Avatar: Frontiers of Pandora - eine Reise mit Höhen und Tiefen im Test

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Im Jahre 2009 entführte uns James Cameron das erste Mal ins Alpha Centauri-System und einem seiner Monde Pandora, der von den großgewachsenen Na´Vi bewohnt wird. Der Film, welcher 2022 eine Fortsetzung bekam, war sowohl damals als auch im vergangenen Jahr, sicher das technisch atemberaubendste und schönste, was man bisher an Welt gesehen hat. Für Avatar Fans dürfte daher ein Traum in Erfüllung gehen, diese Welt nun in Avatar: Frontiers of Pandora selbst erkunden und erleben zu dürfen. Obgleich nur mit wenig Beachtung im Vorfeld gesegnet, dürfte sicher allen, die das Spiel zum ersten Mal gestartet haben, der Kinnladen zu Boden gefallen sein, spätestens beim ersten Betreten des Waldes. So war es auch bei mir und ich begann meine Reise in die Welt und Kultur der Na´Vi.

Avatar-Frontiers-of-Pandora-neXGam-01Als Cineast habe ich einmal Video der Serverfarmen gesehen, welche den damaligen Film berechnet haben. Wie sollte so etwas jemals auf einem PC oder Konsole auch nur annähernd dargestellt werden können, noch dazu mit einer Figur, die sich in dieser zu Lande und in der Luft frei bewegen kann. 14 Jahre später heißt die Antwort Ubisoft´s modifizierte Snowdrop-Engine! Waren solche Wow-Effekte bisher wohl eher den hauseigenen Studios wie Sony oder Microsoft vorbehalten, hebt Ubisoft das grafisch mögliche mit Avatar ganz klar auf einen neuen Level. Solch ein überwältigendes Gefühl hatte ich bisher wohl nur, als der erste Trailer zu Tomb Raider im Kino lief und man nicht glauben konnte „wie realistisch“ das alles aussah. Würde es in dem Spiel nur um diesen Punkt gehen, dürfte ich an dieser Stelle sicher schon „Spiel, Satz und Sieg“ niederschreiben. Aber wir reden hier ja schließlich über ein Open World Spiel aus dem Hause Ubisoft, obwohl an der Entwicklung auf die Filmstudios Lightstorm Entertainment und Disney beteiligt sind. Kaum erschienen, prasseln wieder die bekannten Rufe „Ubisoft Formel Spiel“. Nun ja, wäre man hier etwas fairer, ähneln sich Open World Spiele sehr oft und selbst wenn ein Mitbewerber diese Formel fast 1:1 kopiert, wird hier teils deutlich anders bewertet.

Avatar-Frontiers-of-Pandora-neXGam-15In Avatar: Frontiers of Pandora kann diese Karte zu Beginn auf keinen Fall gezogen werden. Gerade, wenn man auf den Entdeckermodus schaltet und nicht an der Schnur von A nach B gezogen wird, entfaltet sich das Spiel in einer extrem angenehmen Art und Weise – ich fühlte mich schon fast „entschleunigt“, so sehr genoss ich jeden Meter Fortschritt – zumindest, so lange, bis ich nach 18h Spielzeit auch das erste Mal auf meinem fliegenden „Ikran“ saß. Bedenkt man, dass im Netz Spielzeitangaben von 15-25h kursieren, frage ich mich, wie man bei dieser Welt so dermaßen durchrushen kann! Ich gebe zu, dass der Flair ab diesem Moment dann doch etwas leidet. Das Fliegen sorgt für einen erheblichen Verlust, wobei am Boden auch Schnellreisen bereits für einen kleinen Einbruch sorgen. Aber bei der Größe der Map dürfte dauerhaftes Laufen sicher ebenfalls irgendwann zu viel des Guten sein. Ich glaube, hier trennt sich schon recht früh die Spreu vom Weizen, was an den Kinokassen ähnlich gewesen sein muss. Wer mit der Welt von Pandora nichts anfangen konnte, wird hier sicher ebenso nicht glücklich werden. Wer darin versunken ist, dürfte mit Avatar: Frontiers of Pandora sicher mehr anfangen könne und auch seinen Lauf deutlich anders angehen.

