Fallout 76 - kurz vor dem Armageddon im Test

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Das Ödland hatte mich schon vor Jahren fest im Griff. Mit Fallout 3 und Fallout: New Vegas waren es damals zwei Spiele, die mich lange in ihren Bann zogen. Auch wenn vor allem letzteres durch seine Bugs manchmal das Nervenkostüm etwas strapazierte. Fallout 4 habe ich bisher übersprungen, darum war ich umso gespannter, was der semi-online Ableger Fallout 76 für mich zu bieten hatte.

Fallout-76-01Gerade der Anfang  könnte nicht klassischer sein. Erneut wache ich in einem Atomschutzbunker auf, diesmal mit der Nummer 76. Die Bewohner dessen haben am gestrigen Abend eine Abschiedsparty gefeiert, weil sie ab heute allesamt auf die Reise gehen wollen, um das Ödland erneut zu besiedeln. Ein durchaus hehres und sinnvolles Ziel. Als ich erwache und meinen Charakter in Sachen Aussehen erstelle, ist der Bunker aber bereits leer. Scheinbar bin ich doch eher der Langschläfertyp. Wenn ich so durch die Gänge wandere, treffe ich nur auf die freundlichen Roboter des Vaults, die mich schnell in die Basics einweisen und mir eine gewisse Grundverpflegung mit auf den Weg geben. Irgendwann gelange ich zur riesigen Bunkertür, die sich langsam öffnet und mich schließlich nach draußen wandern lässt.


Bereits hier macht sich das wohlige Gefühl breit, wieder in einem Fallout Szenario zu sein. Schön ist auch zu sehen, dass die Spielwelt knapp viermal so groß wie bei Fallout 4 zu sein scheint. Es gibt also genug Möglichkeiten alles genau zu erkunden! Wenn man losläuft, ploppen nach und nach neue interessante Punkte auf der Kompassleiste auf, die es zu entdecken lohnt. Wie in den Vorgängern ist die eigene Neugier einer der Motoren für die Motivation, denn der ganze gesammelte Schrott lässt sich für die eigene Ausrüstung verwerten und dient als Hilfsmittel zum täglichen Überleben im Ödland. Alles schön und gut, aber es gibt doch etwas, was mir fehlt: die »menschliche« Interaktion. Die Landschaft ist deutlich bunter, wie ich es noch von den Vorgängern gewohnt bin, und doch ist diese Welt leer. Vor allem wenn man bedenkt, dass man im Vault 76 ja nicht alleine war. Scheinbar habe ich etwas länger als nur eine Nacht geschlafen, denn von den bisherigen Bewohnern finde ich in verlassenen Gebäuden nur Holotapes und Tagebucheinträge auf Terminals. Diese verschaffen mir einen gewissen Eindruck, was mit den Menschen geschehen ist. Im besten Fall starte ich hiermit auch eine Quest, die mir mein nächstes mögliches Ziel vorgibt.

Fallout-76-02Doch war das große Feature bei Fallout 76 nicht die Interaktion mit anderen Spielern? Schließlich spiele ich hier ein MMO! Tatsächlich finden sich auf der Karte diverse graue Punkte, die einen von maximal 24 Spielern meiner Spielwelt repräsentieren, doch richtige Annäherungspunkte gibt es nicht. Selten habe ich auf meinen Streifzug durch das Ödland einen anderen Spieler gesehen und wenn, dann ging er seinen eigenen Zielen nach. Durch Kurztasten kann man sich gegenseitig Emotes schicken und auf Knopfdruck auch mit dem Gegenüber verbünden, doch gibt es nur wenige Gelegenheiten, bei denen dies sinnvoll erscheint. Eine sind die zufällig auftretenden Eventquests, die in einem bestimmten Bereich der Karte stattfinden. Diese lassen sich oftmals aber auch relativ problemlos alleine lösen. Wird ein solches Event gestartet und man befindet sich in der anderen Ecke der Karte, kann man sich auch schnell gegen ein paar Kronkorken quer über die Karte teleportieren lassen. Bei erfolgreichem Abschluss gibt es dann wichtige Erfahrungspunkte und Rohstoffe, die man in seine Ausrüstung investiert.

