Medal of Honor: Warfighter - (K)ein schlechtes Spiel? im Test

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Medal of Honor: Warfighter ist das vierzehnte Spiel der bekannten Ego-Shooter Reihe und wohl der mit Abstand am schlechtesten bewertete Konsolenableger. Aber woran liegt das? Haben sich EA und Danger Close zu überschätzt und ein schlimmeres Endprodukt abgeliefert als 2010? Was stimmt mit dem aktuellen Teil nicht? Genau das versuchte ich herauszufinden ...

Bevor das Testmuster seinen Weg zu mir fand, schaute ich mir einige Reviews von nationalen und internationalen Kollegen an. In Text- und Videoform wurde Medal of Honor: Warfighter regelrecht zerissen und landete in einem Wertungstief. So niedrig (53,57% Wertung auf gamerankings.com) wurde bisher noch nie ein Konsolen Ableger der Reihe beurteilt. Was lief schief? Ein Blick auf die Fazits der verschiedenen Redakteure sorgte bei mir für Klarheit: eine belanglose Story, zu kurze und lineare Kampagne und viele technische Unzulänglichkeiten brachten MoH Warfighter die schlechte Kritik ein.

So blickte ich unmotiviert auf das Spiel, als es vor mir lag. Die Reviews zeigten Wirkung, ich war enttäuscht, noch bevor die BluRay in einer Playstation 3 rotierte. Aber ich startete die Kampagne, spielte alle Missionen durch, vergnügte mich im Multiplayer und fragte mich letztendlich, ob die Redakteure und ich das gleiche Game getestet hatten. Das neue Medal of Honor ist vieles, aber auf keinen Fall ein schlechtes Spiel!
 

Ich war positiv überrascht und zugleich irritiert. Wieso war ich der Einzige, dem das Spiel anscheinend gefiel? Lag es an mir? Ich schritt zur Tat und schaute mir erneut die Reviews an. Ich verglich die Meinungen mit meiner eigenen - und konnte vieles nicht nachvollziehen.

Die Pressekollegen sprachen von einer »Nonsense Story«. Ich dagegen fand die Geschichte, die in der Kampagne erzählt wird, unterhaltsam und gut präsentiert. Hätte ich nach der dritten Mission mit dem Spielen aufgehört, würde ich die Meinung über eine sinnfreie Handlung vielleicht teilen. Aber je weiter ich zockte, umso besser zeichneten sich die Charaktere ab. Preacher, ein Soldat mit Frau und Tochter, möchte sein Dasein als Elitekämpfer beenden und für seine Lieben da sein. Ein Anschlag ändert aber seine Meinung und holt ihn zurück in die Realität. Dabei sind vor allem die Zwischensequenzen sehr gut gemacht, sodass ich teilweise nicht mehr zwischen vorgerenderter Grafik und realen Aufnahmen unterscheiden konnte. Auch das Ende wurde stimmig rübergebracht und lies mich mit den Charakteren mitfühlen. Zwar gewinnt die erzählte Rahmenhandlung keinen Blumentopf, ist aber weitaus besser als bei Genrekollegen wie Modern Warfare 1-3. Das Argument einer »Nonsense Story« vertrete ich nicht!

Aber wie steht es mit der Singleplayer Kampagne? Viele (Online) Magazine bezeichneten diese als zu linear und kurz. Sie sei uninspiriert und biete nichts Neues. Dazu möchte ich erst einmal loswerden, dass es sich bei Medal of Honor: Warfighter um einen Modern War Shooter handelt. Das haben viele vielleicht nicht begriffen. Zu kurz ist der Story Modus mit 5-7 Stunden meiner Meinung nach zwar, aber bei der Konkurrenz aus dem eigenen Hause oder auch Call of Duty Modern Warfare 3 ist dies doch nicht anders. Wieso Warfighter im Vergleich schlechter bewerten?

Kommen wir zur Linearität. Natürlich folgte ich in dem Spiel einem roten Faden, der mich durchs Level leitete. War das bei den anderen Kriegsshootern anders? Nicht wirklich! An dieser Krankheit leidet das ganze Genre, nicht nur ein Spiel. Dass der Markt übersättigt ist, konnte ich nicht abstreiten. Aber wieso die Kampagne schlechter abschnitt, als die der Konkurrenz wollte mir nicht in den Kopf. Als Ego-Shooter und Kriegsshooter Fan kannte ich die Missionsziele und die Levelabläufe natürlich. Aber ist das schlecht? Wenn ich etwas mag, dann erwarte ich doch genau das in einem neuen Produkt. Und hier liegt meiner Meinung nach das Problem! Viele Redakteure, die das Spiel getestet haben, schreiben in ihren Reviews klar und deutlich, dass sie Kriegsspiele gar nicht mögen und das Ganze als Quatsch erachten (u. a. Spiegel Online). Sorry, aber wieso teste ich so etwas dann? Wenn ich ein Spiel nicht mag, heißt dass, dass ich auch andere Games des gleichen Genres nicht gespielt habe. Wie kann ich dann etwas objektiv vergleichen? 

