Sniper Elite 4 - Italien in vier Qualitätsstufen im Test

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Im Jahre 1943 ist nahezu ganz Europa von den Nazis besetzt. Ganz Europa? Nicht mehr lange, denn mit Sniper Elite 4 bringt Rebellion Developments die altbewährte Stealth-Sniper-Action ins wunderschöne Italien des Zweiten Weltkrieges. Es gilt, die alliierte Invasion des Mittelmeerlandes durch gezielte Sabotage-Aktionen vorzubereiten und ich bin dazu auserkoren, den Löwenanteil dieser Aufgabe zu übernehmen. Wie viel Spaß das macht, erfahrt es im Test!

Sniper-Elite-4-neXGam-01Wir schreiben das Jahr 1943, nahezu ganz Europa ist von den Nazis besetzt, doch deren Expansionsdrang nach Nordafrika konnte von den Alliierten erfolgreich gestoppt werden. Die Festung Europa steht jedoch, und Winston Churchhill sieht die Mittelmeerregion als die weiche Unterseite des Krokodils. Nach langen Überzeugungsarbeiten sind die Amerikaner ab sofort mit im Boot, wenn es um die Eroberung Italiens geht. Doch bevor die große Invasion erfolgt, sollen gezielt Einrichtungen der Nazis sabotiert werden. Und so sitze ich im Boot, auf dem Weg zur Insel San Cielini, mein Auftrag besteht darin, vier hochrangige Kommandeure, unter Anderem den General Tobias Schmidt, auszulöschen und von der Insel zu verschwinden. Somit beginnt das Abenteuer, welches mich an viele verschiedene Schauplätze Italiens bringt, immer mit der Mission die Nazis möglichst effektiv zu untergraben.

Sniper-Elite-4-neXGam-09Kaum auf der Insel angekommen, beginnt ein angenehm kurzes Tutorial, das die Steuerung näher erläutert mich in einige (aber bei weitem nicht alle) Feinheiten von Sniper Elite 4 einführt. Kurz danach jedoch übergibt mir das Spiel die volle Kontrolle, meine Attentatsopfer werden auf der Karte angezeigt, aber den Weg, den ich wählen werde kann ich sehr frei auswählen und somit auch an das adaptiv an das Geschehen anpassen. Beschäftige ich mich, und mein MG, erst mit ein paar Nazi-Stellungen um hinterher den Rücken frei zu haben - wie es mir eine Nebenmission suggeriert - oder schleiche ich mich einfach vorbei? Oder installiere ich Sprengfallen, beispielsweise in der Nähe eines LKWs, und locke die Gegner gezielt zu diesem Punkt um alles am Ende in einem großen Inferno aufgehen zu lassen? Alternativ lasse ich die Positionen links liegen und kämpfe mich durch einen kleinen Tunnel auf einen anderen Teil der Insel, von wo ich aus höheren Standorten mehr Überblick habe und somit meine Sniper Fähigkeiten fruchtbringender einsetzen kann. Dann habe ich auch die Möglichkeit mehr Feinde zu erkennen und zu markieren, womit ich sie quasi unendlich lange auch durch Wände und Deckungen erspähen kann. Doch Anhöhen sind auch ein Segen für mein Scharfschützengewehr, mit dem die gegnerischen Widersacher am liebsten ausgeschaltet werden. Im Spiel ist natürlich wieder die aus den vorherigen Spielen bekannte Kill Cam enthalten. Treffe ich also ein Organ, beispielsweise das Herz oder die Lunge, so wird das Projektil ganz klassisch im Matrix-Slow-Motion-Stil verfolgt, und der Einschlag mit Röntgensicht detailliert dargestellt. Und so sorgt Überblick eben für mehr Überblick, eine Ressource die bei Sniper Elite 4 - besonders auf höheren Schwierigkeitsgraden - sehr wertvoll ist.

