Gears of War: Ultimate Edition – In Unwürden gealtert im Test

Xbox One

Gears of War und Deutschland, das wäre ein Buch für sich. Überwiegend sind die Vertreter der Serie hierzulande nie erschienen. Und auch das Remake des ersten Teils, Gears of War: Ultimate Edition, kann man als hiesiger Fan nur aus dem Ausland kriegen. In Zeiten von USK 18 für Mortal Kombat X eine merkwürdige Entscheidung.

Gears_of_War_Utlimate_Edition_neXGam_11Dabei ist die Gears-of-War-Reihe quasi Synonym für gute Shooter-Action, sowohl auf dem PC als auch auf der 360. Vier Teile umfasst die Serie: Gears of War 1 bis 3 und Gears of War: Judgment. Ein Gears of War 4 wurde dieses Jahr angekündigt und soll 2016 in den Handel kommen. Passend dazu hat sich Microsoft entschlossen, für die Xbox One ein Remake des ersten Teils herauszubringen. Und wer sich dieses kauft, der darf sich ebenfalls die emulierten Versionen der anderen Teile kostenlos besorgen, sobald das auf der One möglich ist.
 

Ich selbst kenne Gears of War nur vom Hörensagen. Ein Freund von mir ist ein Riesenfan der Reihe, besitzt allerdings keine Xbox One, sonst hätte er sich das Spiel vermutlich schon längst organisiert. Aber dafür stand er mir mit Rat und Tat zur Seite und konnte mir auch erklären, wieso das Spiel so einen Ruf hat.

Entwickelt wurde Gears of War einst von Epic Games, die die Rechte inzwischen an Microsoft verkauft haben. Seitdem kümmert sich The Coalition um die Serie. Und zumindest optisch und akustisch machen sie einen sehr guten Job.

 
Gears_of_War_Utlimate_Edition_neXGam_5Gears of War spielt in einer Welt, die sich im Kampf gegen die Locust befindet. Das sind böse Außerirdische, die es auf die Menschen abgesehen haben. Die Fußtruppen der Menschheit werden als Gears bezeichnet und tragen als Hundemarken Zahnräder aus Metall um den Hals.

Im Spiel selbst steuert man Markus Fenix, dessen Vater ein berühmter Wissenschaftler war. Zu Beginn wird er aus dem Gefängnis befreit und darf sich wieder in die Schlacht gegen die Locust werfen. Gleichzeitig muss er das Vertrauen seiner Mitsoldaten zurückverdienen, die ihm Fahnenflucht vorwerfen.

Das Erste, was an der Ultimate Edition auffällt, ist die Liebe zum Detail. Zum ersten Mal seit ich die One besitze, bemerke ich die Feinheiten bei der Darstellung der Haut. Jede kleinste Pore wird dargestellt. Und selbst die Tatsache, dass die Protagonisten alle aussehen, als ob sie in der Muckibude fröhlich Testosteron und Steroide in sich hineinschaufeln, wirkt in diesem Fall nicht sonderlich befremdlich. Wiederholt bleibe ich fasziniert stehen und schau mir die Levelarchitektur an, wie abwechslungsreich sie teilweise ist.
 
Gears_of_War_Utlimate_Edition_neXGam_8Nur um mir anschließend in der nächsten Cutscene verzweifelt die Option zu wünschen, die Sprachausgabe zu wechseln. Es ist ein gutes Zeichen, dass das Klischee der schlechten, deutschen Synchronisation in den letzten Jahren kaum noch vorgekommen ist. Bei vielen Produktionen wurde wirklich Wert auf eine angemessene Synchro gelegt.

Bei Gears of War ist dem nicht der Fall. Hier habe ich das Gefühl, dass die Sätze irgendwann aufgenommen wurden und dann per Fast Forward an den entsprechenden Stellen eingespielt werden. Die Wortwechsel werden abartig schnell runtergespult, dass es schon fast körperliche Schmerzen bereitet, zuzuhören. Von der gleichzeitig spürbaren Lustlosigkeit der Sprecher ganz zu schweigen.

