Sonic Adventure 2 im Test

Jener Titel hat eine interessante Geschichte. Als es 2001 auf dem Dreamcast erschien – siehe den Review von unserem Team hier – war es das letzte Sonic-Spiel auf dieser Plattform und wurde auch so beworben. Denn kurz darauf zog sich SEGA aus dem Hardware-Geschäft komplett zurück und konzentrierte sich auf die  reine Entwicklung von Spielen. Eines der ersten Ergebnisse dieser Konzentration hieß Sonic Adventure 2 Battle und wurde wenige Monate nach der Dreamcast-Vorlage im Februar 2002 auf dem GameCube publiziert.  Die Begeisterung über diese Version hielt sich bei uns im Team merklich in Grenzen, wie man anhand der Kritik hier merkt.

Und jetzt, zehn Jahre nach dem Erscheinen, bringt SEGA eine aufpolierte Fassung auf die Xbox Live Arcade und das Playstation Network. Das heißt vor allem eins: Die Grafik wurde auf den aktuellen Stand gebracht, ohne seine Wurzeln in der vorherigen Generation zu verleugnen. Wer bereits Sonic Adventure auf den HD-Konsolen besitzt, ahnt schon, wie das Ergebnis ausfällt.

Im Vergleich zum Vorgänger fällt auf, dass Sonic Adventure 2 wesentlich action-orientierter wirkt. Das macht bereits der Beginn klar, als man mit dem Titelhelden kurzerhand aus der Gefangenschaft ausbricht und eine atemberaubende Flucht durch die bergigen Straßen einer Großstadt hinlegt. Was fiel vor? Das möchte Sonic auch gerne wissen und macht sich so auf die Suche nach demjenigen, der ihm die Schandtaten anhängte. Schon bald wird klar, dass natürlich erneut Doktor Robotnik seine Schmutzfinger im Spiel hat. Doch ist er dieses Mal nicht alleine. Eine Art dunkles Spiegelbild des blauen Igels, der sich selbst Shadow nennt, unterstützt die Machenschaften des Erzfeindes von SEGAS Maskottchen. Und selbstverständlich steht erneut das Schicksal der Welt auf dem Spiel.

Als Single Player hat man zu Beginn die Wahl zwischen der Helden-Fraktion, bestehend aus Sonic, Tails und Knuckles, sowie den Gegenspielern, Dr. Robotnik, Rouge und Shadow. Dabei haben je zwei dieser Figuren eine eigene Spielweise. Bei Sonic und Shadow geht es um Speed und schnelle Reflexe, genau so, wie man es von den Sonic-Games her gewohnt ist. Tails und Dr. Robotnik stiefeln in ihrem jeweiligem Mech durch die Gegend und schießen auf alles, was sich anvisieren lässt. Knuckles und Rouge müssen derweil in ihren Spielabschnitten nach je drei Chaos-Emerald-Splittern suchen.

In jedem Level gibt es außerdem einen Schlüssel versteckt, der zur Chao-Welt führt. Man kann diese kleinen Kreaturen ausbrüten und aufziehen, um sie anschließend später in diversen Wettbewerben gegeneinander antreten zu lassen. Das Ergebnis deiner Bemühungen wird natürlich nicht mehr auf einer VMU gespeichert, sondern auf der Festplatte der jeweiligen Konsole, auf der du zockst.

Um zurück auf die Spielfiguren zu kommen, lässt sich an der jeweiligen Paarung auch festmachen, wie es sich mit dem Spielspaß verhält. Während man  von den beiden Igeln am meisten hat, ist es bei den Mechs etwas langweiliger, derweil die Suche nach Splittern schon fast zum Einschlafen ausfällt. Der Kontrast zwischen diesen drei Spielweisen fällt heftig aus, was vor allem daran liegt, dass man die jeweilige Figur nicht mehr am Stück, sondern abwechselnd mit den anderen Charakteren spielt. Und so fühlt man sich, wenn man von Sonic auf Knuckles wechselt, wie ausgebremst. Das mühevolle Aufsuchen und Finden der Kristallsplitter geriet im Vergleich zur vorherigen Action zu eintönig.

Wobei auch die Sequenzen in denen man die beiden Igel spielt, so ihre Macken haben. Es kann vorkommen, das auf einmal ein Gegner wie aus dem Nichts auftaucht und man nicht mehr schnell genug reagiert. Konsequenz: man berührt ihn und verliert alle vorher aufgesammelten Ringe. Und so etwas geschieht wiederholt.

Aber auch die Kamera macht Mucken. Im Vergleich zum Vorgänger wurde sie zwar deutlich verbessert. Doch noch immer gibt es Passagen in denen sie ungünstig steht. Ein Beispiel: Man spielt Tails und muss um weiterzukommen einen Gegner ausschalten. Diesen kriegt man erst erledigt, wenn man wie blind in der Gegend herumschießt. Vorher war er nicht zu sehen, denn steuern lässt sich der Blickwinkel nur minimal.

Die übrige Grafik überzeugt hingegen. Jedenfalls fast. Denn während die Figuren durchaus zeitgemäß wirken, sieht es bei der Hintergrundgrafik nicht danach aus. Hier merkt man noch deutlich die Dreamcast-Herkunft, die jetzt schon elf Jahre her ist.

Und was wäre ein Sonic-Spiel ohne gute Musik? Eben exakt dies nicht. Und so hat auch Sonic Adventure 2 einen Score, der einem in die Füße geht. Bekannte Melodien wechseln sich mit neuen Tracks ab und bilden einen Soundtrack, der schon alleine Grund genug ist, regelmäßig ins Game reinzuschauen.