Sniper-Elite-4-neXGam-08Apropos gehobene Schwierigkeit, hier spielt Sniper Elite 4 gekonnt seine Stärken aus. Muss ich auf dem normalen Schwierigkeitsgrad die Schwerkraft des Projektils mit einberechnen und gegebenenfalls den virtuellen Atem anhalten, damit mein Puls die Flugrichtung nicht verfälscht, ist das Gleiche Vorgehen auf höheren Stufen wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt. Hier gilt es dann beispielsweise noch die Windrichtung und Windstärke mit einzubeziehen, Waffen haben allgemein mehr Streuung und wenn es darum geht den Atem anzuhalten, weil ich eben nicht mehr mit der Lunge eines Apnoetauchers ausgestattet bin. Das persönliche Voranschreiten und umfassende Spielerlebnis ist so zwangsläufig stark vom Schwierigkeitsgrad abhängig. Ist es auf normal noch gut möglich, mal eben schnell einen Trupp Nazis mit dem MG auszuschalten, habe ich auf höheren Stufen neben weniger Lebensenergie auch „intelligent“ nachzuladen. Die vor dem Nachladen verbliebenen Schüsse verliere ich, da eben das gesamte Magazin ausgewechselt wird. Insgesamt bietet Sniper Elite somit sehr viel Realismus, und ein sehr individuell konfigurierbares Spielerlebnis, sowohl vom Schwierigkeitsgrad als auch vom eigenen Vorgehen.

Sniper-Elite-4-neXGam-06Die Kampagne besteht aus insgesamt acht Missionen, von denen jede - natürlich je nach Schwierigkeitsgrad und Spielstil - eine bis drei Stunden unterhalten kann. Das hängt unter anderem auch von den vielen Nebenmissionen ab, wovon einige erst während der Aufgabe überhaupt aufgedeckt werden. Zum Beispiel sehen wir in einer Mission ein gepanzertes Fahrzeug, welches Hin und Her patrouilliert und zack, haben wir eine Nebenaufgabe mehr, die ansteht. Die Schauplätze der einzelnen Pflichten sind durchaus abwechslungsreich gestaltet, neben der Insel San Cielini müssen wir uns durch verschiedene Areale kämpfen, die sich immer frisch angefühlt haben. Und auch von der Lernkurve fühlt sich das Spiel gut an, habe ich es anfangs noch mit normalen Wachen zu tun so kommen im Verlaufe des Spiels unter Anderem immer mehr schwerere Brocken, wie Panzer und Geschütztürme hinzu. Ebenfalls mit von der Partie sind einige Collectibles, die in den Herausforderungen gefunden werden können. Auf Anhieb hatte ich so nach Abschluss der ersten Mission nur eine Komplettierungsrate von 60%, für einen zweiten Durchlauf gibt es also noch das ein oder andere Neue zu sehen.

 

Sniper-Elite-4-neXGam-11Die Handlung wird in schönen Sequenzen präsentiert, die sofort Lust auf die darauffolgenden Missionen machen. Leider verliert sich die Story aber teilweise zwischen den Aufgaben, was zum einen durch deren Länge aber auch der Freiheit im Gameplay bedingt ist. Die Atmosphäre im Spiel ist jedoch wunderbar, wer des Englischen mächtig ist, sollte auf Englisch spielen, einfach weil dann die Alliierten in dieser Sprache und die Achsenmächte Deutsch reden. Wer den Film „Saving Private Ryan“ einmal im Originalton gesehen hat weiß, wovon ich spreche, es ist unfassbar toll, beide Seiten in ihrer Muttersprache zu erleben und zu verstehen. Allerdings werden mir die Nazis stellenweise zu überzeichnet synchronisiert, die Stimmen klingen teilweise als wären sie noch bearbeitet worden, um besonders „böse“ zu wirken. Das wird wahrscheinlich nur den deutschsprachigen Spielern auffallen, aber bei mir hat es für den ein oder anderen Schmunzler gesorgt, was der Immersion schon ein wenig schadet. Insgesamt aber ist die Präsentation aber doch sehr angemessen und weiß zu gefallen.

