Real Bout Fatal Fury im Test

Neo Geo

Fatal Fury. SNKs älteste und zugleich traditionsreichste Kampfspiel-Serie. Obschon ihr, im Laufe der Jahre, vom bekannteren und gemeinhin beliebteren »The King of Fighters« der Rang abgelaufen wurde, steht Garou Densetsu in Kennerkreisen nach wie vor als Synonym für annähernd perfekte 2D-Prügler.

Interessant ist, dass jeder der insgesamt acht Arcade-Ableger den Nerv der Zeit punktgenau traf. Die Ausnahme bildet hier der bislang einzige Ausflug in dreidimensionale Gefilde, Wild Ambition genannt. Selbst das Original aus dem Jahre 1991, SNKs Antwort auf Street Fighter (1, nicht 2!) kam technisch und spielerisch lupenrein daher. Heutzutage wirkt dessen Steuerung freilich schwammig, indirekt und ungenau. Man bedenke jedoch, dass das Genre seinerzeit in den Kinderschuhen steckte. Jedes Kampfspiel war ein Experiment, bis Capcoms Blockbuster Street Fighter II erstmals Standards definierte.

Einer der bekanntesten Serienableger dürfte »Real Bout Fatal Fury (jp.: Real Bout Garō Densetsu)« sein. Zahlreiche Ports spendierte man dem Titel - egal ob Saturn- oder Playstation-Besitzer, jeder kam auf seine Kosten. Heutzutage wirkt Teil 5 der Reihe vergleichsweise altbacken und unspektakulär. Zumindest auf den ersten Blick. Weder Sprites noch Hintergründe kommen so farbenfroh und dynamisch wie ihre Sequel-Gegenstücke daher. Kein Wunder, verwendet der Real Bout-Erstling doch die Pixelrecken des direkten Vorgängers. Zu jener Zeit gängige Praxis - sowohl bei SNK als auch bei der Konkurrenz. Den Rekord für recycelte Sprites dürfte »Street Fighter 2« halten. Selbst die, dafür berüchtigte, »The King of Fighters«-Serie kann keine fünf Spiele mit nahezu unberührter Charaktergrafik bieten.
 

Jenes Verfahren offenbart in der Regel allerdings den angenehmen Nebeneffekt, alle Charaktere des jeweiligen Prequels wiederzusehen. Wer also das großartige Fatal Fury 3 kennt, darf mit seiner Lieblingsfigur erneut South Town unsicher machen. Genretypisch spendierte der Osakaer Entwickler den Haudegen neue Techniken - so erhält Sympathieträger Terry seine, zwischenzeitlich verlorene, Rising Tackle zurück und wird zudem mit einer modifizierten Power Wave, welche auf jeder Ebene trifft, bedacht.

Zum altbekannten Roster gesellen sich obendrein drei Rückkehrer: Fan-Favorite Kim Kaphwan, Hardcore-Rapper Duck King und Geese Howards rechte Hand, Billy Kane, fanden ihren Weg aus Fatal Fury Special. Apropos Geese: Sowohl dieser als auch Ryuji Yamazaki und die Jin-Zwillinge, ihres Zeichens Bosse des Vorgängers, gehören jetzt der regulären Kämpferriege an.

Real Bouts Plot ist schnell erzählt - im Gegensatz zum Großteil der Genrevertreter aber nicht obsolet. Ganze vier Jahre nach den Ereignissen des Originalspiels wiederholt sich die Geschichte. Unerwartet erbeutet der totgeglaubte Geese Howard in »Road to the Final Victory« die Jin-Rollen. Mächtige chinesische Artefakte, welche, der Legende nach, Unsterblichkeit verleihen. Statt sie zu benutzen, verbrennt der Gangsterboss die unbezahlbaren Stücke jedoch. Ihm genügt die Gewissheit, sie nicht in den Händen seiner Feinde wiederzusehen. Was nach seinem überraschenden Auftritt im letzten Turnier und dem anschließenden Sieg über die Jin-Brüder noch fehlt, ist ein Zeichen der Rückkehr. Die erneute Eroberung South Towns. Und die endgültige Vernichtung seines Nemesis.

»Its long silence broken, Geese Tower‘s lights kick alive. When the wolf‘s fangs thirst for blood, a shiver can be felt throughout the town.«

Die Story legt bereits nahe, dass als Schauplatz für Fatal Fury 5 einmal mehr die fiktive Metropole South Town dient. Kenner der Serie dürften sich, ob der vergleichsweise mickrigen Level-Anzahl, jedoch verwundert die Augen reiben. Nicht länger trifft man jeden Charakter in einer individuellen Stage an - jetzt wird sich in gerade einmal vier Levels, welche sich jeweils drei Opponenten teilen, gebalgt. So negativ, wie es zunächst anmutet, ist das allerdings nicht. Serientypisch findet das Gerangel zwar je dreimal in derselben Stage, aber zu unterschiedlichen Tageszeiten statt, massive Veränderungen inklusive. Werdet ihr im Kampf mit dem ersten Herausforderer noch von einer zweistelligen Anzahl von Fans bejubelt, kann es vorkommen, dass der Schauplatz vollkommen ausgestorben scheint, wenn ihr auf Widersacher Nummer 3 trefft.

