Cyberpunk 2077: Auf nach Night City im Test

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Willkommen in Night City, der Stadt, die niemals schläft. In der das organisierte Verbrechen den Konzernen die Hand gibt. In der die verschiedensten Gangs ganze Stadtviertel kontrollieren. Und wo du versuchst zu überleben.

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Es gab wohl kaum einen Titel, auf den sich viele Spieler letztes Jahr so sehr freuten, wie Cyberpunk 2077. 2012 wurde das Spiel damals angekündigt, 2013 gab es einen ersten Trailer und im Laufe der Zeit zeigte CD Project Red wiederholt neue Einblicke in die Welt von morgen. Es wurden viele Versprechungen gemacht und der Hype auf das Game wurde immer größer und größer.
 
Die Vorfreude wurde auch nicht dadurch zerstört, dass der Release des Titels 2020 immer wieder verschoben wurde. Es gab zwar Eintrübungen, als bekannt wurde, dass die Entwickler entgegen ursprünglicher Zusagen doch crunshen mussten. Oder dass sie von den Verzögerungen auch erst über Social Media erfuhren und es ihnen nicht direkt mitgeteilt wurde. 
 
Aber egal: Es war schließlich CD Project Red, die mit The Witcher 3 eines der Meisterwerke der auslaufenden Konsolengeneration ablieferten. Die offen und transparent kommunizierten und versprachen, keine Lootboxen einzubauen. Das Endergebnis würde schon stimmen.
 

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Und dann kam der 10. Dezember und kurz darauf brach ein Shitstorm sondergleichen über CD Project Red herab. Denn es stellte sich heraus, dass diese polnischen Entwickler geflunkert hatten. Derweil die PC-Fassung gut spielbar war, waren die Versionen für die PS4 und Xbox One von erheblichen Bugs geplagt, darunter auch solchen, die das Game stellenweise unspielbar machten. Am Ende führte dies sogar dazu, dass der Titel aus dem Sony Playstore rausgenommen wurde, und ein Rückgaberecht eingeführt wurde. In dieser Zeit wurde viel Kritik an Cyberpunk 2077 geäußert, vieles davon gerecht, anderes allerdings wirkte an den Haaren herbeigezogen, wie beispielsweise, dass die Darstellung der Frauen in diesem Spiel ein Rückfall in vergangene Zeiten sei. Wobei ich mich dabei frage, ob die Leute, die letzteren Aspekt bemängeln, das Game überhaupt gespielt haben?
 
Auch zu mir fand das Spiel irgendwann seinen Weg. Zwar mit enormer Verspätung, da neXGam erst spät ein Reziexemplar erhielt. Aber in dieser Zeit wurden einige Patches herausgebracht, darunter ebenfalls ein Hotfix, der jedoch andere Fehler mit sich brachte und seinerseits einen Hotfix benötigte. Ich habe die Xbox One-Fassung von Cyberpunk getestet, es allerdings nicht auf der Xbox One selber gespielt, sondern auf meiner Xbox Series X. Was sich im Nachhinein als gute Entscheidung erweist, da das Game auf dieser Konsole wohl genauso gut und stabil laufen soll, wie die PC-Version. Was auch meinen Beobachtungen entspricht. So hatte ich während meines Playthroughs zwar einige Bugs. Doch die waren eher in der Kategorie merkwürdig einzusortieren, allerdings nicht wirklich zerstörerisch wirkend. Dazu später mehr.
 
Du steuerst V. Je nachdem, wie du dich entscheidest, ist er ein Mann, eine Frau, oder transsexuell. Ebenso kann er drei verschiedene Origins haben. Entweder ist er ein Nomade, der seinen Klan verlassen hat, ein Straßenkind oder ein ehemaliger Konler, also jemand, der für einen der Megakons arbeitete.
 

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Ich entschied mich für den Nomadenursprung und startete dann in die Welt von 2077. Ich lernte meinen besten Kumpel Jackie kennen und wurde schnell heimisch. Und auch wenn ich vieles von dem, was in den nächsten acht Stunden meines Playthroughs geschehen würde, schon von den ganzen Previews, die CD Project Red machte, her kannte, wurde ich in den Sog der Story reingezogen. Acht Stunden, so lange dauert der Prolog, wenn du dir Zeit lässt und schonmal ein wenig links und rechts des Weges guckst und die ersten Nebenmissionen absolvierst. Den Großteil davon verbringst du in nur einem der sechs Stadtdistrikte von Night City. Die anderen kannst du erst nach dem Prolog besuchen.
 
