Die Basis für ein Golfspiel ist immer gleich. Man nehme einen aktuell bekannten Golfer, in diesem Fall Justin Thomas, setze ihm weitere berühmte Sportler an die Seite und garniere das Ganze mit einer Anzahl offiziell lizenzierter und perfekt nachgestellter Golfplätze. Um es auf den Punkt zu bringen: Wir reden im Fall von PGA Tour 2K21 von einem Pool von 12 Golfern (u.a. Ian Poulter, Sergio Garcia, Gary Woodland) und 15 Plätzen wie z.B. East Lake Golf Club, TPC Sawgras, TPC Scottsdale. Aber keine Angst, es gibt natürlich noch einige weitere Plätze – beim ersten Check auf der Xbox One (X) zählten wir perse 38 Stück. Zum Abrunden des Pakets dürfen selbstverständlichbekannte Sprecher nicht fehlen. Diesen Part übernehmen erneut Luke Elvy und der Analyst Rich Beem, welche für den neuesten Teil einige Stunden im Studio verbrachten, um weitere Textpassagen aufzunehmen. Zum Abschluss darf eine große Anzahl an Solo- und Mehrspielermodi nicht fehlen, inkl. vielen Sozialmöglichkeiten sowie offiziellen Sponsoren, damit euer Auftritt neben etlichen Fantasie Kleidungs- und Ausrüstungsgegenständen natürlich auch alle bekannten Anbieter aus dem Golfsport enthält. Kurz schütteln und der Erfolg sollte sich von alleine einstellen.
Ganz so einfach ist es dann natürlich nicht. Denn wenn es nur darum gehen würde, hätte 2K mit PGA Tour 2k21 definitiv schon alles richtig gemacht. Also gehen wir einmal in die tiefere Analyse. Schon zum Start fiel aufgrund gesetzlicher Vorgaben die Laune leicht in den Keller, denn ihr werdet sofort mit gleich zwei ellenlangen Lizenzvereinabrungen konfrontiert, die fleißig nach ganz unten gescrollt werden müssen, um diese anzunehmen. Würde man all das wirklich lesen, wären locker 30 Minuten rum. Aber was muss, das muss und ohne dies, geht es erst gar nicht los. Im „neuesten Teil“ könnt ihr auf Wunsch euren Golfer in etlichen Einstellungen zu einem persönlichen Ebenbild auf dem Platz auf dem Platz werden lassen. Obgleich man das schon seit vielen Jahren aus der EA-Serie kannte, ist in der „Golf Club Reihe“ nun auf einem absoluten Spitzeneditor herangewachsen. Investiert ihr hier eine halbe Stunde Zeit, ist das Ergebnis wirklich beachtlich! Die Anpassung an Deutschland sind nur in Punkto Größe und Gewicht noch nicht komplett umgesetzt. Hier werden alle Angaben derzeit noch in „Zoll“ und „lbs“ abgefragt, was eine kurze Umrechnung erfordert. Dabei gibt es zudem auch ein Limit an Körpergewicht bzw. Darstellung, was beim Test mit einem Freund sofort zur Sprache kam, da er sich so nicht darstellen konnte, wie er wirklich ist. Diese beiden Punkte sollte man definitiv noch anpassen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es gerade im zweiten Punkt in den USA sonst schnell zu „Diskriminierungsvorwürfen“ kommen könnte.
Das Menü des Spiels ist gut strukturiert und vor allem Spieler der „The Golf Club Reihe“ dürften sich sofort zu Hause fühlen. Neu hinzugekommen, ist die Möglichkeit nun auch endlich 9-Loch Plätze zu spielen, was gerade bei einer schnellen Runde (mit Freunden) anbietet. Nach einer soliden Einführung in die überarbeitete Steuerung steht fest, dass das Game deutlich einsteigerfreundlicher geworden ist. Ein Balken am Bildschirmboden zeigt euch nun klar an, wie weit ihr den Schläger zurückziehen müsst. Das war bisher immer der schwierigste Part bei den Vorgängern. Zudem wird auf diesem mit einer weißen und grauen Farbe angezeigt, wo ihr das beste Ergebnis für den Schlag erreicht. Gerade bei den Abschlägen solltet ihr aber schon vor dem grauen Feld gegensteuern, um den Ball nicht zu überdrallen. Parallel könnt ihr auf dem Grün nun pro Schlag eine Linie des Ballverlaufs anzeigen lassen, was das Putten deutlich vereinfacht, zumindest auf den unteren Schwierigkeitsgraden. Dies war beim Vorgänger noch auf vier Einsätze pro 18-Loch Runde begrenzt. Was zum Beginn, nachdem wir den Schwierigkeitsgrad auf Amateur angehoben haben, auffiel, war das Fehlen der Anzeige für den Höhenunterschied sowie die %-Lage des Balls und dessen Untergrund. Durch die üppigen Einstellungsmöglichkeiten sowohl in puncto Grafik als auch Spielvorliebe, ist dies aber alles wieder zuzuschalten. Hier ist ein wenig Zeitinvestierung nötig. Der Nachteil dabei ist, dass ihr in Online Spielen nur auf dem "Pro-Schwierigkeitsgrad" antreten könnt bzw. müsst. Wer diesen bis dahin nicht verinnerlicht hat, wird hier ziemlich abfallen. Gerade im lokalen Mehrspieler fielen hier allerdings „weiterhin“ Punkte auf, die verbessert werden könnten. Wir spielen diesen Modi sehr oft, aber leider kann man hier immer noch nicht ein weiteres (Xbox) Profil als „Gast“ auswählen, was nicht nachvollziehbar ist. Auf diese Weise können Freunde im Grunde nur online gegeneinander antreten. Wünschenswert wäre im Fall von „Gästen“ zudem, dass man diesen ebenfalls einen Namen geben könnte und deren „Stats“ ggfs. dann auch gespeichert werden. Auffallend war ebenso, das „Gäste“ hier nicht mit der gleichen Ausstattung an den Start gehen und so einen Nachteil zum Hauptspieler haben. Zwar kann man für jeden Gast individuelle Anpassungen in der Kamera und für die Schläge anpassen, was sehr gut ist, ändert man aber die „Primär-Einstellungen“ werden diese nicht wie gedacht auf alle Spieler angewendet, sondern nur auf den „Hauptspieler“. Das ist etwas verwirrend. Alternativ könnt ihr Lokal auch gegen einen Geist antreten.
