Doch dieser Artikel soll kein Rundumschlag gegen die Spieleindustrie werden. Lieber berichten ich euch von den wunderbaren Erlebnissen meiner Kindheit. Damals versetzte mich die Verpackung von The Castlevania Adventure in dieselbe Panik, die Normalsterbliche beim Anblick von Angela Merkel bekommen. Wo ein klassischer Bösewicht sein Unwesen treibt, darf das passende Ebenbild nicht fehlen, mit dem unersetzlichen Drang, alles mit Allergie gegen Knoblauch auszuradieren.
Der Spieler übernimmt in der Gameboy Fassung von The Castlevania Adventure den Vampirjäger Christopher Belmont, der seit Jahren schwört, dem Grafen das Handwerk zu legen. So tigert der sympathische Superheld mit einer Handtasche voll Knoblauch- Mundwasser und einer elastischen Peitsche durch insgesamt fünf Level, um dem Horror ein Ende zu bereiten. Leider gestaltet sich das nicht so einfach. Auf dem Weg zum Schloss des Grafen stellt sich euch einiges an Gegnern in den Weg, die ihr mithilfe eurer Peitsche ins Reich der Toten schickt.
Überall verstreut in den Stages werdet ihr Kerzen vorfinden, die Power-ups für eure Peitsche, Medipacks in Herzformat oder Goldstücke verbergen. Castlevania-Experten, die dem Grafen schon auf dem NES einen Mund voll Knoblauch verpassten, werden sich rasch auf der Keksdose zurechtfinden. Ihr lauft die meiste Zeit von links nach rechts und springt / kloppt euch den Weg bis zum Endgegner frei, den man nach minutenlangem Einprügeln endlich hinter sich lassen kann. Konami ist sich mit dem ersten Vertreter der Gruselserie auf dem Gameboy treu geblieben, denn der junge Vampirjäger spielt sich genauso träge wie auf dem NES. Dazu kommt ein derart hoher Schwierigkeitsgrad, dass ihr den Drang verspürt euer Leben selbst mittels einer Tasse Knoblauchsuppe vorzeitig zu beenden ...
Um der Sache noch die Krone aufzusetzen, erscheinen besiegte Gegner sofort erneut, wenn man sich auch nur einen Schritt nach hinten bewegt. So etwas drückt die Motivation und selbst unendlich Continues können nicht darüber hinwegtäuschen, dass The Castlevania Adventure nur für Hardcorezocker geeignet ist.
Die Präsentation von Simons erstem Abenteuer auf Nintendos kleinstem ist in grafischer und soundtechnischer Hinsicht gelungen. Konami zeigte schon früh eindrucksvoll, was aus dem GameBoy herauszuholen ist. Die Gestaltung der Charakter war damals recht gut. Und bis auf das gelegentliche Flackern kann man in technischer Hinsicht eigentlich kein böses Wort über den Titel verlieren.
Hart, Härter, Castlevania! Das ist das Motto des ersten Gruselabenteuers des Vampirjägers auf dem Gameboy. Schaut man sich den Titel ohne Vorurteile an, präsentiert Konami eine gelungene Adaption der NES-Version, die in vielen Punkten wegweisend war. Leider wird der Spaß durch die genannten Mängel geschmälert und mancher Zocker hätte sich gefreut, wenn eine Speicherfunktion oder ein Passwortsystem auf das Modul gefunden hätte. Als Retrosammler ist Castlevania für den Gameboy eine echte Perle, die in keiner Sammlung fehlen sollte. Allerdings solltet ihr, bevor ihr das Modul in den Schacht werft, besser ein paar Nerventabletten schlucken, denn sonst sind die vielen Frustmomente nicht zu ertragen. ^_^