Odin Sphere wurde auf der PS2 viel beachtet, und war, obwohl kein Millionenseller, durchaus ein Erfolg für das kleine Studio. Der grafische Stil von Vanillaware-Gründer George Kamitani ist bis heute ein Markenzeichen der meisten Spiele des Studios und sorgte für offene Münder. Heute, hochauflösend und in absolut stetiger Framerate, strahlt das Videospielkunstwerk noch mehr als seinerzeit auf Röhren-TVs und von Slowdowns geplagt. Die Wiedergeburt von Odin Sphere für PS4, PS3 und PS Vita erregt vielleicht im Lichte der jüngeren Hits Dragon‘s Crown und Muramasa noch mehr Aufmerksamkeit als damals.
Doch das Spiel sieht nicht nur schön aus: es ist auch gehaltvoll. Großartige Actionsequenzen, voller Geschwindigkeit und Combos, die in die Hunderter gehen, wechseln sich mit dramatischem Storytelling ab. Die Nordisch-/Germanischen Vorlagen spiegeln sich in der oft tragischen Handlung wieder.
Wie in einem Rollenspiel gibt es eine umfangreiche Charakterentwicklung. Das Vernichten von Widersachern, ebenso wie das Verzehren von Nahrung (mein Favorit ist die Lammkeule aus dem Schaf, das man vom selbst gepflanzten Baum gepflückt hat) steigert den Charakterlevel und erlaubt das Erlernen von Talenten. Von toten Gegnern zurückgelassene Phosonen, leuchtende Energiekugeln, können in neue Angriffe und Waffenupgrades investiert werden. Oder man gibt sie Mutter Natur zurück, und lässt dafür Nahrung wachsen und gedeihen ... die dann wiederum Erfahrung verleiht.
Und wenn man nach 10 Stunden das letzte Kapitel des Buches über Gwendolin, der Walküre, beendet hat, folgt kein Abspann. Nein, Odin Sphere bietet fünf Charaktere, die nacheinander gespielt werden, gefolgt von zwei weiteren Wälzern. Wir haben hier also nicht nur die Skillentwicklung, sondern auch den Umfang eines Rollenspiels in einem Actionspiel!
Einen Wehmutstropfen gibt es dabei leider: Alle fünf Helden beschreiten weitgehend die gleichen Pfade. Nach Abschluss vom ersten Buch stellt man bald fest, dass die weiteren Heroen fast ausschließlich in denselben Gebieten unterwegs sind und oft auch identische Bosse bekämpfen; Unterschiede bestehen lediglich im Handlungsverlauf und den erweiterten Gegnertaktiken. Dieses Recycling ist bereits von anderen Vanillaware-Spielen hinlänglich bekannt und wohl der Tatsache geschuldet, dass die schiere Masse an handgemalten Locations, die für alle fünf Charaktere nötig wäre, jedes Budget eines kleinen Studios sprengen würde. Die spannende Story und die sehr verschiedenen Persönlichkeiten schaffen es aber meiner Meinung nach, auch die Durchhängerphasen zu überwinden und weiter zu motivieren.
Dieser Größe des Spiels ist es geschuldet, dass hier noch kein echter Review folgt. Anstelle dessen haben wir beschlossen, nach und nach die Charaktere kurz vorzustellen, während wir im Abenteuer voranschreiten.