Avatar-Frontiers-of-Pandora-neXGam-40Ich für meinen Teil zähle zu den Fans der Lokation und so hab ich mich passend zur Story, extrem langsam und seicht in das Geschehen ziehen lassen. Auch wenn ihr im Spiel einen Na´Vi spielt, so betretet ihr die Welt von Pandora ohne jegliches Vorwissen. Grund dafür ist ein Programm der RDA, also der menschlichen Fraktion, die sich die Bodenschätze des Mondes ohne jegliche Skrupel gegen deren Bewohner oder Natur aneignen wollen. Diese entführten Na´Vi Kinder und versuchten diese durch gezielte Gehirnwäsche von ihren „guten Absichten“ zu überzeugen, damit diese als Botschafter zu den einzelnen Clans des Planeten gehen. Nun ja, nicht alle lassen sich gleich überzeugen und so gibt es schon zu recht früh einen Toten zu beklagen, so dass die restlichen Kinder weitere acht Jahre „erzogen“ werden. Durch die Angriffe von „Jake Sully“, bekannt aus den Filmen, muss die RDA vom Planeten fliehen, wobei der Direktor des Programms „John Mercer“ kurzerhand noch die Ermordung der Kinder anordnet. Durch deren Lehrerin können sie der Tat aber entkommen, landen im Anschluss ungewollt allerdings für 15 Jahre in einer Cryobox. Durch die Rückkehr der Menschen nach Pandora, werden diese wieder in die Welt zurückgeholt und beginnen nun ihre Reise.  

Als Reise kann man die ersten Stunden sicher auch ansehen, denn aufgrund der Filme weiß man um die Schönheit und die Gefahren, die in Pandora warten. So nimmt man die Welt nicht nur mit den Augen, sondern ebenso extrem mit den Ohren war. Und hier punktet Ubisoft erneut auf extrem hohen Level! Das Zusammenspiel der audiovisuellen Darstellung gehört für mich zum Besten, was ich in all den Jahren Videospielgeschichte erleben dürfte. Die Geräusche der Fauna und Flora ziehen ein vollkommen ins Geschen hinein. Und gerade, weil man zu Beginn nichts weiß, kann und angezeigt bekommt, wird dieser Effekt noch verstärkt. Beim Klettern auf die fliegenden Felsen, um seinen Ikran zu verdienen, wird dies noch einmal besonders deutlich. Es wurde auf der Xbox SeriesX aber auch schnell klar, dass man die volle Pracht sicher nur auf absoluten Top PC´s erleben wird. Das Umschalten auf den Performance Modus dauerte daher nicht lang, wobei ich schon nach wenigen Stunden überwiegend doch wieder im Grafikmodus unterwegs war.

Avatar-Frontiers-of-Pandora-neXGam-21Nun erwarteten von Ubisfoft viele sicher ein „Far Cry“ auf Pandora. Nun das ist es so sicher nicht geworden, denn man baute viele Faktoren ein, um das Spiel doch anders zu präsentieren. Ich dachte zu Beginn, dass man hier aus vielen anderen Titeln, gute Dinge übernommen und dann alles gut durchgerührt hat. So gibt es ein umfangreiches Crafting System, wobei die „Werkbank“ sofort an „The Last of Us“ erinnerte. Dazu gesellt sich ein soziales Vertrauenssystem, das man mit den einzelnen Clans aufbauen muss. Um das zu festigen, müssen Aufgaben erledigt oder dringend gesuchte Gegenstände für die jeweiligen Clans gefunden werden. Erst dann rücken diese auch mit den besseren Sachen raus, die dringend benötigt werden, denn der reguläre Loot im Feld und nach einem Kampf ist eher unterdurchschnittlich. Aber Vorsicht, für jedes genommene Teil, sinkt eure Leiste wieder. Es ist also ein dauerhaftes Geben und Nehmen angesagt. Ihr als agiler Na´Vi steuert euch dann gefühlt wie in „Mirrors Edge“. Durch eure Ausbildung bei den Menschen, könnt ihr auch deren Waffen benutzen, wobei das Kampfsystem und die Festungen den Fights in „Crysis“ ähneln. Dabei sind die Gegner echt harte Brocken und ihr solltet eher auf Assassinen Art versuchen, an euer Ziel zu kommen. Btw. Assassinen. Die Menüoberfläche hat man dann mit neuem Anstrich ganz klar aus der hauseigenen AC-Ecke verarbeitet. Weiter abgerundet wird das Ganze durch ein Kochsystem für Mahlzeiten und Buffs (hat hier wer Monster Hunter gerufen, wobei man so etwas bei Aloy in Horizon: Forbidden West ja auch platziert hat). Im weiteren Verlauf darf das Reiten zur schnelleren Fortbewegung nicht fehlen. Zur Abrundung gibt es dann noch die Möglichkeit von Hacks, welche dann durch ein immer komplexeres Minispiel durchgeführt werden müssen. Kennt ihr irgendwie? Willkommen zurück bei Watch Dogs ;-)

