Und das war auch ein voller Erfolg: Über 70.000 Unterstützer fanden sich und ermöglichten es so dem Studio, seine Vision umzusetzen. Wer wissen möchte, wer alles Geld beigesteuert hat: Die Namen werden im Game selbst genannt.
Die Entwickler orientierten sich beim Gameplay an der Baldur‘s Gate-Reihe. Doch anders als bei der Vorlage nutzen sie nicht die Dungeons & Dragons-Lizenz und das dazugehörige System. Stattdessen haben sie ihr eigenes aufgesetzt, wenn auch eines mit vielen Anleihen an die berühmte Pen & Paper-Rollenspiel-Vorlage.
Nicht zu vergessen die Vielzahl an Berufen, die zur Auswahl stehen. Traditionell kann man natürlich ebenfalls Krieger oder Prediger werden. Das ist Standard und man kennt es nicht anders. Doch dann stößt man zum Beispiel auf einen Job mit dem Namen Sänger und fragt sich, was dieser für einer ist. Erklärung: Man kann damit unter anderem Feinde zu Tode singen, überspitzt formuliert.
Für einen RPG-Neuling kann diese Vielzahl an Wahlmöglichkeiten schon fast zu viel sein. Doch wer sich darauf einlässt und sich richtig einarbeitet, dem wird diese enorme Bandbreite schnell zusagen. Man kann sich sozusagen einen Charakter je nach Tagesform und Gemütszustand zulegen und anschließend das Spiel auf unterschiedliche Arten und Weisen genießen.
Schon die ersten Minuten ziehen dich in den Bann des Spiels. Denn wirklich jeder Charakter, mit dem du sprichst, besitzt eine eigene Persönlichkeit. Selbst die kleinste Nebenfigur hat eine Vergangenheit, was sich bei mir so auswirkte, dass ich, als eine der Nebencharaktere zu Beginn des Spiels mich einfach so verließ, sofort den Spielstand neu lud, um es dieses Mal anders zu probieren. Mit dem Ergebnis, dass ich am Ende der einzige Überlebende war, was mir schwer zu Herzen ging. Vor allem deshalb, weil es keinen Weg darum herum gab.
Doch auch das Weltendesign ist phänomenal. Die Entwickler machten sich wirklich Mühe, selbst eine normale Höhle einzigartig wirken zu lassen. Oder eine Landschaft, durch die man läuft, mit Ruinen auszustatten. Oder aber in einer Stadt als »netten« optischen Höhepunkt einen riesigen Baum mit hängenden Leichen zu platzieren. Das alles sind Dinge, die sich einem einprägen und dafür sorgen, dass das Spiel so unvergesslich wirkt.
Dabei verlangt das Spiel von einem, dass man bereit ist zu lesen. Hier gibt es keine Zwischensequenzen, die alles zeigen, bzw. sind diese nur selten vorhanden. Stattdessen wird die eigene Vorstellungskraft herausgefordert, weil viel beschrieben wird. Dadurch wirkt das Game wie ein typisches Pen & Paper-Abenteuer!
Ich habe jede Minuten, nein Sekunde in diesem Spiel genossen. Wer auf klassische RPGs steht, die opulent dargestellt und erzählt werden, für den führt kein Weg an Pillars of Eternity vorbei!