Wolfenstein: The New Order - Ein Old-School-Shooter räumt auf im Test

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Mitte der 90er kam ich erstmals mit Wolfenstein in Berührung. Ein bis heute indizierter Ego-Shooter sorgte in meinem Freundeskreis für Furore. Als Grundschüler war es noch ein wichtiges Ereignis, ein verbotenes Videospiel zu konsumieren. Zwölf Jahre später halte ich nun den aktuellen Ableger in meinen Händen. Wolfenstein: The New Order heißt das gute Stück und versetzt mich allein durch den Titel bereits in Nostalgie.

Wolfenstein-The-New-Order_15Als »Old-School-Shooter« angepriesen, erwartete ich nicht viel von Wolfenstein, dem etwas anderem Geschichtsunterricht. Zeitlich 1960 angesiedelt übernehmen wir die Rolle von unserem alten Freund B.J. Blazkowicz in einer Zeit, in der die Nazis, beziehungsweise das »Regime«, den Zweiten Weltkrieg gewann. Interessantes, wenn auch nicht neues Szenario, doch bietet es uns dennoch einen guten Grund, haufenweise Bösewichter in kleine Stücke zu schießen. Was zugegeben die ersten zwei Stunden sehr zäh vorangeht.
 
Nicht falsch verstehen! Es geht hier schon ordentlich zur Sache. Aber in einem Tempo und einer Atmosphäre, die wir bereits zuhauf in zahlreichen anderen Kriegs-Shootern erleben durften. Glücklicherweise entpuppt sich nach einer Storywende die seelenlose Dauerballerei zu einer schön inszenierten und sehr spaßigen Dauerballerei. So bilden die ersten zwei Stunden den letzten Angriff der Allianz gegen die Achsenmächte, der kläglich scheitert, und den Spieler somit als scheinbar letzter Überlebender einige Jahre später dem Widerstand gegen das Regime beitreten lässt. Und auf einmal macht es Klick.
 
Wolfenstein-The-New-Order_13Auf einmal werden selbst die klischeebehaftetsten Charaktere interessant. Auf einmal bekommt das gesamte Setting einen »funkigen« Spionage-Touch. Und auf einmal haben die Schießeisen einen ordentlich Wumms drauf. Es klingt immer wieder falsch, so etwas zu schreiben, aber bei Wolfenstein geben die Waffen und Getroffenen ein solch schönes Feedback, dass jeder Treffer wohltuend zelebriert wird. Jeder, der bereits ein paar Shooter genießen durfte, versteht hoffentlich, wovon ich rede, ohne mich als Psychopathen abzustempeln.
 
Die Baller-Abschnitte sind dabei herrlich Old-School gehalten, auch wenn ein simples Deckungs- und Regenerationssystem diese Illusion etwas zerstören möchte. Das gesamte Arsenal von fünf Waffentypen passt bequem in die Hosentasche, Medi-Packs müssen trotz seichter Lebensregeneration eingesammelt werden und mit Hilfe von blitzschnellem Sprinten flankieren wir gegnerische Mechs. In Zeiten, in denen Battlefield und Call of Duty den Markt regieren, kommt Wolfenstein durch die Wiederkehr alter Shooter-Tugenden angenehm frisch daher. Spätestens bei einem bestimmten Retro-Easter-Egg dürften alte id-Software-Anhänger nostalgisch mit der Zunge schnalzen.
 

Wolfenstein-The-New-Order_11Ein besonderes Augenmerk wurde zudem auf die Inszenierung gelegt. Unser Held Blazkovicz ist nicht bloß eine in der Luft schwebende bewaffnete Hand, sondern ein Charakter mit Tiefgang. Zumindest für Shooter-Verhältnisse, versteht sich. Ruhige Momente lassen ihn über Reue, Traumata und die Zukunft philosophieren, was überraschend selten in totalem Kitsch ausartet. Interessante Gespräche mit zahlreichen Nebencharakteren kitzeln aus The New Order eine gefühlsbetonte Seite heraus, die man so noch nie in Wolfenstein erleben durfte. Natürlich ohne dabei die Action zu kurz kommen zu lassen. Oftmals wird dem Spieler auch ein Stealth-Weg angeboten, der im Gegensatz zu Konkurrenzprodukten sehr leicht und somit extrem frustfrei bestritten werden kann. 

 
Alle diese Momente, bleihaltige Shooter-Sequenzen, spannende Stealth-Einlagen und Zwischensequenzen zwischen amüsant und traurig, werden von einem breiten Spektrum an Musikstücken perfekt in Szene gesetzt. Normalerweise schenke ich den Credits keine große Beachtung. Aber in Wolfenstein: The New Order ließ mich die Inszenierung bis zum Ende viele kleine Unstimmigkeiten des Spiels vergessen.
 
Wolfenstein-The-New-Order_12Beispielsweise, dass Munition und Medikits nicht automatisch, sondern per Knopf-Druck aufgehoben werden müssen. Dass die Waffenauswahl, im Eifer des Gefechts, sehr holprig vonstattengeht. Oder, dass die letzte Stunde ein typisch banales »Jeder Gegnertyp nochmal, aber gleichzeitig und stärker« - Szenario darstellt. Trotz kleiner Schwächen ist Wolfenstein: The New Order ein überraschend guter Shooter, den man auf jeden Fall eine Chance geben sollte!







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Forum
  • von Captnkuesel:

    Neulich bei steam die komplette collection gekauft, die Spiele quasi doppelt bekommen, einmal die deutsche einmal die internationale Version. Finde ich richtig gut gemacht. Spiele gerade old blood da ich es damals nur halb durchgespielt habe und bin jetzt ca wieder da wo ich aufgehört habe. Bin...

  • von bbstevieb:

    Für mich ist The Old Blood immer noch das absolute Highlight seit dem Franchise Reboot.Hätte auch mal wieder Lust auf ein neues SP Wolfenstein. Youngblood war leider nichts für mich.

  • von aldi404:

    Eben mit The Old Blood fertig geworden, tolles Spiel aber der Endbosskampf war super nervig. Jetzt noch ein paar Erfolge abstauben und dann weiter zum neuen Koloss ...

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