
Im Vergleich zu all seinen Vorgängern ist das Storytelling in Teil fünf stark abgeschnitten. Die kleinen, wenigen Sequenzen sind wie immer sehr gut inszeniert und gleichen einem Actionfilm wie die Faust aufs Auge. Gefühlt sind diese aber zu selten. Auch Snake ist weitaus ungesprächiger als früher, wo er uns noch zu jedem winzigen Detail in der Spielwelt eine kurze Geschichte erzählt hat. Ob es am Open-World-Konzept liegt oder an der Tatsache, dass die Gage eines Kiefer Sutherland wohl etwas höher ist und damit nur abgezählte Sätze eingesprochen werden konnten? Unterm Strich fehlt einfach etwas für jeden Metal-Gear-Solid-Fan. Und dabei ist die Story an sich wirklich gut und Kojima-typisch vermittelt. Dazu gesellen sich sowohl ernste und strenge Themen, garniert mit einer großen Prise Humor.
Von der Story kommen wir zum Gameplay. Kann Kojima uns mit der neuen »Tactical Espionage Operation« begeistern? Hier kann ich ganz klar sagen: ja! Rein spielerisch weiß mich das Spiel auch nach über 50 Stunden noch zu überzeugen. Die Freiheit, einfach jede Mission so anzugehen, wie ich es für richtig halte – egal ob schleichend, schießend oder mit Hilfe der zahlreichen Gefährten – ist toll. Kleine Beispiele gefällig?

So existieren noch viele weitere Möglichkeiten, das Ende einer Mission zu erreichen. Von denen gibt es übrigens genug, um euch lange zu beschäftigen. Sowohl Haupt- als auch Nebenmissionen sind reichlich vorhanden. Die Missionstypen wiederholen sich relativ schnell, durch die vielen Herangehensweisen fällt das aber nicht so ins Gewicht. Und wo wir gerade beim Gameplay sind: Wenn man sich einmal in die doch sehr umfangreiche Steuerung eingewöhnt hat, bewegt man Snake so agil wie noch nie. Laufen, rennen, kriechen, schießen, Feinde verhören, alles funktioniert ohne Probleme. Unabhängig vom Titel haben wir es hier mit einem der besten Stealthspiele der letzten Jahre zu tun.

Was ein sehr großer Kritikpunkt ist, das sind die Bosskämpfe. Und ich sage diesen Satz zu einem Metal-Gear-Solid-Spiel. Epische Kämpfe gegen Ocelot oder The End sind in meinem Kopf und was bleibt nach Teil fünf? Nicht viel muss ich sagen. Es gibt nur sehr wenige Endbosse und die kommen nicht an die Klasse ihrer Vorgänger heran. Das ist wirklich schade, denn Bosskämpfe waren immer die absoluten Highlights in der Serie. Auf die müssen wir in dem ansonsten sehr guten Spiel verzichten.
Eines ist klar: Wer möchte, der kann eine Menge Zeit in der Welt von Metal Gear Solid 5 stecken. Sowohl in die Missionen der Geschichte, in die Nebenmissionen oder einfach nur in den Aufbau der Basis. Es ist für alle etwas dabei. Grafisch und soundtechnisch ist das Spiel über jeden Zweifel erhaben, zumindest auf den Current-Gen-Konsolen. Die Fox Engine bietet tolle Lichteffekte, die Weitsicht und die Texturen wissen zu gefallen. Das gesamte Spiel läuft auf einer stabilen Framerate, ich hatte nicht einmal Einbußen. Doch auf Last-Gen-Konsolen sieht alles wieder anders aus. Schlecht aufgelöste Texturen, Pop-ups und Ruckler trüben den Spielspaß auf Microsofts Xbox 360 und der PS3. Um das Spiel zu genießen, sollte man möglichst zur Xbox One- oder der PS4-Version greifen.