Neu hinzugekommen, was klar eine der besten Veränderungen ist, ist die Möglichkeit (auf der Xbox per RB, auf der PlayStation müsste es also R1 sein), die bisherigen Schlageinstellungen zu „resetten“. Weiterhin könnt ihr eure besten Schläge nun abspeichern und teilen. Einen kleinen Schritt zurück ging man dann aber beim Anzeigen Scorekarte, die bisher zwischen jedem Loch gut ersichtlich eingeblendet wurde. Nun müsst ihr diese über die „Starttaste“ in einem Menüpunkt manuell anwählen. Die angepasste Steuerung, welche nun das Auswählen des Schlägers und der Schlagwahl auf das digitale Steuerkreuz, ließ nun auch die bisherige Möglichkeit des „Grün lesen und zählen“ verfallen. Dies klappt mit dem analogen Stick nicht mehr ganz so gut bzw. muss nun neu gelernt werden. Überhaupt muss man an dieser Stelle einmal erwähnen, dass gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden, bei denen neben dem Vor- und Rückschwung auch das absolut Exakte nach vorne drücken des kleinen Sticks eingefordert wird, in der Praxis einfach nicht umzusetzen ist und so zu etwas Frust führt. Auf dem echten Rasen kann man diese Präzision sicherlich mit viel Übung trainieren, mit einem Controller und den kleinen analogen Sticks wird man das allerdings sicher nie schaffen. Man muss sich klar darüber sein, dass dies dann doch eher ein Glücksspiel bleiben wird. Zum Glück kann man hier aber auch an genug Stellschrauben drehen, damit kein Frust, gerade für Einsteiger, aufkommt. Ohne Manuelles probieren in den Menüs zum Finden der persönlichen Vorlieben geht es dann doch nicht. Wünschenswert wäre vielleicht eine „Lernfunktion“ aus 100 oder 200 Schlägen, die dem Spiel den persönlichen Schwung eines jeden beibringt, da jeder den Stick anders vor- und zurückzieht.
Apropos finden – wo bitte ist der seit Jahrzehnten bekannte „Punch“ Auf der Auswahlliste der Schlagmöglichkeiten ist zwar nun der „Splash“, aber ist dies wirklich das Gleiche? Ich kannte das bisher nur als „Rettungsschlag aus dem Wasser“. Für weitere Updates bzw. Teile würden wir die Wunschliste dann gerne mit dem Feature füllen, dass man die Schlagdistanz auch in der „Y-Ansicht“, also der Vorschau der Flugbahn verändern kann. Dies würde den Spielfluss deutlich erhöhen. Gerade auf dem Grün kann man beim aktuellen Teil, durch die teils weit entfernte Kamera die „Grüns“ in dieser Vorschau nun nicht mehr so gut lesen, wie noch im Vorgänger.
Derzeit kämpft das Spiel (zumindest auf der Xbox One) noch mit deftigen Verbindungsproblemen. So bleiben Gegner im Online Gaming am Tee stehen und drei Minuten später steht man an seinem Ball und der andere hat das Loch bereits mit 5 Schlägen mehr beendet. Oftmals werden Partien mitten im Lauf unterbrochen, ob nun vom Server oder ob der andere frustriert das Game verlässt, ist dabei nicht ersichtlich. Nicht einmal die Verknüpfung des 2K-Konto zum Erhalt eines Bonus mag bis dato klappen. On Top ist auf der 2K Support Seite das Spiel bis lang nicht aufgenommen, so dass man den eingeblendeten Fehlercode nicht in ein Ticket einbetten kann. Hier sollte schnell nachgebessert werden! Die geringen 6GB Datenvolumen lassen zudem erahnen, dass grafisch immer noch Luft nach Oben ist.
In der Zusammenfassung muss ich klar sagen, dass man mit jedem weiteren Teil viele Dinge in die richtige Richtung voranbringt. Die Optik wurde weiter aufpoliert, die Sprecher machen ihre Sache nochmals besser und bieten mehr Abwechslung und der Umfang an offiziellen Spielern und Plätzen passt. Vor allem was die Einsteigerfreundlichkeit angeht, punktet PGA Tour 2K21 deutlich, was sicherlich auch zu höheren Absatzzahlen führen wird. Klar ist aber ebenfalls, dass die Neuerungen, gerade für Besitzer von „The Golf Club 2019 feat. PGA Tour“ eine Investition zur Überlegungssache machen wird, denn 60 – 70 Euro für diese „Upgrades“ dürften nicht jedem sofort aus der Tasche fallen bzw. zu verkaufen sein. Bis zum runden Spielerlebnis einer PGA-Tour aus besten Mitbewerberzeiten ist aber noch ein wenig dahin.