Doch hatte Capcom nicht genug. Für den nächsten Ableger gab das japanische Traditionsunternehmen die Entwicklung an ein westliches Studio ab und wollte damit Held Dante einen neuen Look und ihrer Action Reihe ein komplettes Reboot gönnen. Aber wer übernahm das Schwergewicht? Die Jungs von Ninja Theory wurden dafür ins Boot geholt. Nachdem das Entwicklerstudio 2000 gegründet wurde, gingen die Briten 2003 mit Kung Fu Chaos für die Xbox an den Start, bevor sie vier Jahre später den PS3 Hit Heavely Sword (love it!, need sequel!!) fertigstellten. Nach dem gelungenen Enslaved: Odyssey to the West (2010) verzeichneten sie mit dem neuen Devil May Cry Abenteuer das vierte Spiel in ihrem Lebenslauf.
Aufmerksam wurde Capcom auf die Briten durch den PS3 Action Kracher Heavenly Sword. Laut den Japanern würde das Gameplay, welches Ninja Theory in ihrem Sony Debut schufen, besonders gut zur Devil May Cry Serie passen. Der Entschluss stand also fest. Und als der erste Trailer zum neuen DmC Game gezeigt wurde, hagelte es Kritik. Vor allem vom Redesign Dantes war die Welt nicht begeistert. Ninja Theory hielten aber daran fest und veröffentlichten ihre Neuinterpretation am 15. Januar 2013 für Xbox 360 und PS3. Es regnete trotz anfänglicher Kritik viel Lob. Aber obschon ich ein Fan von Dante bin, kann ich mich mit DmC: Devil May Cry nicht anfreunden - und das, obwohl es ein sehr gutes Spiel ist.
So etwas ist wirklich noch nie passiert! Einen ganzen Monat brauchte ich, um mich durch das etwa zehn Stunden lange Spiel zu schnetzeln. Als Action und Dante Fan spielte ich die alten Devil May Cry Spiele in wenigen Tagen durch. Egal, ob auf der zeitlosen Playstation 2 oder aber via Devil May Cry HD Collection. Auch den vierten Teil mochte ich und wurde mehrmals Zeuge der Credits. Aber DmC? Ich musste mich regelrecht selbst in den Hintern treten, um es durchzuspielen.
Dabei ist das Spiel in keinster Weise schlecht! Es setzt gameplay-technisch dort an, wo die alten Spiele aufhören und baut diverse Facetten sogar aus. Dante ist mit seinem bekannten Waffen bestückt. Sein Schwert Rebellion und seine beiden Pistolen Ebony und Ivory leisten ihm auch hier treue Dienste. Zusätzlich gibt es anderes Spielzeug, wie etwa eine Sichel oder eine mächtige Schrotflinte. Alles, was das Action Herz begehrt. Dazu können wertvolle neue Moves und Angriffe freigeschaltet werden, um den Dämonenhorden Einhalt zu gebieten. Und das ist bitter nötig, denn die Feinde sind zahlreich und alles andere als gut gelaunt. Neben großen und kleinen Gegnern trifft man im Spiel auch auf riesige Endbosse, die viel abverlangen und nur mit der passenden Taktik zu besiegen sind.
Lineare Level, viele böse Jungs, eine unglaublich große Anzahl an stylischen Combos und brachiale Action - alles beim Alten also! Devil May Cry Fans bekommen genau das, was die Serie ausmachte. Sogar die Geschichte ist insgesamt gelungen und animiert zum Weiterspielen.
Mundus, Anführer aller Dämonen hält die Welt gefangen, indem er die Menschen durch verschiedene Einflüsse steuert. Die Opfer kriegen von all dem nichts mit. Auch Dante ist dies egal, bis eines Tages die junge Kate vor ihm steht und ihm die Augen öffnet. Sie bringt ihn zu seinem Zwillingsbruder, der Dante auf eine Reise schickt, die seine Vergangenheit offenbart und ihn zum Retter der Zukunft macht. Dabei reinigt ihr in der Haut des Halbdämons den Limbus, eine Parallelwelt zur Realität, in der es vor Monstern nur so wimmelt. Eine wirklich gute Idee, wie ich finde. Nur leider ödete mich der Limbus nach mehr als acht Stunden an, da er stylistisch wie auch grafisch ein bestimmtes Design hat, der sich durch das gesamte Spiel zieht. Ich hätte mir auch Ausflüge in der echten Welt gewünscht, mit all ihren Farben, anstatt nur die rötliche Parallelwelt zu bereisen. Glücklicherweise ist das neue DmC aber aufgrund von tollen Effekten, scharfen Texturen und gut gemachter Levelarchitektur ein überaus gutaussehendes Spiel. Ninja Theory haben die Unreal 3 Engine voll im Griff, obwohl mir ehrlich gesagt Heavenly Sword und Enslaved grafisch, wie auch stylistisch besser gefielen.
