Man of Medan - Eine Bootsfahrt, die ist gruselig im Test

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Lang ist es nicht mehr hin, bis es erneut zur Nacht der Nächte kommt. Halloween steht an und da ist wieder ein gruseliges Spiel angebracht. Zwar ist es bereits ein paar Wochen her, dass Man of Medan erschienen ist, doch welcher Tag würde passender sein als Halloween, um einen guten Horrorfilm zu schauen? Noch besser sogar, wenn man selbst mitspielen kann. Es ist der erste Teil der Dark Pictures Anthology, eine Reihe von kurzen, aber knackigen Horrorgames mit eigenem Plot. Entwickelt von Supermassive Games, die bereits mit Until Dawn zahlreiche Erfolge feiern konnten. Ob sie diesen mit der Reihe fortsetzen können?

Man-of-Medan-13Die Geschichte beginnt recht unvermittelt auf einem Markt irgendwo in Südostasien. Es ist die Zeit während des Zweiten Weltkriegs und die amerikanische Armee ist auf einem Schiff in der chinesischen Gewässern unterwegs. Wir folgen zwei befreundeten Matrosen auf ihrer kleinen Sauftour und lernen die grundlegende Steuerung vom Spiel kennen. Es ist auch nur der Anfang, denn die eigentliche Erzählung bringt uns in die Neuzeit. Dort begleiten wir fünf Jugendliche, die auf einen Bootstrip gehen, um nach Schätzen zu tauchen und einen besonderen Adrenalinkick zu erleben. Die Fünf könnten dabei unterschiedlicher nicht sein und bedienen jegliches Klischee, die wir aus den Horrorfilmen gewohnt sind.


Sei es der muskulöse Athlet Alex, der zusammen mit seiner reichen, verwöhnten Verlobten und deren Bruder mit seinem flapsigen Humor auf diesen Segeltörn geht. Fehlt nur noch der Bruder von Alex, der die Rolle des unsicheren Nerds einnimmt und die bestimmte, ja schon fast arrogante Kapitänin, die nur aus Gründen des Geldes die jungen Leute aufs Meer hinausfährt. Das Spiel nimmt sich anfangs etwas Zeit, um die einzelnen Figuren näher in Augenschein zu nehmen und sie den Spieler kennenlernen zu lassen. Das ist auch gut, denn so bekommt man ein gewisses Gefühl dafür, mit wem man es zu tun hat. Allerdings dauert es nicht allzu lange, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt und sich die Ereignisse überschlagen. Ich möchte hier aber nicht mehr weiter darauf eingehen, um euch nicht um Spaß zu bringen.


Man-of-Medan-12Doch ihr wisst ja selbst, was man sagt, dass in Stresssituationen das wahre Gesicht eines jeden hervorkommt und so merkt man, dass die Charaktere eine gewisse Entwicklung durchmachen. Dies ist vor allem dem Spieler geschuldet, denn von Anfang an hat dieser die Möglichkeit, die Dialoge in eine bestimmte Richtung zu lenken. So mag der flapsige Draufgänger Conrad in Gefahr zum mutigen Helden mutieren, der für seine Kumpane ein Fels in der Brandung darstellt. Alternativ kann er aber auch der Feigling sein, der mit dem Boot lieber Reißaus nimmt, um Hilfe zu holen und seine Freunde schlussendlich im Stich zu lassen. Oder er agiert als Nerd, der sonst über alle seine Taten immer wieder von neuem nachdenkt, ob es richtig sei, und jedes Risiko scheut im Verlauf des Abenteuers ungeahnte Kräfte entwickelt.


Die Entscheidungen liegen bei euch und diese verändern den Spielverlauf grundlegend, was wirklich toll ist. Das Spiel an sich läuft wie ein Film ab, in dem ihr wie erwähnt manchmal Entscheide treffen könnt. Dialogoptionen wählt ihr mit dem rechten Stick.  Ansonsten gibt es auch noch verschiedene Quick Time Events in den Actionszenen, bei denen entweder bestimmte Tasten innerhalb eines kurzen Zeitfensters gedrückt oder z.B. der Herzschlag kontrolliert wird durch zeitiges Knöpfchen drücken. Da diese sehr unterschiedlich sind, kommt zu keiner Zeit Langeweile auf, wobei ihr natürlich etwas Geschick mitbringen müsst. An dieser Stelle sollte nochmal erwähnt werden, dass es zusätzlich noch einige Optionen zum barrierefreien Spielen gibt, so dass man beispielsweise bei den Quick Time Events den Zeitfaktor herausnehmen kann und weitere Optionen für Farbenblindheit. Eine gute Sache.