Sniper-Elite-4-neXGam-12Auf technischer Ebene präsentiert sich Sniper Elite 4 auf dem PC ordentlich, die schon etwas ältere Asura-Engine zeigt sich auf den höheren Detailstufen noch einmal in all ihrer Blüte. Die PC Version lief auf dem Testrechner (i7 6600, Geforce GTX 980, 16GB DDR4 Ram) sehr ansprechend und in nahezu Ultra-Details in 1080p mit eingeschaltetem V-Sync durchweg bei 60 Bildern in der Sekunde. Wem etwas Tearing nicht stört, schaltet V-Sync aus und kommt locker auf 90 Frames. Abgestürzt ist das Spiel nur einmal, da anscheinend Asynchronous Compute voreingestellt war, welches jedoch bekannterweise von den Maxwell GPUs von NVIDIA nicht unterstützt wird. Für PC Spieler lohnt sich also erstmal ein Blick in die Einstellungen, bevor man das eigentliche Spiel startet. Was auch noch hervorgehoben werden muss, ist das wirklich intelligente Auto-Save Feature. Man schleicht sich von Gebüsch zu Gebüsch, und bevor man wieder in Deckung ist, hat das Spiel automatisch eine Speicherung angelegt, was jedoch nicht passiert, wenn man im Kampf ist. Somit war ich nach jedem Ableben erneut an der Ausgangsposition und konnte gleich eine andere Strategie ausprobieren. Sehr schön!

Die technische Seite von Sniper Elite 4 auf den aktuellen Konsolen kommt an die PC-Fassung natürlich nicht ran, wie sich gerade im Test von DigitalFoundry zeigte.


Sniper-Elite-4-neXGam-07Auf der Xbox One läuft das Spiel insgesamt am schlechtesten, da es quasi permanent auf 30 FPS limitiert ist, welches die Xbox One aber leider nicht annähernd schafft, konsistent im Spiel beizubehalten. Framedrops auf 20-25FPS sind keine Seltenheit. Eine bessere Figur macht das Spiel auf der PS4. Hier liegen die durschnittlichen Bilder pro Sekunde eher im 40er Bereich. Jedoch ist die Varianz im Vergleich zur Xbox One, die ja auf 30 FPS beschränkt ist, höher und somit stellt sich schon die Frage, ob man die PS4 nicht auch auf 30 FPS hätte limitieren sollen. Dabei unterscheiden sich die PS4 und Xbox One Version in der Bildqualität kaum. Eine noch gelungenere, aber leider nicht hundertprozentig überzeugende Figur macht das Spiel auf der Playstation 4 Pro, die gerne konstant bei 60 FPS wäre, dies aber auch nicht immer schafft. Im Gegensatz zu den anderen Konsolen kann die PS4 Pro Fassung allerdings mit einer erhöhten Bildqualität, jedoch aber nicht größerer Auflösung auftrumpfen. Auch die PS4 Pro wird Sniper Elite 4 nur in FullHD darstellen. Es bleibt abzuwarten, ob Microsoft mit der Xbox Scorpio am Ende die beste SE4 Erfahrung bieten kann, sofern das Spiel hier wie im Falle der vielen PS4 Pro Patches ebenfalls noch einmal optimiert wird.

Insgesamt hat Rebellion Developments einen schönen nächsten Eintrag in die Sniper Elite Reihe abgeliefert. Wer mit den Vorgängern seinen Spaß hatte, kann bedenkenlos zugreifen, für alle anderen Interessierten lohnt sich ein Blick! Wer abseits von der Standard Shooter Action eine Abwechslung braucht, ist mit Sniper Elite durchaus gut beraten. Das Spiel hat mir von Anfang an gut gefallen, die Technik ist ordentlich, die Schauplätze sehen gut aus und sind auch gameplaytechnisch gut designed. Besonders auf höheren Schwierigkeitsgraden als „Normal“ ist Sniper Elite eine Herausforderung, die nicht mehr einfach nur mit dem Maschinengewehr bewältigt werden kann. Dies, und die vielen optionalen Missionziele motivieren auch für einen zweiten (oder dritten) Durchlauf. Insgesamt hatte ich sehr viel Spaß mit dem Spiel und werde Italien dieses Jahr wahrscheinlich nochmal besuchen.
 

Positiv

  • Große Freiheit in den Missionen
  • Abwechslungsreiches Gameplay
  • Sehr schöne Locations

Negativ

  • Handlung geht in den langen Missionen teilweise unter
  • Rambo Spielstil auf niedrigeren Schwierigkeitsgraden ohne Probleme möglich
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Forum
  • von Mistercinema:

    Dabei sah es gar noch elegant aus ...

  • von bbstevieb:

    aldi404 schrieb: Und dann passieren halt auch mal solche Sachen trueachievements.com/gameclip.aspx?clipid=204988069 Kann den Besten passieren. ...

  • von Mistercinema:

    Na dann mal ab nach Frankreich!

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