Die Jagd nach einer immer niedrigeren Zeit zur Aufdeckung des Feldes macht den größten Reiz in diesem Spiel aus und fesselt, spielerischen Leistungswillen und eine Prise Wahnsinn vorausgesetzt, nächtelang vor den Monitor. Mit wachsender Erfahrung beginnt man, bestimmte Muster (Patterns) wiederzuerkennen und wechselt allmählich vom hochkonzentrierten in einen meditativen Geisteszustand, in dem die Zeit verschwimmt und das gesamte Bewusstsein im über den Bildschirm eilenden Cursor ruht.
Die Kuriosität, dass sich legale Bestzeiten nicht mit einer der von Microsoft bereitgestellten Versionen erreichen lassen, liegt in der mangelnden Cheatsicherheit begründet. Im Jahre 2000 stellten engagierte Spieler fest, dass Boards in Winmine keineswegs, wie bis dahin geglaubt, zufällig generiert wurden, sondern dass vielmehr eine (hohe) endliche Anzahl an verschiedenen Minenkombinationen existierte. Ein mit besonders wenigen Mausklicks zu lösendes Spielfeld war das berüchtigte Dreamboard. Es wurde nach seiner Entdeckung von verschiedenen Spielern auswendig gelernt, die mit dieser Methode bis zum Jahre 2002 diverse (heute ungültige) Weltrekorde erzielten und hitzige Diskussionen zum Thema Unfaires Vorwissen (Unfair Prior Knowledge, UPK) entfachten. Der Krise wurde mit der Gründung des Winmine Commitees zur Selbstregulierung der Community und der systematischen Erforschung der Boardzyklen begegnet, bis das Problem durch den Release von verschiedenen Minesweeper Clones, die ihre Boards zufällig generieren, gelöst wurde.
Für Neueinsteiger dürfte es trotz der Überschaubarkeit der Szene jedoch nicht leicht sein, einen der oberen Plätze in der Weltrangliste zu ergattern: Der aktuelle Weltrekord des Polen Kamil Murański vom 3. Juli 2010 liegt bei stolzen 31.133 Sekunden auf Expert. Da bleibt auch der sweeper-erfahrenen Autorin dieser Zeilen die Kinnlade offen stehen.
Das Weltrekord-Video
Fazit:
Auch wenn ich mit meinen jämmerlichen Bestzeiten (6-28-86) vermutlich niemals die Weltrangliste erreichen dürfte – Minesweeper ist für mich ein Dauerbrenner. Es besticht durch sein simples Spielprinzip und den Suchteffekt, denn jedes Spiel könnte innerhalb von einer oder zwei Minuten einen neuen persönlichen Highscore einbringen. Durch jahrelange Übung schaltet sich das bewusste Denken nach einiger Zeit ab – man gleitet in einen fast meditativen Zustand, in dem man einerseits hochkonzentriert ist, andererseits jedoch die Gedanken schweifen lassen kann. Wenn diese geistige Entspannung dann durch einen neuen Rekord durchbrochen wird, dann weiß man, dass es an der Zeit ist, um 4 Uhr morgens endlich ins Bett zu gehen. Oder vielleicht doch einen weiteren Versuch zu wagen… ?
Kleines Minesweeper-Glossar:
1.5-Klick-Technik: Klicktechnik beim Flagging, bei der nicht wie gewohnt Minenmarkierung mittels Fähnchen und Chord separat erfolgen. Stattdessen wird die rechte Maustaste nach dem Setzen des Fähnchens nicht losgelassen und nur die linke Maustaste für den Chord gedrückt. Dadurch können 25% der Klicks und somit Zeit gespart werden.
3BV: Steht für Bechtel Board Benchmark Value. Gibt die minimal benötigten Linksklicks (ohne Chords) zum Lösen eines Boards und somit seine Schwierigkeit an.
Chord: Simultaner Rechts- oder Linksklick, mit dem automatisch alle umliegenden Felder aufgedeckt werden, sofern die im aktuellen Feld angegebene Anzahl der Minen durch Fähnchen markiert ist
Dreamboard: Berüchtigtes Board, das für seine Einfachheit bekannt ist und sich mit wenigen Klicks lösen lässt. Seine Entdeckung führte schlussendlich zur Einführung der Minesweeper Clones und dem Verbot von Winmine-Highscores in der Weltrangliste.
Flagging/NF: Zwei unterschiedliche Spieltaktiken. Flagging verwendet das Setzen von Fähnchen per Rechtsklick um Minen anzuzeigen und enthält die Möglichkeit, mithilfe von Chords bekannte Felder automatisch aufzudecken. NF steht für non-flagging und verzichtet auf Fähnchen und Chords, ist dadurch also tendenziell schwieriger und langsamer.
RQP: Steht für Rapport Qualité Prix bzw. Preis-Leistungs-Verhältnis. Wertet die benötigte Zeit zum Abschluss eines Boards im Hinblick auf dessen Schwierigkeit, um Spiele mit unterschiedlichen 3BV-Werten vergleichbar zu machen.
UPK: Unfair Prior Knowledge. Bezeichnet unfaires Vorwissen, das besonders im Zusammenhang mit dem Dreamboard diskutiert wurde. Durch Kenntnis der Anordnung der Minen kann ein Spieler deutlich schnellere Zeiten erreichen, was von der Community als Cheaten angesehen wird. UPK ist durch die Clones nicht mehr möglich.