New Style Boutique: Ein Vater berichtet im Test

Nintendo 3DS

Wir hier bei neXGam sind bemüht, auch mal andere Perspektiven zuzulassen. Deshalb kommt hier und jetzt mein Onkel P., wohnhaft irgendwo im Ruhrpott, zu Worte.  Er testete für uns New Style Boutiqe. Eine Anmerkung wegen der Sprache: Mein Verwandter ist ein waschechter Ruhrgebietler und hat es mir unter Androhung von Enterbung verboten, seine Aussprache zu korrigieren. Daher übernahm ich sie 1:1. Falls allerdings jemand Probleme mit dem Verständnis hat, den verweise ich auf die jetzt verlinkte Seite, wo die grundlegende Grammatik erläutert wird.

New_Style_Boutique_11Ich sachma so, ich bin kein Kind von Traurigkeit. In meina Spielesammlung sind diverse „Casual“-Games, wie man neudeutsch sacht. Kein Wunder, bei drei Blagens, davon zwo Mädels, da kommt einiges beisamm. Doch wat mein Neffe neulich mitbrachte, dat war wat besondres. „New Style Boutique“ nannte sich dat Teil und war fürne 3DS bestimmt.

Nur zu blöd, dat jerade, als ich dat Teil meinen Blagens andrehn wollt, die sich alle aus der Tür verabschiedtn. Da stand ich nun wiene dumme Kartoffl und wusst net, wie weita. Wartn, bisse zurückommn. Da hätt ich lang wartn können. Wochenend, verstehst? Da drehn die Uhren vonne Kinders anders als normal. Ein Tag bedeutet dann bei ihnen, Freitag Morgn aufstehn, Sonntag Abend heimkommn und sich inne Falle haun. Doch mein Neffe bestand drauf, dat dat Spiel unbedingt bis Sonntag Vormittag besprochn wern müsst. Wat sollt ich machen? Also habe ich mich inne Fernsehsessel gepflanzt, nen paar Pullen Bier nebn mich gestellt, und meiner Ische gesagt, sie soll mich für nen paar Stund in Ruh lassn. Ich würde jetz „malochen“ tun.

Also, nen 3DS eingeschaltet, Spiel eingeschobn und drauflos gedaddelt. Der erse Eindruck war schomma net schlecht. Klar, dat Teil stammt ja auch von Nintendo selber, wie ich nachem Blick auffe Verpackung feststelln durft. Auf jeden Fall spielt ich irgendne Person, die inne Boutique reinschneit und direkt vonne Besitzerin begrüßt wird. Tolla Service, wünscht ich mir im Alltag uch. Würd einges erleichtarn.

New_Style_Boutique_2Ich durft mein Namn eingebn und schon ging de Chose los. Auf einma war ich fürne Kundenbetreung zuständig. Dat ging ganz schön ab. Watte für Kunden hattn. De eine wünscht sich poppige Kleidung, de andere wat damnhaftes. Immehin, et gab auch dat „Fashion Lexikon“, indem ich nachschlagn durft, zu welchem Begriff wat am bestn passt. Zum Poppigen wurde beispielsweise die Marke „Bubble Pop“ empfohln. Und schon warne erse Kundin zufriedn.

Nachner Weil ging mir wat auf. Dat waren ja alles Mädels, mit denen ich zu tun hat. Hieß dat etwa, dat mein Spielecharakter auch ne Ische war? Und tatsächlich, alsse Besitzerin über mein Charakta schwärmte, durft ich festlegn, wie ich aussah. Geschlecht war fest, alles andere konnt ich frei editiern. Gottseidank auch mein Namen. Wär sonst peinlich gewesn, als weiblicha Erwin, so nannt ich mich zuerst, durch die Gegen zu latschen.

