Bayonetta 3 im Test

Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich Bayonetta in all den Jahren gemausert hat. War der erste Teil 2009 eher eine Art Geheimtipp, der sich leider nicht wirklich gut verkaufte, war es anschließend ausgerechnet Nintendo, die die Reihe retteten und 2014 Teil 2 ermöglichten. Dieser schlug ein, wie eine Bombe und machte die Titelfigur endgültig zu einer Videospielikone, nicht zuletzt auch in der LGBTQ+-Szene. Als schließlich Bayonetta 3 angekündigt wurde, war der Hype groß. Da konnte selbst eine Kontroverse um die ursprüngliche Sprecherin der Figur Hellena Taylor, beziehungsweise deren Ersatz durch Jennifer Hale ihn nicht beschädigen.

Dabei fängt Teil 3 auf eine ungewöhnliche Art und Weise an. Du spielst die junge und punkige Viola, die mit ansehen muss, wie die Bayonetta aus dem ersten Spiel durch ein mysteriöses Wesen getötet wird. Ihr kommandierender Offizier Sigurd schickt sie über die Weltenbrücke in Sicherheit, ehe auch er umgebracht wird. Schwer angeschlagen landet das junge Mädchen in dem Universum der Bayonetta des dritten Teils.

Die Story des Spiels ist eine Tour de Force. Ein wilder Ritt durchs Multiversum und ein Wiedersehen mit vielen bekannten Figuren, von denen einige neue Rollen haben, andere hingegen ihre bekannten Funktionen erfüllen. Du merkst dem Game an, dass die Macher ihren Spaß dabei hatten, teilweise einfach alles Bekannte durch den Kakao zu ziehen. Wobei dies nie despektierlich daher kommt, sondern zu dem humorigen Stil des Games passt.

Bayonetta war schon immer eine Reihe, die mit den gesellschaftlichen Konventionen spielte. Bei dem die Kleidung der jeweiligen Protagonistin zu Beginn des Spiels gerne mal stark beschädigt wird, du aber durch geschickten Lichteinfall oder Hindernisse nichts sieht. Und wo dann zum Höhepunkt hin die Heldin mit ihren Haaren sich ein neues Outfit erstellt. Das ist auch in diesem Teil so, der mit diesen Gewohnheiten genussvoll spielt.

Und genau wie bei den früheren Teilen geht es hier überwiegend nur darum, sich kunstvoll durch eine Vielzahl an Feinden zu prügeln, wo dann am Ende die Leistung bewertet wird. Wobei dies ehrlich gesagt zu kurz gegriffen ist, weil das Gameplay genauso wie beim Genre-Primus Devil May Cry herrlich übertrieben daherkommt. Du schlägst, schießt, blockierst und weicht aus, derweil du versuchst, einen Combozähler so hoch wie möglich zu kriegen.  

Weichst du in letzter Sekunde aus, aktiviert dies die Witch Time, in der das ganze Geschehen stark verlangsamt wird. Die perfekte Chance, einem Feind extra Schaden zuzufügen oder eines der Puzzles zu lösen. 

Neu hinzugekommen sind die Demon Slave und Demon Masquerade-Mechaniken. Wobei es sich hierbei nur um einen Ersatz der früheren Climax Summon und Umbrax Climax handelt. Dieses Mal kannst du bei erfolgreicher Aktivierung einen von Bayonettas Dämonen direkt kontrollieren und so selber dessen Attacken oder Spezialangriffe nutzen. Bei Letzterem fusionierst du mit einem dieser Dämonen und erhältst so Zugriff zu neuer Magie und noch stärkeren Angriffen. 

An bestimmten Stellen des Spiels kannst du auch Viola kontrollieren, die sich aber von Bayonetta komplett unterschiedlich steuert. Sie kann ihre Witch Time durchs Parieren aktiveren und hat nur einen Dämonen, Cheshire. Wenn sie den heraufbeschwört, wechselt sie vom Schwertkampfstil in den Faustkampfstil.

Hier zeigt die Switch, dass sie durchaus noch Power hat. Weil sie bei dem ganzen Geschehen zu keiner Minute ins Schwitzen oder Stottern kommt. Das Game läuft absolut flüssig, so dass ein wahrer Genuss ist, es zu spielen.

Wobei die Grafik trotz des Hohelieds am Ende doch noch seine Makel hat. Denn es gibt durchaus Situationen, wo die Kamera nicht so will, wie du selbst. Wo sie einen Blickwinkel einnimmt, der zwar das epische Geschehen perfekt wiedergibt. Der aber nicht dafür sorgt, dass du die Übersicht behältst und dementsprechend Schaden kassiert, was unnötig und nervig ist.

Auch der Soundtrack ist gelungen, mit jeder Menge exzellenter Tracks. Was die Synchronstimmen angeht, so kann im Original Jennifer Hale überzeugen. Sie schafft es perfekt, die Sinnlichkeit und das Selbstbewusstsein ihrer Figur einzufangen, so dass du ihre Vorgängerin nicht vermisst.