Ich bin ein großer Fan von Kriegsshootern und mag Medal of Honor, Call of Duty und Battlefield gleichermaßen. Einige der Levels mochte ich bei Warfighter sogar besonders. Die genialen Autofahrten seien hier erwähnt. So dynamisch und gut in Szene gesetzt saß ich noch an keinem virtuellen Steuer in einem Modern War Shooter. 
 

In einem Punkt muss ich meinen Kollegen von IGN, Eurogamer und Co. aber recht geben. Das Spiel leidet unter einigen technischen Unzulänglichkeiten. Es traten ein paar Bugs auf. Schlimm fand ich den Abschnitt, wo ich Feinde mit einer Sniper unter Beschuss nehmen sollte. Ich zielte und traf. Mein Kollege bestätigte: »Das war ein Kopftreffer!« Aber der Gegner stand immer noch da und holte eine Panzerfaust heraus, die mich in den virtuellen Himmel beförderte. Ein Neustart war angesagt und das unzählige Male. Das war aber der einzige Patzer, den sich das Spiel erlaubte. Hier und da fand ich noch ein paar Bugs, die den Spielspaß aber in keinster Weise linderten. Unspielbar ist das Spiel aufgrund der Bugs nicht.

Und das Danger Close mit der Frostbite 2 Engine nicht umgehen kann, halte ich ebenfalls für ein Gerücht. Derjenige, der das behauptet, hat Warfighter leider nur halb gespielt. Vor allem der zweite Level kann mit matschigen Texturen und schlimmen Waffenmodellen keineswegs überzeugen. Doch die späteren Abschnitte zeigen, dass Medal of Honor: Warfighter ein grafisch opulentes Spiel ist. Tolle Landschaften, schöne Nachtabschnitte und die tollen Autofahrten sprechen für sich. Optisch bewegt es sich meiner Meinung nach zwischen Modern Warfare 3 und Battlefield 3. Definitiv nicht so schlecht, wie in vielen Reviews dargestellt.

Doch nicht nur die Kampagne wurde negativ aufgenommen. Der Multiplayer Modus wurde als langweilig und das Map Design als zu bieder abgestempelt. Diese Meinung vertrete ich nur halbwegs. Toll finde ich, dass wir als Spieler aus vielen verschiedenen Klassen wählen können, die sogar echten Elitetrupps auf internationaler Ebene nachempfungen wurden. Dieses Feature wurde ja bekanntlich im Vorfeld durch unzählige Trailer beworben und ich hätte mir diese Variation auch im Singleplayer gewünscht. Gut gelungen finde ich auch das Buddy Feature. Hier muss man wirklich durch dick und dünn gehen und sich auf einander verlassen. Zu den Maps: Nach einigen Kämpfen machte sich auch bei mir ein Gefühl der Sättigung breit. An ein Battlefield 3 kommt Medal of Honor: Warfighter nicht heran. Ich betrachte den Mehrspieler Part eher als eine nette Abwechslung zum DICE Konkurrenten. Wenn ich eines BF3 müde werde und ein wenig Abwechslung brauche, logge ich mich bei Warfighter ein. Auf Dauer kann das neue Medal of Honor Battlefield 3 aber nicht die Stirn bieten.

Ihr seht also, ich mag Medal of Honor: Warfighter. Es ist nicht der ultimative Kriegsshooter geworden. Aber das habe ich auch nie erwartet. Ich wollte einen weiteren FPS spielen, der seine Sache gut macht. Und genau das habe ich bekommen. Fans des Genres werden mit dem Spiel glücklich werden. Alle anderen sollten es einfach nicht zocken, anstatt sich den Mund darüber fusselig zu reden! Und falls ihr euch detailliert über die Medal of Honor Reihe informieren wollt, kann ich euch unsere Komplettübersicht ans Herz legen.




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  • von Civilisation:

    Für Andrej war (k)eine Freude, Medal of Honor: Warfighter zu testen. Was dabei rausgekommen ist, lest ihr in dem folgenden Artikel. Medal of Honor: Warfighter - (K)ein schlechtes Spiel? Medal of Honor: Warfighter ist das vierzehnte Spiel der bekannten Ego-Shooter Reihe und wohl...

  • von Crewmate:

    Thema verfehlt denke ich nicht. Das ist auch eine Frage der Umsetzung. Begeisterung kann auch an Erwartungen an einen Krieg geformt werden. Naivität und falsche Hoffnungen. Durch Charakterentwicklungen kann das ein wichtiges Plotelement werden. Ich denke da an Starship Troopers, Jarhead und diese...

  • von Azazel:

    Ist mir bekannt und auch enemy at the Gates kenne und liebe ich. Aber genau da ist auch das Problem. Wenn ein antikriegsspiel oder Film "begeistert", so hat's im Grunde irgendwie das Thema verfehlt. Egal, denke das wir beide und zumindest darin einig sind das The Line seine Sachs besser...

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