Und ich hatte nie das Gefühl, dass ich an der Leine war, dass mir enge Grenzen gesteckt wurden, wie es ja bei vielen anderen Prologen der Fall ist. Klar, die eigentliche Story beginnt erst dann, wenn du in deinem Apartment aufwachst und Johnny Silverhand, nach Keanu Reeves modelliert, dich begrüßt, der von nun an im Kopf deiner Spielfigur haust. Was sich auf lange Sicht als eher ungesund darstellt, weshalb nach einer Möglichkeit gesucht wird, wie du ihn loswirst, ohne, dass du dabei draufgehst.
 
Night City entpuppt sich als eine Metropole, an der es an jeder Ecke etwas zu entdecken gibt. Die Stadt brummt, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Du kannst zufälligerweise auf ein Verbrechen stoßen, dass gerade im Gange ist. Oder erhältst, derweil du unterwegs bist, Anrufe, was wiederum zu neuen Missionen führt. Jeder Stadtteil wird von einem Fixer geführt, der dir Aufgaben geben kann oder dir Autos verkauft. Oder aber eine freundliche Polizistin möchte, dass du einige Aufträge erledigst, die nun nicht gerade legal sind. Wie beispielsweise, dass du eine Informantin entweder ausschaltest oder überredest, das Weite zu suchen. Oder, dass du einen Lieferwagen mit Klamotten stiehlst.
 

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Und genau wie bei Witcher 3 gibt es nicht die eine Herangehensweise, sondern, je nach Vorgehensweise, verschiedene. Du musst sie nur entdecken und auch nutzen. Die eben erwähnten Jacken? Du kannst ein Massaker anrichten und alle Leute vor Ort töten. Oder aber, du schleichst dich quasi von hinten an, schaltest die Überwachungskameras aus, um dich dann klammheimlich ans Steuer zu setzen und davon zu fahren. Bei anderen Missionen kannst du mit dem entsprechenden technischen Verständnis Türen knacken, oder dich als Fassadenkletterer probieren, um in einen bestimmten Raum zu kommen.
 
Und dann sind da noch die Dialoge und Entscheidungen, die du treffen kannst. Manche Dialogoptionen sind davon abhängig, welche Vergangenheit du besitzt. Andere setzen voraus, dass du bestimmte Fertigkeiten auf einem gewissen Level hast. Und dann sind da noch die Gespräche, wo du unter Zeitdruck eine Auswahl treffen musst oder nichts machst.
 
All dies zusammen sorgt dafür, dass es nicht die eine perfekte Spielweise von Cyberpunk gibt, sondern nur die, davon abhängig, wie du persönlich vorgehst. Genauso, wie man es von CD Project Red nicht anders erwartet hat. Hier erfüllt das Game alle Erwartungen, die du haben dürftest. 
 

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Falls es etwas zu kritisieren gibt, abgesehen von den Bugs, dann ist es das meiner Meinung das unnötig komplexe Levelup-Prinzip. Denn wenn du eine Stufe aufsteigst, erhältst du Attributs- und Vorteilspunkte. Attribute ist die Oberkategorie. Fünf Stück gibt es davon, wie beispielsweise Intelligenz oder technische Fähigkeiten. Darunter kommen die Fertigkeiten. Die levelst du dadurch auf, in dem du bestimmte Fähigkeiten wiederholt anwendest. Wenn du zum Beispiel immer wieder einen heimlichen Takedown durchführst, steigerst du deine Stealth-Fertigkeit. Und zu guter Letzt gibt es auch noch die Vorteile, von denen du ebenfalls Punkte durchs Levelup oder durch einen Fertigkeitsaufstieg erhältst. Dadurch kannst du in einem Techtree Dinge freischalten und verbessern, wie beispielsweise dass du Kameras schneller hacken kannst. Wie sehr du etwas optimieren kannst, hängt auch davon ab, wie hoch die Fertigkeit ist, unter der der Vorteil einsortiert ist. Bis du hier durch steigst, wird es lange brauchen. Und selbst dann wirst du das Gefühl haben, dass die Entwickler zu viel wollten und etwas simples zu komplex gestaltet haben.
 
Und als ob das noch nicht genug wäre, gibt es auch noch das Streetcred-System. Das ist dein Ruf, den du auf den Straßen von Night City erhältst. Für jeder deiner Taten und sei sie noch so klein, steigt dieser. Für jede neue Stufe kriegst du neue Aufträge und kannst dir neue Cyberware einbauen lassen. 
 
