes Spiel und es dauert lange, bis die Augen sich an den toll in Szene gesetzten Schauplätzen satt gesehen haben. Besonders Hogwarts mit seinen Gemälden, Statuen und vielen Geheimnissen macht einen sehr guten Eindruck. Da lässt es sich leicht verschmerzen, dass die Effekte ein wenig veraltet wirken. Selbstverständlich ist es noch immer ein interessantes Schauspiel, wenn LEGO-Bauten in ihre einzelnen Bestandteile zerfallen, aber die Zauber hätten ruhig etwas opulenter ausfallen dürfen. Die Animationen aller virtuellen Bewohner der magischen Welt sind natürlich wieder zuckersüß, gerade weil sie etwas unbeholfen wirken, wie es sich für Plastikkameraden gehört. Auf den Fluren und in den vielen Räumen der Zauberschule ist immer etwas los und oft sind es gerade die computergesteuerten Nebendarsteller, die für Stimmung sorgen. Auch bei den Zwischensequenzen, die regelmäßig in kleinen Details von den Filmvorlagen abweichen, damit ein paar zusätzliche Jokes eingebaut werden können, sind wieder mal gelungen.
Wie es sich für eine hochwertige Film-Adaption gehört, wurde der Soundtrack direkt aus der Vorlage übernommen. Genau wie im Kino verleihen die Melodien dem virtuellen Hogwarts und den vielen weiteren Schauplätzen tatsächlich eine magische und leicht unheimliche Atmosphäre. Dazu gesellen sich die typischen humorvollen Soundeffekte, die zwar nicht wirklich beeindruckend klingen, aber jede Aktion passend untermalen. Ob das unverständliche Gemurmel, das in allen LEGO-Filmspielen statt einer echten Sprachausgabe zum Einsatz kommt nun ein Grund zur Freude ist, bleibt reine Geschmackssache. Emotionen wie Angst, Erstaunen oder Freude werden auf diese Art und Weise zwar gut wiedergeben, aber die komplexe Geschichte ist aufgrund fehlender Untertitel nur nachvollziehbar, wenn die Filmvorlagen bekannt sind.
Ich erinnere mich noch sehr genau daran, wie ich vor etwas mehr als einem halben Jahrzehnt das erste LEGO Star Wars Game auf der Playstation 2 gezockt habe. Damals konnte ich kaum aufhören zu lachen und legte den Controller oft erst nach mehreren Stunden vor der Konsole wieder hin. Ich musste einfach wissen, wie Jabba the Hut als LEGO-Figur aussieht, in wie viele Klötze der Todesstern zerfällt und welche Insiderwitze in der nächsten Zwischensequenz versteckt waren. Doch der Zahn der Zeit nagt unerbittlich und die Faszination lässt langsam nach. Natürlich ist es immer noch witzig, wenn bekannte Leinwandhelden durch skurrile Plastikwelten laufen, aber altgediente Zocker haben dieses Phänomen inzwischen einfach zu oft gesehen. Wer sich nicht mehr im Zustand der LEGO-Euphorie befindet, wird das überraschungsarme Gameplay und den kindergerechten Schwierigkeitsgrad des neuesten Ablegers der Klötzchensaga wahrscheinlich deutlich kritischer sehen als begeisterungsfähige Neueinsteiger. LEGO Harry Potter - Die Jahre 1-4 ist und bleibt ein grundsolides und technisch ansprechendes Action Adventure, das besonders im 2-Spieler-Modus ein kurzweiliges Wochenende verspricht. Danach ist für die meisten Erwachsenen aber definitiv Schluss. Nur Kinder oder absolute Harry-Fans werden alle Geheimnisse lüften, auch den letzten goldenen Block aufspüren und die komplette Horde von Charakteren freispielen.