Sherlock Holmes: Das Geheimnis des silbernen Ohrrings im Test

Ausnahmsweise bekommt der britische Detektiv und sein Kollege Watson keinen hysterischen Besuch in der Baker Street 22b, sondern befindet sich gleich zu Anfang am Tatort, der Sheringford Hall. Auf der Party des reichen Geschäftsmanns Sir Melvyn Bromsby wird selbiger kurz vor seiner wichtigen Ankündigung erschossen. Sofort macht sich der Spieler auf Beweise zu finden und Augenzeugen auszuquetschen. Schnell lässt sich ein möglicher Kandidat eingrenzen, doch dank der hervorragend erzählten Geschichte wird der Couch-Ermittler einige Wendungen erleben.

Fans des Genres werden es bei Sherlock Holmes und das Geheimnis des silbernen Ohrrings mit einem Déjà Vu zu tun haben, denn hierbei handelt es sich um eine Portierung des 2004 veröffentlichten PC-Spiels. Damit reiht sich das Abenteuer der von Sir Arthur Conan Doyle geschaffenen Kunstfigur neben vielen weiteren Point‘n‘Click Neuveröffentlichungen für die Nintendo Wii ein. Meistens bekommt man es dabei leider mit schlampig umgesetzten Geldabzockern zutun, doch scheint Sherlock Holmes eine kleine Ausnahme zu sein.

Gesteuert wird Genre-typisch nur mit der Wiimote. Mit dieser lässt sich unser Alter Ego bewegen, mit Gegenständen interagieren und Zeugen befragen. Die Story verläuft benutzerfreundlich anhand der gelösten Rätsel entlang. Sprich: Der Spieler irrt nicht durch unzählige Örtlichkeiten ohne zu wissen, was wo wie gemacht werden muss, sondern wird mit dem kleinen Finger sanft durch das Abenteuer geleitet. Frustmomente gibt es daher eher selten, was der spannenden Atmosphäre sehr zugute kommt.

Mit ordentlichen Kopfnüssen sei allerdings nicht zu rechnen, denn das Hauptaugenmerk liegt darauf Beweise zu finden und diese richtig zu interpretieren. Im Hauptquartier können dafür Indizien genauer unter die Lupe genommen und analysiert werden. Damit eignet sich Sherlock Holmes und das Geheimnis des silbernen Ohrrings hervorragend für Storyfanatiker und Neulinge im Genre. Wer trotz der geringen Rätseldichte doch einmal nicht weiter weiß, kann stets einen Blick in das Notizbuch werfen, in dem alle Anhaltspunkte vermerkt sind. Sogar eine Komplettlösung wurde in der Wii-Version integriert.

Der Optik sieht man leider das hohe Alter von sieben Jahren an. Das Ambiente des 19. Jahrhunderts fing man zwar perfekt ein, auch die gerenderte Umgebung liegt im grünen Bereich. Doch die 3D-Modelle und die Animationen der Charaktere hätten ein Makeover zum Re-Release nötig gehabt. Letztere wirken oft sehr abgehakt und minimalistisch und kratzen ein wenig an der sonst hervorragenden Atmosphäre.

Schlimmer ist jedoch das 4:3 Bildformat, was heutzutage ein absolutes No-Go darstellt. Die deutsche Synchronisation stellt sich dagegen als überaus gelungen heraus.