Metal Gear Solid 5 – Kojimas letztes Meisterwerk? im Test

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Kaum ein anderes Metal Gear Solid hat so für Furore gesorgt wie Kojimas jüngstes und vermutlich letztes Spiel der Reihe. Kojima wollte schon oftmals aussteigen, diesmal scheint es aber endgültig zu sein, nachdem das Projekt Silent Hill eingestampft wurde. Auch Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain wurde von der Fangemeinde mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Grund genug für uns, einmal hinzuschauen, ob wir es hier mit Kojimas finalem Meisterwerk oder einer Gurke zu tun haben.

mgstpp_e3_2015_02Fangen wir mit den wohl bekanntesten Elementen der Metal-Gear-Solid-Reihe an: der Story und den Cutscenes. In keiner anderen Spielereihe wechseln sich Gameplay und Zwischensequenzen gleichermaßen ab wie in der dieser Spielreihe. Und im fünften. Teil? Kiefer Sutherland als neuer Sprecher. Ein Metal Gear Solid mit der neuen Fox Engine und einer Fortsetzung der Geschichte von Big Boss persönlich. Was kann da noch schief gehen? Anscheinend einiges ...

Im Vergleich zu all seinen Vorgängern ist das Storytelling in Teil fünf stark abgeschnitten. Die kleinen, wenigen Sequenzen sind wie immer sehr gut inszeniert und gleichen einem Actionfilm wie die Faust aufs Auge. Gefühlt sind diese aber zu selten. Auch Snake ist weitaus ungesprächiger als früher, wo er uns noch zu jedem winzigen Detail in der Spielwelt eine kurze Geschichte erzählt hat. Ob es am Open-World-Konzept liegt oder an der Tatsache, dass die Gage eines Kiefer Sutherland wohl etwas höher ist und damit nur abgezählte Sätze eingesprochen werden konnten? Unterm Strich fehlt einfach etwas für jeden Metal-Gear-Solid-Fan. Und dabei ist die Story an sich wirklich gut und Kojima-typisch vermittelt. Dazu gesellen sich sowohl ernste und strenge Themen, garniert mit einer großen Prise Humor.

Von der Story kommen wir zum Gameplay. Kann Kojima uns mit der neuen »Tactical Espionage Operation« begeistern? Hier kann ich ganz klar sagen: ja! Rein spielerisch weiß mich das Spiel auch nach über 50 Stunden noch zu überzeugen. Die Freiheit, einfach jede Mission so anzugehen, wie ich es für richtig halte – egal ob schleichend, schießend oder mit Hilfe der zahlreichen Gefährten – ist toll. Kleine Beispiele gefällig?
 
mgstpp_e3_2015_40In der einen Mission soll ich eine Festung infiltrieren und Gefangene retten. Gesagt getan, ich schleiche mich von Punkt zu Punkt und erledige jeden Gegner lautlos. Wo es sich lohnt und möglich ist, schicke ich nicht getötete Soldaten via Rettungsballon in meine Mutterbasis. Ich hole die Häftlinge, mache einen Abholort mit dem Piloten des Evakuierungshubschraubers aus und beende damit den Durchlauf. In der nächsten Mission soll ich einen hohen Offizier und drei militärische Ziele ausschalten. Soll ich jetzt schon wieder alles auskundschaften und überall Bomben legen? Nein, diesmal nehme ich den ausgestatteten Walker, eine Art Mini-Metal-Gear, und renne einfach mal in die Basis rein, töte alles, was mir in die Quere kommt und voilà, Aufgabe geschafft.

So existieren noch viele weitere Möglichkeiten, das Ende einer Mission zu erreichen. Von denen gibt es übrigens genug, um euch lange zu beschäftigen. Sowohl Haupt- als auch Nebenmissionen sind reichlich vorhanden. Die Missionstypen wiederholen sich relativ schnell, durch die vielen Herangehensweisen fällt das aber nicht so ins Gewicht. Und wo wir gerade beim Gameplay sind: Wenn man sich einmal in die doch sehr umfangreiche Steuerung eingewöhnt hat, bewegt man Snake so agil wie noch nie. Laufen, rennen, kriechen, schießen, Feinde verhören, alles funktioniert ohne Probleme. Unabhängig vom Titel haben wir es hier mit einem der besten Stealthspiele der letzten Jahre zu tun.
 
