Nehmen wir das Charakter-Design: In Final Fantasy I dürft ihr eure Recken zu Spielbeginn aus einer Reihe von berufstätigen Magiern, Abenteurern und Dieben zusammenstellen. Später im Spiel können diese nochmal einen Klassenwechsel durchleben. Trotzdem bleiben die Figuren bis zum Ende hin ohne echten Charakter und können nur als „Die Gruppe“ einen gewissen Charme entwickeln. Ihr Antrieb, ihre Motivation, ihr Leben als Mosaik in der Fantasy-Welt kommt nicht zum Tragen.
Bedauerlich fand ich, dass man dem Remake keine moderne Spielführung schenkte. So wird man zu Beginn ins heiße Wasser geworfen und ist hoffentlich hitzebeständig. Was meine ich? Die Welt ist von Anfang an frei begehbar. Was auch tödliche Gebiete für Newbies mit einschließt. Vier, fünf Schritte in die falsche Richtung können das verfrühte Ableben bedeuten, zumal die Zufallskämpfe („Take it or leave it“) zahlreich gesät sind.
Die Monster Fibel ist nicht das einzige neue Feature der GBA-Neuauflage. So finden sich bekannte Bösewichter aus Final Fantasy IV in den vier Elementarhöhlen wieder und SquareEnix spendierte außerdem zwei exklusive Minispiele ein. Auch an der technischen Präsentation wurde gefeilt, was den Kreis der potenziellen Kundschaft erhöht. Schließlich waren die originalen 8-Bit Pixelgrafiken nicht gerade ansehnlich. Bereits 2000/2001 veröffentlichte man Final Fantasy I + II Remakes in Japan - allerdings exklusiv für den WonderSwan. Aber den kennen in Deutschland ohnehin nur eine kleine Handvoll Freaks. Jedenfalls griff man bei den Bitmaps herzhaft zu - Besitzer eines WonderSwan Color werden alte Bekannte zu Gesicht bekommen. Was die hohe Qualität aber nicht in Abrede stellen soll.
Neben farbenprächtigen Grafiken und eindrucksvollen Effekten in den Kämpfen (die karge Weltkarte lassen wir außen vor) wurde das Charakterdesign überarbeitet. Pixelhaufen adé - mit modernen RPG Perlen auf dem GBA (Golden Sun) hält man trotzdem optisch nicht mit. Punkten kann dafür der Soundtrack von Uematsu-sama. Er verzaubert, begeistert und motiviert zugleich und hat stark dazu beigetragen, dass ich an Final Fantasy II hängen blieb.
Ich bin kein Final Fantasy Fan und trage auch kein Chocobo Kostüm. Zumindest nicht unter zwei Promille. Trotzdem hatte ich mit dem Remake meinen Spaß. Final Fantasy I ist sehr angestaubt und konnte mich nicht lange fesseln, Teil II macht aber richtig Freude am GBA. Wenn die Zufallskämpfe nicht wären, man könnte es allen RPG-Fans mit Handheld bedenkenlos empfehlen. So solltet ihr in Richtung Zufallskämpfe besser schmerzumepfindlich sein.