Frostpunk: Eine Eiseskälte im Test

PlayStation 4Xbox One

Es ist kalt! Kälter, als man glauben mag. Es ist eine Kälte, die sich bis in die Knochen frisst! Und es ist das definierende Element von 11 Bit Studios Frostpunk, das jetzt auch auf Konsolen erhältlich ist.

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Die Temperatur sinkt und sinkt. Ein Ende des frostigen Wintersturms ist nicht abzusehen. Die Unzufriedenheit steigt ebenfalls, weil du die Übersteuerung des hitzespendenden Generators abgestellt hast, ehe er dir um die Ohren fliegt. Hinzu kommt, dass deine Ressourcen langsam knapp werden und der Scout, der Nachschub bringen könnte, für seinen Rückweg noch lange brauchen wird. Die Lage erscheint hoffnungslos.
 
11 Bit Studios bewiesen mit Frostpunkt einmal mehr, dass sie sich darauf verstehen, den Spieler vor moralisch schwierigen Entscheidungen zu stellen. Das war bereits in ihrem Erstlingswerk This War of Mine der Fall. In diesem Spiel wurden die Schicksale von einfachen Leuten in diversen Kriegsgebieten gesteuert, die ums tägliche Überleben kämpften. Wobei man den Gamer oft genug in Situationen brachte, in denen er seine moralischen Grenzen ausloten musste.
 
Doch das ist der einzige Aspekt, den Frostpunk mit This War of Mine gemein hat. Das große Vorbild, wenn man so will, ist jedoch in diesem Fall X-Com. Denn in beiden Spielen steht man die ganze Zeit unter permanenten Druck und muss vor allem zu Beginn mit äußerst knappen Ressourcen auskommen. 
 

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Die Story des Games ist, dass sich in einer alternativen Vergangenheit das Klima des Planeten veränderte. Es wurde immer kälter und kälter, bis das Leben kaum noch mehr möglich war. Zu diesem Zeitpunkt baute man mehrere Generatoren auf, die dann nach Norden gebracht wurden, wo man wusste, dass viele Ressourcen vorhanden waren. Auch die Bevölkerung zog in diese Himmelsrichtung.
 
Insgesamt existieren vier Szenarien und ein Endlosspielmodus. Das mag zunächst nach wenig klingen. Doch wird man schon allein an einem Szenario mehrere Stunden lang sitzen, weil der Schwierigkeitsgrad des Games nicht ohne ist. Dabei stellt jedes Einzelne einen vor komplett neuen Herausforderungen.
 
Der Anfang ist immer wieder gleich. Man fängt mit einem Generator und einer begrenzten Anzahl an Leuten an. Rings um einen herum sind Kohle, Stahl und Holz vorhanden.
 

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Schon allein die erste Mission dürfte einen gehörig ins Schwitzen bringen. Ständig lernt man dazu und wird dieses Szenario neu starten, weil man einen Fehler machte, der heftige Konsequenzen mit sich bringt. Das ist auch das große Manko an Frostpunk: Die Lernkurve des Games ist steil! Und manche Dinge, wie zum Beispiel, wie das jetzt mit der Nahrung ist, werden nur ungenügend erklärt. Vieles erarbeitet man sich mit simplen Learning by Doing.
 
Dabei steht man nicht nur durch den großen Mangel an Ressourcen unter Druck. Dasselbe geschieht ebenso durch die Bevölkerung. Diese wendet sich an euch wiederholt mit ihren eigenen Bedürfnissen und Anliegen. Man kann diese natürlich ignorieren. Doch wenn man dauerhaft eine Stadt leiten möchte, ist das nicht unbedingt zu empfehlen, es sei denn, es existiert der hochgradige Wunsch, mit Schimpf und Schande aus der Siedlung gejagt zu werden. Was bei den klimatischen Bedingungen der Tod ist.
 
Im Prinzip muss man vor allem neben dem aktuellen Bestand an Ressourcen auch auf die Unzufriedenheit und die Hoffnung der Bewohnerschaft achten. Erster steigt sehr leicht und Letztere sinkt enorm schnell. Doch diese Entwicklung umzukehren ist alles andere als einfach. Und so gilt es abzuwiegen, welche Wünsche der Bevölkerung man am besten wie umsetzt. Die Bürger wollen bessere Häuser? Es ist empfehlenswert, erst einmal nur simple Zelte für sie zu errichten, das kostet weniger Rohstoffe und stellt sie ebenso ruhig. Aber andererseits wären beheizte Behausungen durchaus einen Gedanken wert, vor allem, wenn dadurch die Menschen beruhigt werden.
 

