
Allerdings muss man (zumindest auf der PS4) vor dem ersten Start zunächst einen ungefähr 8 GB großen Patch herunterladen, ehe man loszocken kann. Da das PSN ja etwas lahm ist, kann das selbst bei einer flotten Internetverbindung einen Nachmittag lang dauern. Doch wenn man sich durchbeißt, lohnt es sich.
Denn jetzt haben die Konsolenbesitzer endlich Gelegenheit, die wahre Grafikpracht der beiden Teile zu sehen. PC-Spieler können darüber nur müde lächeln, sie haben schon seit Ewigkeiten die Chance, die Darstellung auf Hochglanz zu stellen. Wer jedoch bislang nur die Version für die vorherigen Konsolen kannte, der wird wie weggeblasen sein.
Auch wenn es Schwächen gibt. So ist beim Pre-Sequel starkes Tearing zu beobachten und das Spiel stürzt gerne unvorhersehbar ab, allerdings eher selten. Demgegenüber steht der Umfang: Man erhält zum Preis von 43,90 Euro alles, und zwar wirklich alles! Also nicht nur die Maingames, sondern ebenso alle DLCs. Besonders bei Borderlands 2 sind das enorm viele.

Für mich ist Handsome Jack einer der besten Schurken der Videospielwelt der letzten Jahre. Was auch daran liegt, dass er anders ist als andere Erzbösewichte. Er ist keine ominöse, dunkle Bedrohung wie die Reaper bei Mass Effect. Er erinnert mich mehr an Lex Luthor, einen Megamogul, der seinen Reichtum und seine Firma dazu nutzt, um seine Ziele voranzutreiben und natürlich Superman zu töten.
Doch es gibt einen Riesenunterschied zwischen dem Supermangegner und Handsome Jack: Letzterer ist nicht allein darauf fixiert, nur seinen Lieblingsgegner umzubringen. Hauptsächlich will er das Vault finden, um die Macht, die da drinnen zu finden ist, für seine eigenen Zwecke einzusetzen.
Handsome Jack wird in Borderlands 2 als intelligenter und gefährlicher Gegner dargestellt, der gleichzeitig hochgradig gestört ist. Er kommuniziert die ganze Zeit mit dem Spieler, verhöhnt ihn, legt ihm Stolpersteine in den Weg, gibt ihm jedoch auch Aufgaben. Er ist eine widersprüchliche Persönlichkeit, die über ein enormes Charisma verfügt. Und über eine hohe Skrupellosigkeit, wie man daran sieht, dass er seine eigene Tochter gefangen hält und für seine eigenen Zwecke missbraucht. Seine Intelligenz und Gerissenheit zeigt er, als er einen Moment des Triumphes der Vault-Hunter in eine Niederlage umwandelt. Er bringt Roland, den Anführer des Widerstands, um und nimmt Lilith, die Siren, gefangen und versklavt sie. Das sind Augenblicke, die Borderlands 2 für mich prägten und Handsome Jack zu einem hassenswert guten Gegenspieler zementierten.

Und im Pre-Sequel? Man mag vom Gameplay des Spiels halten was man will, aber die Story – zumindest hinsichtlich Handsome Jack – ist gut geworden. Einfach aus dem Grunde, weil man hier die Ursprünge dieser Gestalt miterleben kann. Ironischerweise ist er zunächst einer der Helden der Story,und am Anfang wird er auch in einem positiven Licht dargestellt. Man kriegt Mitleid mit ihm, wenn man mitkriegt, wie er zu Beginn in Schwierigkeiten steckt und etwas aufs Maul kriegt.
Doch dann erlebt man langsam einen Wandel mit: einen, der seine wahren Charakterzüge zeigt. Etwa wenn er den Bürif umbringt. Zwar in Selbstverteidigung, doch es dauert nicht lange, bis er das abhakt und zum nächsten Tagesordnungspunkt fortschreitet. Immer mehr und mehr zeigt sich seine kalte, skrupellose Seite, wobei der Höhepunkt ist, als er die KI Felicity eiskalt betrügt und sie lobotomiert, um die Konstruktoren zu erschaffen.
Dies alles wiederholt nachzuerleben, ist für mich der Grund überhaupt, die Handsome Collection zu empfehlen und zu kaufen. Es lohnt sich, schon allein aus dem Grund, damit man am Ende sich freut, wenn man ihn letztendlich besiegen kann.