Genauso wie beim Vorgehen in Quests, ist auch das Kampfgeschehen vielfältig. In einigen Situationen ist es lohnenswert, klammheimlich vorzugehen, den perfekten Moment abzupassen, wenn niemand hinguckt oder ein Gerät zu hacken, um für die nötige Ablenkung zu sorgen. Doch natürlich kommt es auch zu den gefährlichen Auseinandersetzungen, wo die Luft bleihaltig wird. Da kannst du dich diverser Schießprügel bedienen, versuchen den Gegner zu hacken und ihm so, je nachdem, ob du dich als Hacker spezialisiert hast oder nicht, das Leben schwer zu machen. Gleichzeitig können diese dasselbe auch bei dir machen und dich so beispielsweise in Brand setzen. Wodurch einige Gefechte sehr „lustig“ werden, weil du, wenn du mitkriegst, dass du selber das Ziel eines solchen Angriffs bist, nur wenige Sekunden hast, um deinen Angreifer davon zu „überzeugen“, es besser sein zu lassen.
 

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Das Hacking funktioniert problemlos. Du kannst entweder erst ein Breachprotokoll etablieren, wodurch dann bei Erfolg eine nachfolgende Aktion keinen RAM kostet. Oder direkt bestimmte Sachen ausführen, was allerdings auf Kosten des Arbeitsspeichers geht, der sich anschließend erst langsam wieder auffüllt.
 
Hacken lohnt sich. Es gibt wiederholt Passagen im Spiel, wo du dich mit deinem Cyberdeck physikalisch mit einem Knotenpunkt verbinden musst, um dann entsprechend mindestens eines von drei Zielen zu erreichen. Je nach Schwierigkeit erhältst du eine unterschiedliche Anzahl an Eddies, Eurodollar, so die Währung im Spiel, plus noch zusätzliche Software, die du anschließend später nutzen kannst.
 
Und dann existieren auch noch die Braindance-Szenen, in denen du in Erinnerungen Sherlock Holmes spielen kannst, sowie die Netrunning-Sequenzen, die ebenfalls cool inszeniert sind. Es gibt für jeden Geschmack etwas.
 

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Doch reden wir nicht länger um den heißen Brei herum, kommen wir zu den Bugs. Wie bereits eingangs erwähnt, habe ich Cyberpunk 2077 auf der Xbox Series X gespielt, was einen großen Einfluss auf das Spielerlebnis hatte. So bin ich von Gamecrashes verschont geblieben. Dafür hatte ich dann so nette Fehler, dass ein NPC einfach so durch geschlossene Türen ging und dass die Leichen der besiegten Gegner merkwürdig liegenblieben. Oder aber, dass die KI eines Begleiters einen Aussetzer hatte und Feinde direkt angriff, anstatt mich lautlos agieren zu lassen. Ebenso hatte ich mit Dingen zu tun, wie zum Beispiel, dass Autos Slalom durch Barrieren fuhren und dabei Schaden erhielten. CD Project Red hat bereits angekündigt, dass sie das Spiel patchen wollen. Und es gab auch schon einen ersten Hotfix, der allerdings dafür einen neuen Gamebreaking Glitch einbaute, der dann wiederum seinerseits gepatcht werden musste. Deshalb ist es unklar, ab wann du das Spiel auf einer normalen Xbox One spielen kannst, ohne dass es ständig auseinanderbricht.
 
Dennoch, trotz aller Fehler, ich hatte meinen Spaß. Das Game sieht prächtig aus und man merkt, wieviel Liebe zum Detail in die Gestaltung der Spielewelt gesteckt wurde. Man hat wirklich das Gefühl, in einer Cyberpunk-Zukunft zu sein. Ich bin vor allem darauf gespannt, wie das Game dann aussehen wird, wenn endlich die Anpassung an die neue Konsolengeneration draußen ist. Vermutlich noch besser, als schon zuvor.

 
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  • von Switch64:

    Ja, kann man machen, es gibt aber auch die Möglichkeit direkt bei Phantom Liberty anzufangen. Ich hab jetzt mal die Mods auf 2.11 migriert, scheint soweit alles zu funktionieren, nach einem Update von Cyber Engine Tweaks und NativeUI läuft alles stabil. Bin schon auf die verschiedenen Bugfixes...

  • von bbstevieb:

    Komplett neue Durchgänge, dafür fehlt mir einfach die Zeit aber ich habe durch geschicktes Savegame Management wirklich alle Enden die es im Base Game und im DLC gibt gesehen und das ist imo absolut lohnenswert!

  • von Switch64:

    Grund nen 5. Run anzufangen XD Da sind massig brauchbare Bugfixes dabei. Zusammen mit Mods... Ich bin echt am überlegen XD

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