Als Final Fantasy XII 2006 erschien, war es als relativ später PlayStation-2-Titel eines der technisch ausgereiftesten Spiele für Sonys Erfolgskonsole. Die Wertungen waren hervorragend und die Zocker gemeinhin begeistert. Freilich gab es auch durchaus Kritik von alten Fans. Als erster Hauptteil der Reihe ohne Serienschöpfer Hironobu Sakaguchi, ohne Musik von Nobuo Uematsu, ohne bekannte Beschwörungen wie Ifrit und ohne zugbasierte Kämpfe ließ das Spiel etwas das Feeling der Marke vermissen. Doch ob es sich nach Final Fantasy anfühlte oder nicht, große Qualität wurde dem Titel nicht abgesprochen. Tatsächlich kann man die zwölfte Inkarnation als letzten von der Kritik durchweg positiv aufgenommenen Teil sehen. Also ein perfekter Kandidat, um moderne Spieler in HD zu erfreuen.
Verantwortlich für den Remaster zeichnen die Chinesen von Virtuos, die bereits bei den überarbeiteten Fassungen von Final Fantasy X und X-2 sehr gute Arbeit leisteten. Dem letzten Teil der Reihe von der PlayStation 2 lässt man nun sogar noch mehr Aufmerksamkeit zukommen. Ware die vorangegangenen Titel inhaltlich exakte Umsetzungen, so bietet man dieses Mal brandneue Features.
So ist nun erstmals außerhalb Japans das Job-System ins Spiel integriert. Statt der Alleskönner der Ursprungsversion muss sich nun bei jedem Charakter für eine von zwölf Charakterklassen entschieden werden. Dieses Feature wurde in der Nippon-exklusiven International Zodiac Job System Fassung auf PS2 eingeführt, welche ihrer Zeit leider westliche Gefilde nicht erreichte. Anders aber als im damaligen Update darf dieses Mal im Laufe des Spiels sogar eine zweite Profession für jede Figur gewählt werden. Bei sechs spielbaren Helden lässt sich somit jede Spezialisierung in einem Durchlauf erlernen.
Zwei Varianten für ein Neues Spiel nach Beendigung des ersten Durchlaufs stehen zur Verfügung. Ein Modus, welcher direkt alle Heroen auf Level 90 beginnen lässt und ein weiterer, welcher hingegen auf Level 1 beginnt und jeden Aufstieg unmöglich macht. Die ultimative Herausforderung also, das Abenteuer ohne Steigerung der Fähigkeiten zu bestehen.
Der Prüfungsmodus lädt Veteranen dagegen in 100 Stockwerken großes Gebäude ein, das von immer stärkeren Monstern bewohnt und sich zahllosen Widersachern zu stellen, die die Gegner des Hauptspiels wie Kanonenfutter wirken lassen.
Das semi-automatische Kampfsystem, bei dem ein Protagonist direkt gesteuert wird und die anderen beiden parallel entsprechend der tiefgreifenden KI-Einstellungen agieren, profitiert von der Erhöhung der Spielgeschwindigkeit. Neben der Originalgeschwindigkeit stehen jederzeit mit Druck auf die L1-Taste Speed-ups auf die doppelte oder vierfache Geschwindigkeit zur Verfügung. So hervorragend, wie das Gambit-KI-System bereits 2006 funktionierte, ermöglicht das nun ein superschnelles Aufleveln, ohne Angst haben zu müssen, aufgrund des Tempos etwas Falsches zu tun. Für Standard-Feinde genügt der automatische Kampf voll und ganz, und erleichtert damit ein schnelles Vorankommen ungemein. Bei anspruchsvolleren Gefechten lohnt es freilich, es langsamer anzugehen und manuell zu agieren. Für das Zurücklegen langer Strecken erweist sich der Zeitraffer ebenfalls als vorteilhaft.
Die Musik wurde komplett neu eingespielt, glücklicherweise stehen einem jedoch auch die Chiptunes der PS2-Fassung zur Verfügung. Die Sprachausgabe ist sowohl in Englisch als auch Japanisch enthalten. Deutsche Stimmen gibt es wie damals nicht zu hören, aber die Untertitel sind übersetzt.
Die Grafik profitiert von der Darstellung in 1080p auf einer Standard-PS4. Pro-Nutzer genießen eine noch etwas höhere Auflösung. Zahlreiche Texturen sind ausgiebig nachbearbeitet oder komplett neu gezeichnet worden. Andere allerdings scheinen 1:1 von der PS2 übernommen worden zu sein. Effekte wie Bump-Mapping kaschieren die nach heutigen Maßstäben simple Geometrie durch Pseudo-Plastizität. Echtzeit-Schattenwürfe und lauter Kleinigkeiten an allen Ecken und Enden lassen auf viel Sorgfalt bei der Entwicklung schließen. Dennoch wirkt The Zodiac Age grafisch letztlich nicht wie ein moderner Titel. Bei all den Verbesserungen bleibt es ein Remaster, kein Remake, und kann die Herkunft in einer anderen Generation nicht verbergen.
Insgesamt kann ich nach 23 Spielstunden festhalten, das das Experiment Final Fantasy XII ins Jahr 2017 zu transportieren, voll gelungen zu sein scheint. Für ein abschließendes Urteil ist es zwar noch zu früh, aber schon jetzt bin ich sicher hier eines der besten RPGs der vergangenen Jahre vor mir zu haben. Wo das Spiel grafisch vielleicht nicht ganz mithalten kann, trumpft es inhaltlich umso mehr auf und lässt die meisten Konkurrenten alt aussehen. Nicht schlecht für ein Game von 2006.