mgstpp_e3_2015_09Ein weiteres Feature ist der Aufbau der Mother Base. Soldaten rekrutieren, Ausrüstung aufrüsten und die Basis ausbauen stehen auf dem Tagesplan von Big Boss. Wer die Teile für die PSP gespielt hat, kennt diese Idee zur Vergrößerung der eigenen Armee. In Metal Gear Solid 5 wurde dieser Modus noch einmal erheblich verbessert. Wir können während jeder Aufgabe neue Kämpfer aussuchen und einberufen, verschiedene Teams auf Missionen schicken und ab und an durch die Mother Base streifen, um die Moral der Soldaten zu steigern. Die Onlinekomponente konnte ich dabei noch nicht so ausgiebig testen. Da sich das Ganze auf dem Prinzip eines Clash of Clans bewegt, werden hier interessante Gefechte zustande kommen. Insgesamt muss ich sagen, dass ich den Aufbau der Basis bis jetzt ein wenig vernachlässigt habe, was aber nicht sehr schlimm ist, wenn man sich nur auf das eigentliche Spiel konzentrieren mag.

Was ein sehr großer Kritikpunkt ist, das sind die Bosskämpfe. Und ich sage diesen Satz zu einem Metal-Gear-Solid-Spiel. Epische Kämpfe gegen Ocelot oder The End sind in meinem Kopf und was bleibt nach Teil fünf? Nicht viel muss ich sagen. Es gibt nur sehr wenige Endbosse und die kommen nicht an die Klasse ihrer Vorgänger heran. Das ist wirklich schade, denn Bosskämpfe waren immer die absoluten Highlights in der Serie. Auf die müssen wir in dem ansonsten sehr guten Spiel verzichten.

Eines ist klar: Wer möchte, der kann eine Menge Zeit in der Welt von Metal Gear Solid 5 stecken. Sowohl in die Missionen der Geschichte, in die Nebenmissionen oder einfach nur in den Aufbau der Basis. Es ist für alle etwas dabei. Grafisch und soundtechnisch ist das Spiel über jeden Zweifel erhaben, zumindest auf den Current-Gen-Konsolen. Die Fox Engine bietet tolle Lichteffekte, die Weitsicht und die Texturen wissen zu gefallen. Das gesamte Spiel läuft auf einer stabilen Framerate, ich hatte nicht einmal Einbußen. Doch auf Last-Gen-Konsolen sieht alles wieder anders aus. Schlecht aufgelöste Texturen, Pop-ups und Ruckler trüben den Spielspaß auf Microsofts Xbox 360 und der PS3. Um das Spiel zu genießen, sollte man möglichst zur Xbox One- oder der PS4-Version greifen.
 
mgstpp_e3_2015_12Die Frage, ob The Phantom Pain nun ein Meisterwerk ist oder nicht, ist schwierig zu beantworten. Für die einen mag es einer der besseren Teile der Reihe sein, die andere Hälfte denkt vermutlich das Gegenteil. Aber muss man ein Spiel immer an seinen Vorgängern messen? Ohne das Metal Gear im Namen und Snake als spielbarer Charakter hätten wir es mit einem sehr guten Open-World-Schleichspiel zu tun. Und weder mehr noch weniger ist Metal Gear Solid 5. Gemessen an Kojima mögen einige enttäuscht sein, ich empfehle trotzdem, in das Spiel rein zuschauen. Wer weiß, vielleicht geht das Game in die Geschichte ein als der letzte gute Metal-Gear-Solid-Teil, da es der finale von Hideo Kojima sein könnte. Es wurde zwar schon gesagt, dass die Serie nicht eingestampft werden soll, aber wer weiß, was ohne den Meister aus der Reihe wird. Genießen wir also die vermeintlich letzten Züge mit Big Boss und haben einfach Spaß an Metal Gear Solid 5!
 
 
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  • von aldi404:

    der prolog war auf jeden fall schon mal fett und jetzt fühlt es sich an wie rdr ...

  • von 108 Sterne:

    Story ist in MGSV nicht so doll, aber Gameplay ist halt großartig. Wünschte die hätten das Finale nicht weggeschnitten.

  • von Captnkuesel:

    Dann habe ich ja alles richtig gemacht. Im Ernst, in meiner Erinnerung ist das Spiel gut, ich habe aber auch keine Ahnung von der Story (keinen anderen Metal Gear Teil vorher gespielt). Vielleicht sollte ich es doch noch beenden? Basenbau fühlt sich an wie ein Browsergame, kann ich aber...

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