Avatar-Frontiers-of-Pandora-neXGam-28Nachdem ihr euch dem Widerstand angeschlossen habt - der neben Na´Vi auch aus vielen Menschen besteht, die den Planeten vor dessen Ausnutzung und den schweren Umweltfolgen beschützen wollen - heißt es aber fast immer für euch, im Alleingang die Dinge zu regeln. Schaltet ihr eine Anlage aus, erobert die Natur schnell das Gebiet zurück und belohnt euch im Anschluss mit neuen Goodies und Möglichkeiten, die eigene Kraft zu erhöhen. Durch die Verbindung mit Eywa und die anderen NA´Vi lernt ihr, wie auf dem Planeten alles miteinander verbunden ist, geehrt wird und einen umfassenden Kreislauf ergibt. Neben einem bekannten Skilltree könnt ihr durch diese Verbindungen ab und an ebenfalls zusätzliche Ahnenfähigkeiten erlernen. Ihr mögt es Euch, eure Waffen und eure tierischen Freunde zu stylen? Auch dafür ist zu Genüge gesorgt inkl. verschiedenen Sonderprozenten auf jedem neuen Teil. Wobei ich das mit dem eigenen Style bei einem 3rd-Person Shooter schon deutlich nachvollziehbarer empfunden hätte. Aber da man das Spiel auch im Koop angehen kann, soll das wohl dafür gedacht sein. Auffindbare Totems und Bilder verbinden euch weiter mit der Geschichte eures eigenen Clans, der ausgerottet wurde und der bei allen anderen Clans als diplomatisch und verbindend angesehen wurde. Beim Ernten von Materialien ist es zudem wichtig, zu welcher Tageszeit oder bei welchem Wetter ihr das machen solltet, um eine bessere Qualität zu erhalten. Das Ernten an sich ist ein weiterer Punkt, da dieser von euch viel Feingefühl am Controller erfordert, damit das Gut beim Pflücken nicht beschädigt wird. Auch dies rundet die Reise in die Welt von Avatar: Frontiers of Pandora weiter ab bzw. lässt euch noch tiefer in das Zusammenspiel dieser ganzen Welt eintauchen.


Avatar-Frontiers-of-Pandora-neXGam-27Bis dahin hat man auch wirklich sehr viel richtig gemacht. Nun kommt aber der Punkt, hier auch noch eine gute Geschichte zu erzählen, eine Verbindung zu einigen Charakteren dieser Welt aufzubauen. Und irgendwie will es hier dann nicht mehr so ganz klappen. Das Gut gegen Böse ist wie in den Filmen sehr starr festgelegt. Die Charaktere, denen ihr begegnet, bleiben irgendwie nicht hängen – gerade bei den Kämpfen hätte man dann doch schon mal den ein oder anderen an seiner Seite sehen wollen. Dabei ist die deutsche Sprachausgabe auch etwas schwankend, wobei das Umschalten auf Englisch das gleiche Ergebnis abliefert. Manch ein Charakter wirkt schon sehr übertrieben in seiner Aussprache. Und so nimmt das anfängliche Wow-Feeling dann nach einigen Stunden doch ab, da am Ende für ein „das war ein mega Spiel“ einfach noch der letzte Wups fehlt. Am Streik der Autoren in Hollywood kann es nicht Gelegen haben, denn die Entwicklung von Avatar: Frontiers of Pandora fing bereits im Jahr 2017 an. Zudem wiederholen sich die Aufgaben, sofern man sich abseits der Mainquest bewegt, auch irgendwann. Seit AC: Valhalla, hat man diese zwar immer besser kaschiert und abwechslungsreicher gestaltet, aber dieses Manko müssen wohl fast sämtliche Open World Spiele über sich ergehen lassen.

Stefan meint:

Stefan

Spiel und Satz sind bei Avatar: Frontiers of Pandora für mich erreicht worden, für den Sieg fehlte es in der Schlussetappe dann aber doch, da eine mitreißende Story und Bindung an andere Charaktere eures Weges zum Finale nicht eintreten will. Hier wäre noch mehr drin gewesen. Was das Spiel extrem gut macht, ist einfach das Gefühl, auf Pandora zu sein, ein Teil der Na´Vi und deren Kultur zu werden, zu lernen, zu verstehen, was Eywa ist und wie sie einen und alles beeinflusst und dabei tief in einer Welt zu versinken und für ein paar Stunden den normalen Alltag hinter sich zu lassen und runter zu kommen.

Userwertung
6.5 2 Stimmen
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