Während der kostenlose Multiplayer die Spielergemeinde schon seit einigen Wochen begeistert, konnte man nun auch endlich die Singleplayer Kampagne von Halo Infinite im Gamepass spielen. Und im Gegensatz zu dem Vorgänger verlässt sich das Spiel wieder ganz auf die Präsenz des Master Chiefs. Vorbei sind die Zeiten von anderen Trupps, stattdessen durchsuchen wir auf uns gestellt den Halo Ring Zeta.
Allerdings startet der Master Chief das Spiel bewusstlos im All. Nach einem Kampf auf dem Zeta Halo wird der Master Chief vom Oberbösewicht der Verbannten von einem Raumschiff aus fallen gelassen. Was genau dort passiert ist und wieso die UNSC den Kampf verloren hat, erfahren wir erstmal nicht. Der Supersoldat wird zuerst von einem ebenfalls im All treibenden Menschen gefunden und reanimiert. Voller Tatendrang macht sich der Master Chief auf, um den Geheimnissen auf den Grund zu gehen.
Hiermit startet unsere Geschichte auf und um den besetzten Ring. Die Story weist Halo typisch einige Mysterien auf und nur Kenner der Serie werden den kompletten Durchblick haben. Allerdings scheitert es ein wenig an den Charakterentwicklungen. Die Figuren neben dem eher wortkargen Master Chief bleiben alle sehr blass. Die Bösen sind eben böse, weil sie böse sind, und haben wenig andere Motivation. Der Pilot, den wir zu Beginn treffen, hätte sich als solider Sidekick etablieren können, dient uns jedoch auch nur mal hier und da als Chauffeur. Der Cortana Ersatz wirkt teilweise leicht aufgesetzt. Hier verschenkt die Kampagne, die sonst sehr gut erzählt ist in den Hauptmissionen, ein wenig Potential.
Die viel umworbene und in der Halo Geschichte erstmals etablierte Open World stellt sich beim Spielen als gar nicht mal so groß und offen dar. Es handelt sich vielmehr um kleinere Hub Areale, die der Master Chief frei erkunden kann. Nichtsdestotrotz weiß die generelle Idee eines etwas freieren Halo Spiels durchaus zu gefallen, nur merkt man zu jeder Zeit, dass eben etwas viel Größeres geplant war.
Hier und da gibt es mal UNSC-Soldaten, die wir befreien müssen, manchmal nehmen wir auch Posten ein, um bessere Gadgets freizuschalten. Das macht zu Beginn noch recht viel spaß, nutzt sich jedoch schnell ab, sodass ich abseits der Hauptstory nicht gerade viele von den Nebenaufgaben abgearbeitet habe. Im Grunde reicht es aus, jede Missionsart einmal auszuprobieren. Je nachdem auf welchem Schwierigkeitsgrad man spielt, kommt man auch ohne die ganzen Spartan Updates gut durch die Story.
Leider gibt es vor allem ein großes Problem: In Halo Infinite fehlt ein wenig die Abwechslung, was die Locations angeht. Neben den immer gleich aufgebauten und aussehenden Raumschiffen scheint es auf dem kleinen Stück des Zeta Halo nur grüne Wiesen zu geben. Manch einer könnte sich hier zwar an Breath of the Wild erinnert fühlen, aber dort gab es verschiedene Areale.
Ja grüne Wiesen, aber auch Berge, Schneelandschaften und einen Vulkan. In Halo Infinite dürft ihr euch nur mit dem durchaus atmosphärischen Raumschiffen begnügen sowie die grüne Gras- und Baumlandschaft, die auf dauer dann aber doch sehr karg wirkt.
Hier sind wir sogar von den sehr linearen Vorgängern mehr Abwechslung gewohnt. Wer weiß, vielleicht bekommt Halo Infinite noch das eine oder andere Add-on, denn die ersten Trailer suggerierten ja sowas wie verschiedene Biome, die Idee war also vorhanden.
Wo die Kampagne von Halo aber über jeden Zweifel erhaben ist, ist das reine Gameplay beziehungsweise Gunplay. Schon im Multiplayer konnte man sich ja davon überzeugen, dass 343 Industries es doch noch drauf hat, das oldschool-artige Halo Gameplay in Szene zu setzen. Mit den verschiedensten Alien Waffen ziehen wir los, gepanzert durch unser Schild. Die unterschiedlichen Knarren machen allesamt spaß und bringen ihre Eigenheiten mit, die KI der Gegner ist selbst auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad auf einem hohen Level, sodass sie nicht zu Kanonenfutter werden.