Immerhin ist dafür der Soundtrack wunderbar. Die einzelnen Tracks und Melodien gehören mit zu den besten, die ich dieses Jahr gehört habe. Das zeugt von der Qualität, die das Game bereits damals vor über neun Jahren hatte.
 
Gears_of_War_Utlimate_Edition_neXGam_9Was sich über das Gameplay leider nicht sagen lässt. Denn das ist furchtbar schlecht gealtert. Als ich das Spiel das erste Mal spielte, fand ich es öde und nicht so schön. Deckungsshooter mit sich selbst regenerierender Energie empfand und empfinde ich immer noch als eine der schlimmsten Ideen der Spieleindustrie überhaupt. Und als ich dann sah, dass das Gameplay praktisch nur daraus bestand, hat es mir doch die Laune verhagelt.

Bis mich mein Freund darüber aufklärte, das Gears of War dieses Spielprinzip quasi erst erfand und dass dies damals bahnbrechend und innovativ galt. Was ich irgendwie nicht so recht glauben mag, aber nun ja. Dessen ungeachtet muss ich gestehen, dass die Action des Spiels an sich genau richtig ist. Hier macht der Titel nichts falsch. Oder fast nichts falsch.

Denn so schön es auch ist, selbst auf „Normal“ gefordert zu werden, so nervig empfand ich es, dass die KI des Spiels gelinde gesagt unter aller Sau ist. Eure Teamkameraden tun alles, nur nicht euch beim Kampf unterstützen. Sie laufen wie kopflose Hühner durch die Gegend und werden dementsprechend regelmäßig abgeschossen. Vermutlich wollen die Macher damit einen dazu bringen, das Game im Koop zu zocken, damit dieses Manko nicht so sehr auffällt.

Mein Freund hat mir aber auch gesagt, das Gears of War am meisten Spaß macht, wenn man es mit anderen zockt. Der Multiplayer-Part wäre exzellent. Und er muss es wissen, denn er hat sich damit lange Zeit herumgeschlagen, damals auf der 360, um wirklich den letzten Erfolg zu holen.
 
Gears_of_War_Utlimate_Edition_neXGam_3Meine Erfahrung hingegen war nicht ganz so überzeugend. Was aber ebenfalls daran liegt, dass ich ein notorischer Singleplayer bin. Dass ich teilweise mehrere Minuten im King-of-the-Hill-Modus warten musste, bis sich ausreichend Spieler zusammenfanden, empfand ich als nicht so prickelnd. Noch weniger, als das ein stetes Kommen und Gehen herrschte.
Doch irgendwann fanden sich schließlich genug Leute dauerhaft zusammen und das Spiel konnte losgehen. Und dann hatte ich wirklich meinen Spaß. Klar, ich lag überall hinten und wurde oft abgeschossen. Aber ich hatte auch meine Kills, sodass sich das etwas ausglich.

Und unterm Strich? Würde ich Gears of War: Ultimate Edition wirklich nur den Leuten empfehlen, die entweder Fans der Reihe sind oder die auf gute Multiplayer-Action stehen. Der Rest sollte sich seinen Kauf lieber zweimal überlegen.



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  • von bbstevieb:

    Gehört halt bei Gears dazu, ich finde die Wucht passt perfekt, ausserdem wäre es sonst ja ein 3rd Person Shooter wie jeder andere. Mir haben die Änderungen seit Judgement nicht gefallen, alles schön bunt nicht mehr so düster und dreckig wie die Originale wo Cliffy B noch Lead Designer war....

  • von aldi404:

    Ja die Gears steuern sich schon etwas träge im Vergleich zu anderen Shootern, das gehört aber so und ich glaub im 5er ist es nicht mehr ganz so schlimm.

  • von BigJim:

    Hab seinerzeit das Original (an-)gespielt. Kam leider mit der Steuerung nicht klar.

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