Und wat hat et mit diesn Gefäß auf sich? Dat sich immer dann fühlt, wenn ich nen Kundn zufriedn stellte oder sonstige Glücksmomente auslöste? Ach so, wennet voll war, schalteten sich neue Aspekte det Spiels frei. Neue Klamottn, Teile der Karte und hey, war dat ebn nen Mann? Sächlich. Auch Vertreter meines Geschlechts tauchtn auf und durftn von mir neu eingekleidet werden.

Auf einma stellt ich fest, dat es draußen dunkel wurde und die Bierpulln warm waren. Zimmerwarm, bäh! Ab damit inne Kühlkiste. Eine Stunde saß ich schon anne Spiel, kam mir vor wiene halbe. Dat Teil machte doch tatsächlich Spaß! Hätt ich net für möglich gehaltn, wo ich doch eher aufso Titel wie Mario Kart 7 steh.

New_Style_Boutique_9Ich spielte weita. Ich lernte dat Cafe kennen und de City. Merkwürdig war, dat abgesehen vonne Kunden und meinen Bekanntschaften sonst kaum eina zu sehen war. Nur irgendwelche Schattenrisse. Unne Frauen wirkten alle wie Hungerhakn. Hättn ma die Diät von Großtante Gerda machn solln, jeden Tach Eisbein mit Sauerkraut. Da hättn dann wat auffe Rippen gehabt.

Und auf einma durft ich den Laden schmeißen. De Chefin vertraute mir gut genug, um sich selba vom Acka zu machen. Ich konnte den Laden selba dekoriern und entscheidn, wat ich verkaufn wollte und wat net. Nachschub konnte ich problemlos beine örtliche Modemesse kaufn, solange kein Anbieter fürnen freien Tag geschlossn hatte. Dann guckte ich doof inne Röhre. Also, immer vorher eindeckn, wenn möglich, sachte ich mir. Ebenso tauchtn auf einma so Visagisten und irgendwelch Friseure auf. Konnt also mich un meine Visage neu verunstaltn.

Unterdessen blickte ich auf meine Uhr. Schon wieder Zeit vergangn. Wat war da nur los? Hat mich dieses Spiel wirklich so fasziniert, dat ich die Zeit vergaß? Peinlich! Meine Blagens durften dies nicht erfahrn, sonst wär die Hölle los und meine elterliche Autorität dahin. Und doch. Dat Spiel hatte etwas. Zuers hatte ich sonen Casual-Teil erwartet, wie ichse zu tausend inne Sammlung hab. Stattdessen entpuppte sich et als ne Art Wirtschaftssimulation, nur mit mehr Klammotn.

Dat et net realistisch is, geht einem bei der Optik klar. Wirkt ganz deutlich wie ausse Glotze oder diese merkwürdigen Dinga, die sich meine Mädels von ihrem Taschengeld holn, diese „Mangas“. Und et wirkt net schlecht, nur gewöhnungsbedürftig.

Aufjen Fall werde ich dat Ding weiterhin zockn. Und wenn meine Mädels wissn wollen, wo nu dat Spiel von meinem Neffen is, sach ich ihnen, dat ich es inzwischen wieder verkloppt habe. Wernse zwar mauln, aber mir doch egal. Müssn nun nicht unbedingt wissen, dat ihr alter Herr sone „Mädchen“-Game daddelt. Wäre ja noch schöna.




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  • von Swordsman:

    Geiles Review echt der Hammer ...

  • von Kurini:

    Super geschrieben vor allem wenn man sich dann deinen Onkel visuell vorstellt mit der Bierpulle inne Hand und dann so ne "Manga" Ding für Mädels am zocken geht einem bei der Optik klar Den Teil klau ich mir für mein Vokabular ...

  • von Civilisation:

    New Style Boutique: Ein Vater berichtet Wir hier bei neXGam sind bemüht, auch mal andere Perspektiven zuzulassen. Deshalb kommt hier und jetzt mein Onkel P., wohnhaft irgendwo im Ruhrpott, zu Worte. Er testete für uns New Style Boutiqe. Eine Anmerkung wegen der Sprache: Mein...

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