In letzterem Falle kommt ein brandneues Feature dieses Fatal Fury-Teils besonders zur Geltung: die Ring Outs. Nicht länger besiegelt ausschließlich eine leere Gesundheitsleiste oder ein abgelaufener Timer eine Kampfrunde. Die gebt ihr hier auch beim Verlassen des Kampfschauplatzes ab. Je nach Stage und Tageszeit wird das mit amüsanten und teilweise recht aufwendigen Animationen belohnt.

Dass Ring Outs in einem 2D-Kampfspiel vollkommen neue Möglichkeiten eröffnen, liegt auf der Hand. War es bislang immerhin von Vorteil, einen Opponenten in die Ringecke zu drängen (ihn zu »cornern«), wird dies hier zu einer gezielten Taktik, welche einen bereits verloren geglaubten Kampf noch drehen kann. Naturgemäß polarisiert ein solches Feature in Kennerkreisen. Manche mögen es, manche eher nicht. SNK zumindest entschied sich, die Ring Outs im Sequel zu entschärfen (Benommenheit statt direktem Rundenverlust) und in Real Bout 2 vollständig zu streichen - vermutlich nicht grundlos. RBFF bleibt somit das einzige 2D-Kampfspiel mit diesem Merkmal.

Generalüberholt wurde das Kampfsystem, die sogenannte »Fightengine«. Präziser fühlt sie sich an, dynamischer. Die Wirkung der diversen Treffer wird dem Spieler um einiges authentischer vermittelt. Real Bout markiert den Übergang der Serie vom langsamen, taktischen Old School-Fighter hin zum combolastigen, modernen Versus-Kampfspiel.

Dies zeigt sich umso deutlicher im serientypischen und -exklusiven Ebenenwechsel-Feature. Gab es in den Vorgängern noch bis zu vier verschiedene Buttonkombinationen, mit denen ein Wechsel vollzogen oder auf selbigen reagiert werden konnte, ist dafür jetzt ein einziger Button reserviert. Eine Ebene fiel obendrein dem Rotstift zum Opfer, die verbleibende wird lediglich zum Ausweichen benutzt. Bemüht ihr Button (D), während sich der Widersacher auf der Hintergrundebene tummelt, holt euer Kämpe ihn entweder mit einem hohen oder niedrigen Angriff zurück. Es besteht nicht länger die Möglichkeit, die Prügelei vollständig in den Hintergrund zu verlagern. Eine äußerst sinnvolle Änderung.

Überhaupt hat man die Buttonbelegung massiv entschlackt - vorbei die Zeiten von zwei oder mehr Schlag- und Trittbuttons. Ein Schlag, ein Tritt, einen situationsbedingten Power-Angriff. Mehr braucht der moderne Fighter nicht. Durch diese Neuerungen fühlt sich Real Bout außerordentlich erfrischend an - vor allem im Vergleich zur festgefahrenen Konkurrenz.




Nico meint:

Nico

Real Bout ist der Beginn einer neuen Fatal Fury-Generation. Das langsame, steife Gameplay der Originalserie musste einer actionlastigeren, combobasierten Neufassung weichen. Eine schlankere, zugänglichere Buttonbelegung sowie innovative neue und modifizierte klassische Features machen dieses Spiel zu einem Erlebnis - und gleichermaßen zu einem zeitlosen Klassiker. Die hervorragende Charakterbalance (von Franco Bash einmal abgesehen) tut ihr Übriges. Teil 1 der Real Bout-Reihe bietet freilich nicht den Umfang der Nachfolger. Mit 5 Levels (4+Boss), und seien diese auch von überragender Qualität, kann sich kein Kampfspiel rühmen. Ebenso haut die Kämpferanzahl niemanden vom Hocker. Aber was SNK hier auf den Punkt gebracht hat, ist die Spielbarkeit. Dieser Titel wartet mit einer unwiderstehlichen Mischung aus Old- und New School-Gameplay auf. In meiner Alltime-Favorite-Rangliste platziert sich Real Bout Fatal Fury vor allen anderen Ablegern der Serie. Und insgesamt auf Platz 2.

Positiv

  • nahezu perfekte Fightengine
  • Ring-Outs
  • audiovisuell hervorragend

Negativ

  • nur 5 Stages
Userwertung
7.2 14 Stimmen
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Forum
  • von m.o.terra kaesi:

    super review und ganz meiner meinung. RBFF kommt bei mir ebenfalls vor allen anderen Teilen und ist bei mir sicher auch in den Top 3 aller SNK Prügler! Die Ring-Outs haben einen besonderen Charme, gerade weil sie (insbesondere im 2-Player-Modus) ein perfekt funktionierendes neues Spielelement...

  • von kingcar:

    PN ist raus. Demnächst mal was auf GGPO starten, sehr guter net code und es sind viele klassiker darauf spielbar. ...

  • von Shan:

    Meins? Steht im Profil: Samurai Shodown 5 (bzw. Samurai Spirits Zero) Special. ...

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Real Bout Fatal Fury Daten
Genre 2D Beat ‘em Up
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode regionfree
Auflösung / Hertz 60 Hz
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1995
Vermarkter SNK
Wertung 8.9
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