Unser grüblerischer Held befindet sich gerade allein in der Wildnis, als böse Dämonen sein Heimatdorf überfallen. So schnell er kann, wetzt er gen Heimat. Wir schnetzeln uns durch die ersten Gegner, sammeln Gold und Waffen bis wir schließlich vor dem Dorfoberhaupt stehen. Selbiger ist jedoch von einem Dämonen besessen und verwandelt sich schlagartig in den ersten Obermotz. Selbstverständlich lassen wir uns von ihm nicht aufhalten. Am Ende ist der böse Bube besiegt, doch unser Dorf liegt in Schutt und Asche. Grund genug, die (üppige) Landkarte Stück für Stück abzugrasen und uns den Dämonenhorden entgegen zu stellen.
Aus dem Augenwinkel betrachtet könnte man zunächst meinen ein NES Game eingelegt zu haben. Wenig Farben, wenig Sprites und alles in der altbekannten NES 8 Bit Form. Wer genau hinsieht, erkennt natürlich schnell dass es so nicht ganz stimmen kann. Alles wirkt etwas geschmeidiger, besonders, aber nicht nur, in den Zwischensequenzen. Auf dem NES wäre Odallus also in dieser Form eher nicht möglich. Nostalgiker freuen sich dennoch über das Feeling. Spielerisch fühlt man sich recht schnell an Castlevania 2- Simons Quest erinnert. Ohne aber dessen Behäbigkeit. Unser Held lässt sich flott in alle Richtungen bewegen, die Level verzweigen sich oft und bieten Abzweigungen nach oben oder unten. Gegner tauchen eher vereinzelt auf. Von diesen abgesehen, kommt es immer mal wieder zu kleinen Dialogen. Händler und Speicherpunkte sind ebenfalls zu finden. Erstere verkaufen euch, gegen bare Münze welche wiederum besiegte Gegner hinterlassen, von Lebensenergie über Extrawaffen bis zum Extraleben alles. Letztere dienen als Speicher- und Rücksetzpunkt. Nicht zu vergessen die zahlreichen Secrets! Manch eine Wand ist zerstörbar, andere Passagen müsst ihr durch das Lösen kleiner Rätsel freilegen. Die Ausmaße eines waschechten Castleroids werden allerdings nie erreicht.
Am Ende jedes Levels wartet ein Boss. Habt ihr diesen erledigt, findet ihr euch auf der Landkarte wieder. Hier wählt ihr den nächsten Level an, könnt aber auch bereits abgeschlossene Gebiete erneut erkunden. Denn im weiteren Verlauf des Spiels findet ihr nicht nur neue Bonuswaffen und Rüstungen, sondern erlangt auch neue Fähigkeiten. Castleroid typisch können so zu Beginn unzugängliche Räume und sogar komplett neue Gebiete erschlossen werden. Schwere Steinbrocke sind erst mit einem Kraftarmband zu bewegen, zerstörbare Steine im Boden hingegen nur mit einem Speer. Grund genug also, bereits abgeschlossene Level erneut anzugehen. Abgesehen vom Gold Farmen.
Technisch versucht man die typische NES 8 Bit Stimmung aufleben zu lassen. Was sehr gut gelingt. Im Gegensatz zu vielen anderen neuen Retrolike Games hat man aber den Schwierigkeitsgrad an heutige Spielgewohnheiten angepasst. Das Gegneraufkommen ist niedrig, die Bosse allesamt mit etwas Übung gut machbar und auch der Levelaufbau verzeiht Fehler. Verliert ihr dennoch zu viele Leben, besucht ihr die ersten Level erneut und sammelt Gold. Die gut platzierten Rücksetzpunkte tragen ihr übriges zum moderaten Schwierigkeitsgrad bei.
Auch der Sound ist eingängig, aber selbstverständlich Geschmackssache. Mit dem Soundtrack eines Castlevania kann er jedoch nicht mithalten.
Odallus ist, ähnlich wie Locomalitos Titel, ein Fest für Oldieliebhaber. Im Gegensatz zu vielen anderen Games seiner Art strahlt es nicht nur optisch Retrofeeling aus. Es spielt sich auch so. Abgesehen von ein paar technischen Sperenzchen, hätte das Spiel auch zur Hochzeit des NES erscheinen können. So bietet sich euch ein wunderbares Action Adventure der alten Schule, ohne den damals üblichen Schwierigkeitsgrad. Für mich genau richtig.