Vom objektiven Gesichtspunkt aus gesehen ist DmC ein tolles Action Spiel, dass sich jeder Fan anschauen sollte. Aber ich persönlich möchte an dieser Stelle meine subjektive Meinung zu einem Punkt des Spiels äußern, mit dem ich mich gar nicht anfreunden konnte, und der mir auch den Spielspaß extrem versaute: den Charakteren. Und dabei meine ich nicht einmal die technische Seite. Nein, hier geht es um die Figuren, die in DmC ihr Unwesen treiben. Allen voran Dante, mit dem ich die ganze Testphase über auf Kriegsfuß stand. Sorry Capcom, Ninja Theory, aber ich kann mich mit dem neuen Dante absolut nicht anfreunden.
Ich muss mich mit dem Charakter identifizieren können. Aber wenn ein Großmaul wie Dante das ganze Spiel über seine "Null-Bock"-Einstellung fährt und jeden aufs Schlimmste beleidigt, der ihm über den Weg läuft, dann ist etwas schief gelaufen. Klar, der alte Dante war auch ein Sprücheklopfer, aber er kam ohne stupide Ghetto-Beschimpfungen aus und besaß etwas, was dem Helden in DmC einfach fehlt: Charisma! Der neue Dante erzeugte bei mir eine starke Antipathie. Ich wollte das Spiel spielen, das Gameplay fand ich großartig, aber kaum schaute mir eine der zahlreichen Cutscenes an, machte ich die Konsole wieder aus und rührte das Spiel tagelang nicht an. Es ließ mich kalt.
Wahrscheinlich liegt es an mir, aber selbst meine Frau saß mit unverständlichem Blick da, als ich einen Bosskampf spielte. Dante knallte dem Endgegner auf eine vulgäre Art und Weise Worte entgegen, die ich an dieser Stelle nicht zu Papier zu bringen vermag. Schaut euch einfach den Kampf gegen Sukkubus bei Youtube und Co. an und ihr werdet sehen, was ich meine. Dante ist einfach ein unsympathischer und arroganer Zeitgenosse, der mir und vielen anderen Fans (siehe diverse User Reviews) den Spielspaß eher klaut, als dass er ihn bescherrt. Und wer den alten Dante wiederhaben willt, der kann den kostenpflichtigen (!) DLC laden. Doch Vorsicht, in den Cutscenes ist der neue Held zu bestaunen. Schade, Capcom, dieser "Fanservice" ist euch daneben gegangen.
Aber nicht nur Dante, auch die anderen Charaktere sind flach und unsympathisch. Auch Vergil ist zwar im Spiel präsent, doch kümmerten mich seine Motive, Gefühle und Ziele nicht im Geringsten. Egal ob die Guten oder die Bösen. Alle Figuren waren auf dem selben schlechten Niveau, welches ich von Ninja Theory gar nicht kenne. Monkey und Trip aus Enslaved strahlten so viel Sympathie aus, davon können Dante, Kate und Vergil nur träumen. Aber auch hier gilt: es ist meine subjektive Meinung, die ich hier in den letzten vier Absätzen äußere. Nicht umsonst heißt der Artikel "DmC - Eine Person, zwei Meinungen".
Selten ist mir das bei einem Spiel so stark ins Gewicht gefallen wie hier. Ich denke an das geniale Gameplay und will DmC sofort spielen. Dann kommt mir aber der neue Dante in den Sinn und meine Euphorie schwindet augenblicklich. Wer tolerant sein will, wird mit dem Spiel uneingeschränkten Spaß haben. Für mich hat DmC aber zwei Seiten und die MIR unsympathischen Charaktere sind der Grund, wieso das Spiel nach dem Durchspielen in der Versenkung verschwindet und dort bleiben wird.
Update zur Definitiven Edition (von Patrick)