Und tatsächlich musste Ubisoft nicht zu unrecht einiges an Kritik an ihrer Releasepolitik hinnehmen. Doch seither hat sich wieder manches getan. Und gerade als einer der großen Publisher versucht Ubisoft stetig etwas neues, wie sie es erst vor kurzen mit Steep bewiesen haben. Nun steht For Honor in den Regalen und möchte sich als Online Game etablieren. Doch gelingt das und kann For Honor mit seinem außergewöhnlichem Gameplay punkten?
Ich finde es sehr spannend zu sehen, dass Ubisoft Kraft und Ressourcen in andere Projekte ohne die bekannte »Ubisoft-Formel« legt. Und mit Tom Clancy's The Division haben sie schon bewiesen, dass sie einen Onlinetitel auch auf längere Zeit etablieren können. Jetzt kommt also For Honor daher und ich bin ein wenig zwiegespalten.
Es ist sehr wichtig, dass man nicht nur seinen eigenen Charakter, sondern auch seinen Gegner kennt und seine Angriffe vorher sagen kann, um im 1-gegen-1 nicht den Kürzeren zu ziehen. Ich betone hier explizit den Kampf Mann gegen Mann, denn zumindest mir ist es sehr oft aufgefallen, dass bei den Herrschaftsmodi, wo jeweils 4 gegen 4 Spieler antreten, der blutige Einzelkampf sehr oft in den Hintergrund gerät. Es ist einfach viel zielstrebiger, mit mehreren auf einen einzelnen drauf zu kloppen, als den Zweikampf zu suchen. Dadurch wird aus den taktischen Kämpfen ein wildes Herumgerenne, in denen jeder versucht, dem Gegner in den Rücken zu fallen.
Die große Stärke von For Honor ist damit gleichzeitig auch eine Schwäche: Die Komplexität des Kampfsystems und die unterschiedlichen Fähigkeiten der einzelnen Charaktere. Es empfiehlt sich daher für jeden, erst einmal die 1-gegen-1 Modi zu spielen, um alle Finessen des Gameplays kennenzulernen. Langfristig kann noch keine wirkliche Prognose getroffen werden, inwieweit sich For Honor etablieren kann. Die Grundvoraussetzungen sind gegeben, die Zukunft wird zeigen, ob Ubisoft die Leute bei der Stange halten kann.
Wer übrigens auf einen tollen Singleplayer hofft, den muss ich an dieser Stelle enttäuschen. Die Kampagne fühlt sich irgendwie an, als wäre sie weder Fleisch noch Fisch. Auf der einen Seite soll sie dem Spieler die Mechaniken näher bringen, also als eine Art großes Tutorial dienen, die die einzelnen Klassen vorstellt. Eine wirklich gute Idee, die in den ersten Missionen mit dem Ritter noch ganz gut funktioniert. Leider werden die neuen Charaktere immer nur in einem kurzen Video vorgestellt, Hilfe wird nur in Form von manch kurzen Einblendungen gezeigt, dass man zum Beispiel auf einer Brücke jemanden herunterstoßen kann.
Wir können gespannt sein, was Ubisoft mit dem neuen Franchise noch so alles vorhat. Wie langlebig For Honor sein wird, wird die Zukunft zeigen. Bis dahin hat Ubisoft noch einiges zu tun. Zu Beginn gab es eine Menge Verbindungsprobleme oder Abbrüche. Das muss auf jeden Fall noch besser werden, ist aber nichts, was sich nicht via Patch beheben lassen würde.