Man-of-Medan-10Vom Gameplay her lebt das Spiel aber von Jumpscares, von wirklich vielen davon. Klar, ist kein Problem, schließlich ist es ja nach dem Vorbild eines Slashermovies entwickelt worden. Doch viele davon sind leider sehr offensichtlich. Jeder der bereits einmal einen Horrofilm gesehen hat, wird etliche von ihnen schon von weitem kommen sehen. Wo Until Dawn ebenfalls mal gerne mit unerwarteten Wendungen gespielt hat, ist Man of Medan eher straight forward. Das merkt man zudem der Spielzeit an, denn schon nach gut vier Stunden in den insgesamt drei Akten ist das Spiel bereits vorbei und das Ende kommt irgendwie unverhofft überraschend. Zwischen den Akten plaudern wir kurz mit dem Kurator, der unsere Aktionen kommentiert, dabei aber nicht wertet. Er ist einer der mysteriösen Charaktere des Spiels, der uns auch in den restlichen Spielen der Anthology begleiten wird. Die knappe Spielzeit mag aber kein Manko sein, denn durch die vielen verschiedenen Entscheidungsmöglichkeiten, die in einen stark unterschiedlichen Storyverlauf münden, lohnt es sich definitiv das Spiel mehrmals anzugehen.


Ein neues Feature ist ebenfalls, die Geschichte mit Freunden erleben zu können. Im Filmabend-Modus steuert jeder eurer Kumpels daheim einen Charakter, dessen Entscheidungen er trifft. So ähnlich haben wir das schon bei Hidden Agenda erlebt, bei dem die Spieler mit ihren Smartphones eine Auswahl treffen konnten. Doch wirklich innovativ ist der Koop-Modus, bei dem man mit einem weiteren Spieler online in die Story eintauchen kann. Dieser Modus ist besonders spannend, wenn keiner der beiden das Spiel bereits kennt, denn hier ist es so, dass jeder Spieler einen Charakter in der aktuellen Szene übernimmt. Jeder trifft seine eigenen Entscheidungen, jedoch weiß man nie, welchen Entschluss der andere getroffen hat. So ist der Verlauf der Geschichte aufregender, weil man als Einzelperson nicht alles selbst in der Hand hat. Einen Wermutstropfen gibt es dabei allerdings, denn die Quick Time Events sind manchmal durch leichte Verzögerungen in der Verbindung schwer zu treffen. Hoffentlich gibt es hier bald Abhilfe durch einen Patch.


Man-of-Medan-05Auf technischer Seite ist das Spiel durchaus gelungen. Die Figuren wirken in Standbildern fast lebensecht. In Bewegung größtenteils auch, jedoch gibt es manchmal mit der Mimik Probleme. Die Gesichtsausdrücke für Trauer bzw. ein Lächeln sind hin und wieder etwas missglückt, so dass man nicht genau weiß, ob es nun ein hämisches Grinsen sein soll oder ein ernstgemeintes Lachen. Das sind dann die Momente, in denen man doch noch merkt, dass man es mit einem Spiel zu tun hat. Die Steuerung mit Analogstick ist solide, allerdings wünscht man sich zwischenzeitlich, dass man auf Knopfdruck schon schneller laufen kann, die Figuren das auch tun würden. Selbst das Drehen um die eigene Achse manchmal etwas hakelig, das ist vor allem nervig, wenn man in manchen Situationen nur ein schmales Zeitfenster hat, in denen man Räume untersuchen und Aktionen ausführen soll.


Zwar mag Man of Medan nicht ganz an die Klasse von Until Dawn herankommen, dennoch ist es ein gelungenes Spiel geworden, um euch an Halloween entweder allein oder mit Freunden gruseln zu können. Wobei es leider eher weniger gruselig ist, sondern mehr darauf aus ist, euch mit Jump Scares zu erschrecken. Die Charaktere sind wie in genreüblichen Slasherfilmen sehr klischeebehaftet, können aber durch eure Aktionen sich in ihren Wesenszügen ändern und das ist es auch, was das Spiel durchaus spannend macht. Durch die stark unterschiedlichen Verläufe der Story in den verschiedenen Durchgängen und einen Haufen Sammelzeugs werdet ihr eingeladen, Man of Medan mehrmals zu spielen. Spaß haben werdet ihr auf jeden Fall und ich wurde sehr gut unterhalten dabei.

 

 

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Forum
  • von Smart86:

    hab jetzt in den letzten Tagen den 3. Teil der Reihe "House of Ashes" durchgespielt. Das Setting hat mir gefallen (war mal was anderes) und im ersten Durchlauf ist mir nur einer der 5 Protagonisten gestorben (Eric). Da ich nicht wusste, welche meiner vorherigen Entscheidungen letztendlich...

  • von Mistercinema:

    Bandai Namco Europe und Supermassive Games geben bekannt, dass THE DARK PICTURES ANTHOLOGY: LITTLE HOPE ab sofort für Nintendo Switch erhältlich ist. Nachdem der Bus einer Gruppe College-Student*innen und deren Dozent aufgrund des schlechten Wetters verunglückt, sind sie in einem verlassenen...

  • von cd32:

    Bei dieser Episode schaffe ich es einfach nicht alle lebend durchzubringen. Bei vielen entscheidungen kann man nur raten.

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