Wenn ich mich an ein Testmuster ranmache, ist mein Notizblock nicht weit entfernt. Dort setze ich mir stichpunktweise Fußnoten, die ich später in meinen Testartikel einbaue. Meist stehen dort sinnvolle Dinge wie ‚‚Grafik ok, Texturen ein bisschen matschig‘‘ oder ‚‚Gegner-K.I. ist ausgesprochen clever und greift aus dem Hinterhalt an‘‘. Auch bei Masters of the Universe: He-Man: Defender of Grayskull habe ich Randnotizen geschrieben.
Dieses Stück Papier liegt jetzt vor mir auf dem Tisch und wenn ich es mir genauer durchlese, so verkam das DIN-A4-Blatt zu einem Bugreport der Superlative! Doch zuerst zur Story: der bösartige Skeletor schaffte es irgendwie Castle Grayskull seiner magischen Macht zu entziehen und steht kurz davor die Burg zu erobern. He-Man ist zu der Zeit in den Mystic Mountains unterwegs, um den Bösewicht in seinem Hauptquartier zu überraschen. Doch der muskulöse Held wird überrascht und wacht als Prinz Adam im Gefängnis von Snake Mountain auf.
Mittels Telepathie klärt die Zauberin von Grayskull den jungen Prinzen über die Miesere auf. Und so müsst ihr euch in der Haut von He-Man aus dem Kerker von Snake Mountain befreien und Castle Grayskull retten. Aber wo soll ich bitte anfangen dieses als Videospiel verkleidetete Desaster zu beschreiben?
Versuchen wir es mit den Basics: Masters of the Universe: He-Man: Defender of Grayskull ist ein Action-Adventure mit Schwerteinlagen. Ihr steuert den blonden Helden mit dem linken Analogstick während der rechte Stick die Kamera bedient. Und schon sind wir bei den Negativpunkten: Die Steuerung ist mitsamt der nervösen Kamera eine echte Vergewaltigung. Wohl als Feature gedacht, besitzt das Stück Software eine Zeitverzögerung, wenn euer Held eine Aktion ausführen soll. Es vergeht meist eine halbe Sekunde, bis sich der Muskelberg in Bewegung setzt. Das kommt bei wichtigen Sprungeinlagen sowie getimten Ausweichmanövern nicht gut. Hier heißt es dann sterben im Sekundentakt.
Fairerweise lässt euch das Spiel immer wieder an der Stelle des Ablebens erscheinen. Prinzipiell nicht schlecht. Doch wenn ihr gerade durch ein Texturloch ins Bodenlose fallt und euch das Spiel wieder an dieselbe Stelle setzt, sind alle Leben schnell futsch. Somit müsst ihr jedes Mal den letzten Speicherpunkt neu laden. Fairness ist keine Tugend mehr und das bekommt der Käufer von Masters of the Universe: He-Man: Defender of Grayskull am eigenen Leibe zu spüren.
Unfair positionierte selbstauslösende Fallen, mangelhafte Kollisionsabfrage, übermächtige Endgegner und Tonnen an Bugs. Der Schwertkampf ist ein echter Witz. Zwar lernt ihr von Mission zu Mission neue Spezialattacken, durch die zeitverzögerte Steuerung, der Unbeweglichkeit von He-Man und die absurden Tastenkombinationen der Spezialmanöver verkommt der Kampf mit Zauberschwert und Doppelaxt zur Farce. Hinzu kommt ein banales Missionsdesign: Botengänge um Schalter zu drücken oder Schlüssel zu finden sind an der Tagesordnung. Apropos Schalter: Diese könnt ihr nur betätigen, wenn ihr exakt an der Stelle steht, die sich die Entwickler in ihren kranken Hirnen ausdachten. Und sie waren da sehr eigensinnig ...
Kurzer Status Check: Nachdem ich Snake Mountain hinter mir ließ und Tri-Klops besiegte, geht es auf den Rücken von Battle-Cat in den immergrünenden Wald, um Beast-Man das Handwerk zu legen. Und weiter geht es mit der Bugliste! Die Reitabschnitte mit dem Kampftiger sind steuerungstechnisch noch schlechter, als zu Fuß. Schuld ist wieder die zeitverzögerte Steuerung. Zudem könnt ihr die Kamera nicht mehr frei drehen, sondern müsst jedes Mal den Kampftiger selbst drehen.
Steht ihr zu der Zeit auf einer kleinen Plattform, fallt ihr mit großer Sicherheit herunter. Sprungeinlagen sind genau wie mit He-Man ein Glück- und Geduldsspiel. Ganz gemein wird es, wenn ihr Plattformen erklimmen müsst, um die ein klaffender Abgrund schon euren Namen ruft.
War das schon die Spitze des Eisberges? Falsch! Technisch ist He-Mans Abenteuer genauso ein tolles Erlebnis wie das Gameplay. Angefangen vom Soundtrack, der an einen trashigen 80er Jahre Barbarenfilm erinnert, bis hin zu fehlenden Soundeffekten und billigen Synchronstimmen. Grafisch ist die Gesamtpräsentation absolut unterdurchschnittlich.
Masters of the Universe im Test
‚‚Bei der Macht von Grayskull.....‘‘. Wer bei diesen Worten keine Gänsehaut bekommt, ist nicht mit He-Man und den Masters of the Universe groß geworden. Bis Ende der Achtziger war He-Man in Sachen Actionfiguren das Maß aller Dinge. Jeder Junge, den ich kannte, hatte sie. Ich selbst sah mich als größten He-Man-Fan. Abgesehen von den Videofilmen, Spielzeugfiguren, Hörspielkassetten, Comics, Bettwäsche usw. hatte ich fast alles der Giganten des Universums. Trotz vieler Umzüge und dem älter werden konnte ich mich nie von meinen Spielzeugfiguren trennen. Zuviel schöne Erinnerungen haften an ihnen. 2002 horchte ich dementsprechend auf, als ich hörte, das Mattel eine Neuauflage der Master of the Universe plante. Gefolgt von einer Toyline, Zeichentrick usw. wollte Mattel He-Man und seine Geschichten wieder in die Köpfe der Kinder bringen. Ich musste aber schnell feststellen, dass das neue Design nicht meinen Geschmack traf. Es war nicht der He-Man, den ich kannte. Eine große Enttäuschung. Das verspürten wohl viele und es dauerte nicht lange, da waren die Giganten des Universums wieder verschwunden.
Dominic meint:
Positiv
- Man darf als He-Man spielen
Negativ
- Grottige Steuerung
- Viele Bugs
- Unfaires Gameplay
Normalerweise stehen auf der Rückseite einer Videospielverpackung alle Highlights des Produkts. Bei Masters of the Universe: He-Man: Defender of Grayskull sollte eher ein Warnsticker darüber informieren, dass He-Mans Abenteuer dank der Unfairness und der Bugs zu wilden Wutanfällen führt. Diese Videospielumsetzung haben die Giganten des Universums nicht verdient.