Der desolate Gebrauch von modernen Maschinen im Alltag und die soziale Isolation trotz Megacitys. Und soll ich euch was erzählen? Das dauert laut Capcom nicht mehr lange, bis jede Großstadt genauso verkommt wie Neo-Paris. In den Abwasserkanälen leben die Verstoßenen dieses Systems und weiter oben die Reichen, die vor lauter Luxus nicht wissen, wie viel Roboter sie sich noch anschaffen müssen. Und irgendwo in der Mitte da findet ihr euch in der Haut von Nilin, einer jungen Dame, die es kurz nach ihrer Gedächnisslöschung doch schafft, aus einem Hochsicherheitsgefängnis zu fliehen. Wieso und warum man ihr das antat, liegt an euch herauszufinden. Zuvor werdet ihr aber merken das in der Welt von 2084 Erinnerungen eine große Rolle spielen.
Die Firma Memorize, die dank eines modernen Gehirnimplantats eine hochgradige Vormacht auf diesen Markt besitzt, nutzt das, um die Leute ihrer Vergangenheit zu berauben und aus ihnen willenlose Puppen zu machen. Das Problem hierbei ist, das 99% der Bevölkerung diese Implantate tragen, wozu auch Nilin zählt. Sie aber ist in diesem Fall etwas besonders, weil sie mühelos Erinnerungen ohne große technische Hilfe uploaden und manipulieren kann. Dass, nebenbei erwähnt, ist ein Teil des Spielkonzepts hinter Remember Me. Doch dazu später. Um das Action-Adventure in kurze Worte zu fassen, könnte man sagen das sich die französischen Entwickler von Prince of Persia, und Batman: Arkham City inspirieren ließen.
Denn genau wie der flotte persische Prinz klettert ihr von Haus zu Haus, um an euren Bestimmungsort zu gelangen. Das funktioniert leider nicht so geschmeidig, was der etwas schlechteren Steuerung geschuldet ist. Zudem verkommen die Klettereinlagen zu einem langweiligen Knöpfchen drücken, weil ihr dank konstanter Einblendung einer Kletterhilfe immer wisst, wohin ihr müsst. Der zweite große Eckpfeiler ist das FreeFlow-Kampfsystem, welches schon fast dreist der kleinen Fledermaus entnommen wurde.
Doch das wirklich Interessanteste bei Remember Me ist das Remixen, also Manipulieren von Erinnerungen. Wie bei einem alten Film spult ihr mit der Kreisbewegung des linken Analogsticks eine Szene nach vorne oder zurück und schaut euch genaustens an, wo ihr als Poltergeist für Terror sorgt. Das wirkt anfangs cool und faszinierend, blickt man dessen ungeachtet jedoch hinter diese Thematik, stellt man fest das man euch nicht viel Raum zum Experimentieren gibt. Hierdurch bleiben die Remix-Abschnitte unter dem eigentlichen Potential. Leider findet sich viel Leerlauf zwischen diesen drei Kernelementen, die damit aufgefrischt werden, dass ihr Upgrades und Infohäppchen wie ein kleiner Hund bei der Stockjagd einsammelt. Das unterfordert und wirkt schon fast beleidigend. Doch Remember Me schafft es wiederholt, dass man als Spieler einfach stehen bleibt, um die Atmosphäre in sich einzusaugen.
Wundert euch also nicht wenn ihr öfters im öffentlichen Fernsehen Nachrichten schaut oder einem heruntergekommenen Prediger zuhört, während seine Anhänger ihm bedächtig Lauschen. Diese perfekte Fassade hat auch einen kleinen Hacken. Ihr dürft zwar zuschauen, aber interagieren fällt flach. Freilich könnt ihr auf dem Wochenmarkt in den Slums zwischen den Ständen umherlaufen und die Angebote bestaunen, doch Unterhaltungen mit euren Mitmenschen sind untersagt. Zu Beginn der Spielzeit ist das noch zu verkraften, weil das phänomenale Artdesign euch verzaubert. Ist das Staunen vorüber, möchte man einfach mehr als nur schauen. Dadurch wirkt die glaubwürdige Spielwelt wie eine teure Postkarte hinter einem Meter Panzerglas. Übrigens: Wurden die Charaktere von Remember Me mit ein bisschen Tiefe designt, geht dies durch die teils unmotivierten deutschen Sprecher in die Knie.
Remember Me im Test



Wenn mich ein Videospiel fesselt, dann eines, welches mir Glaubwürdigkeit vermittelt. Glaubwürdigkeit in Form einer real wirkenden, lebendigen Welt oder mit starken Persönlichkeiten, wo ich selbst nach der regulären Spielzeit oft zurück an bestimmte Szenen denke. Bis jetzt ist es nur wenigen Titeln gelungen, dieses Wunder zu vollbringen: Den Spielen der Mass Effect Trilogie und Final Fantasy VII. Remember Me von Capcom hätte dieses Wunder fast zu Stande gebracht, scheitert aber in meinen Augen an spürbaren Einzelheiten, die aus dem Ganzen ein halbes Rad machen.
Dominic meint:
Positiv
- Tolle Atmosphäre
- Remixen von Erinnerungen interessant...
- Erstellen eigener Combos
Negativ
- Viel Lehrlauf
- ...nutzt aber nicht sein volles Potential
- Steuerung nicht punktgenau
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von Darkshine:
Shit, die 360 Version ist leider nicht backward kompatibel, hatte irgendwo aufgeschnappt dass sie es sei und im Urlaub das Game für nen schmalen Taler in nem An-/Verkauf Laden entdeckt.
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von Phill XVII:
Ich habe gerade eine PS3 Phase und hole das Spiel jetzt nach. Mir gefällt es bisher ganz gut. Die Kämpfe sind teilweise aber zu Chaotisch und ich kann mich nicht so gut auf die Kombos durch das ständige Ausweichen konzentrieren....
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von Nognir:
Ich fand das Game großartig. Fand nur schade, dass es so linear war, denn ich hätte gern die liebevoll gestaltete Welt mehr entdeckt. Aber witzig dass der Thread wieder hochkommt. habe das Spiel vor kurzem für die 360 angefangen. Habs bereits auf der PS3 auf Platin und wills jetzt auch auf der...
Wow, vom Design der Zukunft im Jahr 2084 bin ich immer noch geflasht und von dem starken erzählerischem Anfang war ich mehr als begeistert, von dem, was mir Remember Me versprach. Doch anschließend legte sich die Begeisterung und der Alltag machte sich breit und führte mich schnell zu den kleinen Macken, die ich in diesem Artikel aufzählte. Auch narrativ wirkt Remember Me ab der Hälfte der Spielzeit gestreckt und die Entwickler versuchen dank abwechslungsreichen Aufgaben beim Kampf wie Schleichpassagen das zu verschleiern. So kommen wir jetzt zu meiner Bewertung. Diese werden einige als nicht angemessen sehen. Doch der Mut von Dontnod Entertainment mal Abseits des Mainstreams etwas anderes zu produzieren sollte belohnt werden.