 

Die Rohstoffe werden auch für das C.A.M.P. benötigt, also sein Lager, dessen Bau im vierten Teil der Reihe eingefügt wurde und mich persönlich ziemlich nervt. Ich kann nicht sagen, ob es am umständlichen Editor liegt oder ob ich nicht lieber ein leerstehendes Haus dafür nutzen möchte. Jedenfalls kann man einige Zeit damit verbringen und muss dieses auch vor dem Eindringen anderer schützen. Hier lassen sich neben Kochstellen und Werkbänken auch nützliche Einrichtungen wie ein Brunnen installieren, um Wasser aus dem Grundwasser zu bekommen und dies auf der Lagerstelle abzukochen. Um das C.A.M.P. vor Angriffe zu schützen bauen wir Geschütztürme und Mauern. Die Angriffe können sowohl durch Mutanten als auch durch feindlich gesinnte Spieler erfolgen. Onlinezwang sei Dank. Problem an dem Ganzen ist leider, dass es kaum Konsequenzen für einen Spielerüberfall gibt. Kaum konzentriere ich mich auf die Quest und lese in einem Logbuch, kommt von der Seite ein anderer Spieler hohen Levels an und streckt mich mit seiner Pumpgun nieder. Bevor ich überhaupt sehen kann, woher dder Angriff erfolgt, liege ich am Boden. Zwar lasse ich meine getragenen Gegenstände fallen und könnte diese wieder holen, doch dieses hat mein Feind als Loot bereits eingesackt. Blöde Sache und vor allem ziemlich nervig. Wenn er mich erledigt kann es zwar passieren, dass er dadurch ein gesuchter Spieler wird, aber sofern die Mitspieler verstreut auf der Karte herumlaufen wird er nie gefasst werden. Also verlasse ich entnervt diese Welt bzw. Server und hoffe, dass ich im nächsten Spiel mehr Glück habe.

Fallout-76-09In Sachen Gegnervielfalt trifft man die üblichen Bekannten aus vorhergehenden Spielen . Von der Maulwurfsratte bis hin zu den Protektorrobotern sind die meisten Gegner wieder dabei und die einzigen Lebewesen, die die Spielwelt bevölkern. Da man in der Onlinewelt nicht einfach pausieren kann, wurde auch das V.A.T.S. System der Vorgänger außen vorgelassen. Man kann also nur in Echtzeit, wie in einem Shooter, die Gegner mit Nahkampfwaffen oder Pistolen und Gewehren auf die Pelle rücken. Leider ist die KI nicht besonders intelligent und auch gelegentliche Hänger im Spiel machen den Kampf oft schwerer als er eigentlich ist. Daraus resultiert, dass ich gelegentlich mehr Heilgegenstände brauche, als nötig. Aber selbst wenn ich sterbe, kann ich von einem nahegelegenen Spawnpunkt zurückkehren und meine getragenen Gegenstände wieder abholen. Nervig beim Kampf sind allerdings gelegentliche Ruckler mit denen die Spielengine zu kämpfen hat. Da kann es schon mal gut sein, dass mein Geschoss ins Leere geht, weil ich nicht so zielen konnte, wie ich es eigentlich wollte. Aber das gehört leider zum Alltag in Fallout 76.


Ich will das Spiel eigentlich wirklich mögen, doch es macht einfach so viel falsch, dass es fast schon vom Markt genommen und noch einmal komplett überarbeitet werden sollte. Ein Rollenspiel ohne Interaktion mit NPCs ist schlicht ein unfertiges Spiel, da kann nicht einmal die Möglichkeit mit mehreren auf Abenteuer zu gehen darüber hinwegtäuschen. In diesem Zustand möchte ich auch keine Wertung für das Spiel abgeben, da diese einfach nur mies ausfallen würde und hoffe, dass Bethesda ihr Gameplay noch einmal überdenkt und Fallout 76 noch einmal umgestaltet. Wenn das geschehen sollte, dann werde ich gerne noch einen Blick riskieren, doch aufgrund der vielen Bugs und Designschnitzer, die einfach nur nerven oder frustrierend sind, macht mir das Spiel einfach keinen Spaß.


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Forum
  • von Mistercinema:

    Passend zum Start der Fallout Serie auf Amazon, gibt es das Sppiel diesen Monat für PC und Xbox kostenlos via Prime Gaming!! ---------- Zusätzlich zu Fallout 76 für Xbox und PC als Teil des Prime Gaming-Angebots im April überrascht Amazon Prime-Mitglieder mit dem Zugang zu zwei weiteren...

  • von walfisch:

    Das Schlimme an Fallout 76 ist ja dass die Entwickler das Spiel schon 3 oder 4 Male gerettet hatten, nur um dann wieder irgendeinen p2w Rotz einzubauen oder alten Bugs ein Revival zu schenken. Jedes Mal wenn es Spaß gemacht hat war es nicht mehr profitabel und man hat wieder rein geschissen. Ganz...

  • von Phill XVII:

    Ich hasse mich echt selbst dafür aber ich habe richtig Spaß mit dem Spiel. Mit noch einer moderaten Prise Liebe hätte das Spiel locker ein Fallout 4 Spinoff wie New Vegas werden können....

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