Die Gegner flankieren, gehen in Deckung, laufen eben nicht einfach in Granaten hinein sondern versuchen, vor diesen noch zu flüchten, wenn sie die Chance dazu haben. Das Trefferfeedback ist ebenfalls auf einem sehr hohen Niveau. Die Kämpfe um Basen und Außenposten wiederholen sich also zwar, die Kämpfe sind aber zu jederzeit spannend und machen verdammt viel Spaß!
Auch die neuen Gadgets für den Master Chief reihen sich wunderbar in das großartige Gameplay ein. Vor allem mit dem Greifhaken lassen sich so manche coole Manöver ausführen. Sei es das Greifen von Gegner, um blitzschnell an sie ran zu kommen, das schnelle Ausweichen beziehungsweise einen damit verbunden taktischen Rückzugs oder das schnelle Schnappen von explosiven Kisten, die der Master Chief wie nichts auf die Gegner werfen kann.
Aber auch die anderen Fähigkeiten, die wir so beim Spielen finden, lassen sich sehr gut gegen die Aliens einsetzen. Ein gutes weiteres Beispiel ist der temporäre Schild, der uns vor einer Übermacht kurzzeitig schützt, wir aber weiter mit allem Feuern können, was wir haben. Das bringt oftmals den kleinen Vorteil mit sich und ist auch bitter nötig, denn selbst auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad bleiben die Kämpfe sehr taktisch und auch knackig. Einfach Chuck Norris mäßig drauf los ballern ist nicht.
Das Schild des Master Chiefs hält dann zwar länger, sollte es jedoch aufgebraucht sein, reichen ein paar kleinere Treffer und es heißt Game Over. Immerhin die Rücksetzpunkte sind sehr gnädig gewählt und die kurzen Ladezeiten motivieren einen dazu, das Gefecht direkt noch einmal zu starten und diesmal dabei als Sieger hervorzugehen.
Technisch sieht Halo Infinite auf der Series X wirklich ganz hübsch aus und läuft dabei zu jederzeit butterweich. Allerdings merkt man dem Spiel an der einen oder anderen Stelle doch stark an, dass hier die Lead Plattform noch die alte Konsolengeneration war. Während vor allem die metallischen Innenräume gefallen und die generelle Beleuchtung wirklich sehr schick ist, sieht man doch hier und da ein paar matschige Texturen und der generelle Detailgrad in der Open World könnte etwas besser sein. Dafür hält Halo Infinite die meiste Zeit auf der Vorzeigekonsole die 60 FPS, nur wenn wirklich mal viel Alarm auf dem Bildschirm ist, gibt es dezente Einbußen, die beim Spielen aber überhaupt nicht groß ins Gewicht fallen.
Der Multiplayer von Halo Infinite ist ja bekanntlich schon länger draußen, und wer auf Old-School Shooter steht wie etwa Splitgate, der wird auch mit dem kostenlosen Halo Multiplayer seine Freude haben. Der sehr zähe Battlepass wurde bereits ein wenig gepatched, trotzdem braucht das Leveln trotzdem sehr lange. Immerhin kann man während der Singleplayer Kampagne ebenfalls die einen oder anderen kosmetischen Items finden. Ansonsten bleibt der Multiplayer sehr Skill-basiert, das Spiel mit Schild und passenden Waffen wird für den einen oder anderen Call of Duty Spieler anfangs gewöhnungsbedürftig sein. Aber gerade in einem Squad macht der Multiplayer von Halo einiges her und überzeugt auch hier mit seinem starken Grundgerüst: Dem Gunplay!
Der erhoffte Megakracher ist Halo Infinite vielleicht nicht gerade geworden, das Spiel hat aber vor allem neben den Mainstream Shootern wie Call of Duty oder Battlefield ganz klar seine Daseinsberechtigung und richtet sich vor allem an Fans der Reihe sowie Liebhabern von Old School Multiplayer Shootern. Und ganz ehrlich, wer eh den Gamepass besitzt, der sollte definitiv mal rein schauen! Halo Infinite versteht es Single- sowie Multiplayer zu beschäftigen, und auch wenn nicht alles so perfekt ist wie erhofft, kann jeder Shooter Fan eine Menge Spaß mit dem Spiel haben.