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Allerdings ist die nächste Problematik, ob diese Häuser schon erforscht sind. Oder, ob erst was anderes analysiert wurde, wie zum Beispiel Sägewerke, mit denen sich die Waldüberreste nahe der Siedlung nutzen lassen. Wäre es nicht doch einen Gedanken wert, kleinere Heizwerke für die Bevölkerung zu errichten?
 
Ach ja, es empfiehlt sich, Krankenhäuser ebenfalls zu bauen. Ansonsten sterben die Leute bei der extremen Kälte wie die Fliegen. Wobei die Ärzte nur bedingt einen guten Job machen. Denn ihre Lieblingsheilmethode ist es, einfach die betroffenden Gliedmaßen zu amputieren. Und Amputierte sind genauso wenig Arbeitskräfte, wie Kinder, sprich: Sie fehlen einem. Wenngleich sich das später ändern lässt.
 
Es gibt in Frostpunk nämlich neben einem Techtree auch einen Gesetzestree. Immer wieder könnt ihr Erlasse zu bestimmten Situationen herausgeben. Zum Beispiel, wie mit den Toten verfahren werden soll. Ob sie auf einem Gottesacker beerdigt, oder ob sie nicht einfach irgendwo draußen vor der Stadt verscharrt werden. Dabei hat alles seine Vor- und Nachteile. So fallen bei einem Friedhof für einige Zeit wertvolle Arbeitskräfte weg, doch dafür ist die Bevölkerung beruhigt. Bei der Alternative würde die Unruhe steigen, wofür allerdings keine Arbeiter wegfallen.
 

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Denn die sind die größte Ressource, die man hat. Und sie wächst nicht von selbst nach! Frische Arbeitskräfte erhält man erst, wenn ein Scout ausgeschickt wird und bei einem der vielen Orte außerhalb der Metropole, diesen untersucht. Mal bekommt man wichtige Rohstoffe, doch häufiger sind es neue Menschen. Die dann allerdings noch sicher zur Stadt gebracht werden müssen, was Zeit in Anspruch nimmt.
 
Die einem übrigens ebenfalls im Nacken sitzt. Permanent schreitet sie fort, die Arbeiter gehen auf ihre jeweiligen Schichten und mit bangem Blick schaut man auf die Wetterleiste. Denn da kann man einen Einblick sehen, wie das Wetter wird. Schön ist es, wenn die Temperaturen steigen. Doch oft genug sinken sie. Und wenn man dazu parallel einen Sturm kriegt, wo die Kälte quasi ins Bodenlose stürzt, gilt nur noch eines: Überleben, auf welche Weise auch immer!
 
Man kann es nur wiederholen: Als Spieler wird man permanent unter Druck gesetzt. Und schon der kleinste Fehler kann dazu führen, dass man erneut von vorne anfangen darf. Frostpunk ist unerbittlich! Und gerade deshalb so gut.
 
Dabei muss anerkannt werden, wie gelungen 11 Bit Studios den Titel an die Konsolen angepasst haben. Man merkt, wie sie sich Gedanken machten, wie was angeglichen sollte und welche Knöpfe des Pads welche Funktion auslösen. So etwas erhöht natürlich den Spielspaß.
 
Der nur dezent durch die lokale Anpassung getrübt wird. Beklagt werden muss nicht die deutsche Übersetzung an sich, die tadellos ist. Aber es gibt viele Textkästen, wo der Text nicht richtig reinpasste und er entsprechend einfach so abbricht. 


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Forum
  • von Mistercinema:

    11 bit studios und das Entwickler-Team von Frostpunk 2 laden Spieler zurück in die unbarmherzigen Frostlande ein, mit einem exklusiven Einblick in das heißerwartete und ambitionierte Sequel. Heute bekommen Spieler, die die Deluxe Edition vorbestellt haben, eine Woche lang Zugang zur Beta. Diese...

  • von AtomicBomberman:

    Wo ich das lese könnte ich glatt auch nochmal auf dem PC Durchstarten. Die letzte Mission habe ich nie ordentlich zu Ende bekommen

  • von Captnkuesel:

    Das Spiel ist echt gut, aber man muss leider auch ziemlich harte Entscheidungen treffen. Als ich es vor gut einem Jahr auf PC gespielt habe, habe ich sogar mehrmals neu angefangen, weil ich das Gefühl hatte, gewisse Dinge einfach schlecht gemanaged zu haben.

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