Ring Fit Adventure - Fit in den Frühling im Test

NintendoSwitch

Im neuen Jahr fassen viele wiederholt den Gedanken: „Ich sollte mich mal wieder um mein Gewicht kümmern“. Ich bin einer davon und da sieht man sich als Gamer auch ein wenig in diesem Bereich um, was es da alles gibt. Ich erinnere mich noch an vor über zehn Jahren, als Nintendo mit Wii Fit und dem Balance Board Fitness auf der Konsole endlich vorzeigbar machte. Zwar funktionierte nicht alles perfekt, aber Yoga war dort schon sehr akkurat umgesetzt und machte auch Spaß. Auf der Nintendo Switch hat man mit den Joycons einen ähnlichen Controller am Start, den man für so etwas nutzen könnte und so entstand wohl die Idee zum Ring Fit Adventure, dem ich mich in den letzten Wochen eingehend widmete. Doch ich sollte am eigenen Leib erfahren, dass nicht alles ein Zuckerschlecken sein sollte.

Ring-Fit-Adventure-11Im Grunde kann ich ja zugeben, dass ich für jeden abgefahrenen Scheiß zu haben bin. Ob ich in der Vergangenheit mit Densha de Go Züge gelenkt, bei Taiko no Tatsujin im Rhythmus aus Trommeln gekloppt oder mit den Rabbids in zahlreichen Minispielen die Wohnzimmer unsicher machte, ausprobiert hab ich schon vieles. Was das Ring Fit Adventure mit den anderen Spielen gemeinsam hat, ist, dass es auch ein zusätzliches Gadget verwendet, das zum Zocken unerlässlich ist: der Ring-Con. Dieser elastische Kunststoffring wird mit einem Joycon bestückt und ist das Hauptarbeitsgerät, dass ihr nutzen werdet. Grundsätzlich benötigt ihr zwei Joycons. Der Linke wird dabei in einen Beingurt gesteckt, der mit einem Klettverschluss am linken Bein fixiert wird, der rechte Joycon wird an der Oberseite des Ring-Cons befestigt. Eine Anleitung dazu erhält man bei Spielstart und das Spiel ist hierbei sehr pedantisch, denn sitzt ihr beispielweise oder habt ihr etwas noch nicht eingesteckt, so gelangt ihr nicht ins Hauptmenü und steckt in einer Endlosschleife fest.


Im Menü angelangt habt ihr unterschiedliche Möglichkeiten zum Trainieren: Das namensgebende Ring Fit Adventure, ein schnelles freies Spiel oder ein Trainingsset, wo ihr vorab Übungen festlegt. Kommen wir aber zum eigentlichen Abenteuer, mit dem ihr wahrscheinlich die meiste Zeit verbringen werdet. Hier erstellt ihr aus wenigen Optionen eine Spielfigur, wobei ihr nur Geschlecht, Augen- und Haarfarbe wählt. Weitere wichtigere Infos sind das Alter und das momentane Gewicht und wie viel Sport ihr aktuell treibt, denn daraus errechnet die Software die Intensität, mit der die insgesamt 60 verschiedenen Übungen praktiziert werden. Diese Fragen werden aber nur beim ersten Start gestellt, wobei ihr die Intensität später noch manuell anpassen könnt. Nach einer kurzen Vorgeschichte dürft ihr bereits selbst Hand anlegen und euer Workout beginnen. Dabei bewegt ihr eure Spielfigur auf einem festgelegten Pfad, normalerweise, indem ihr auf der Stelle lauft, allerdings könnt ihr auch im Stillen Modus abwechselnd in die Hocke gehen, falls euer Untermieter ein Problem mit Laufgeräuschen haben sollte, damit ihr rennt. Je schneller ihr dabei auf der Stelle lauft, desto schneller ist ebenso die Spielfigur unterwegs. Wie intensiv eure Manöver sind erkennt ihr ebenfalls an der Spielfigur, da die Haare und auch der Körper in Flammen stehen. Das macht deutlich, dass ihr beim Kalorienverbrauch im optimalen Bereich seid.


Ring-Fit-Adventure-03Den Ring-Con haltet ihr dabei direkt vor eurem Körper, denn dieser wird dazu genutzt, um durch Zusammendrücken Kisten zu zerstören oder Türen zu öffnen. Ihr könnt aber auch den Ring auseinanderziehen, um Gegenstände am Bildschirmrand einzusaugen. Um zu zielen dreht ihr euch einfach mit dem Oberkörper in dessen Richtung, denn durch den Joycon im Ring-Con erkennt das Programm, in welche Richtung ihr zielt und das funktioniert akkurat. Falls ihr doch einmal Probleme haben solltet, reicht es aus den Ring-Con kurzzeitig nach unten zu halten, um ihn wieder neu zu kalibrieren. So lauft ihr auf diesem Parcours und überwindet zahlreiche Hindernisse, die im Laufe des Spiels immer mehr werden. Beispielsweise könnt ihr kurzzeitig einen Abhang hinuntergleiten, in dem ihr den Ring-Con nach unten zusammendrückt oder mit abwechselnd, hohen Schritten durch tiefes Wasser waten. Ein Parcours dauert dabei zwischen drei und acht Trainingsminuten, eine Stoppuhr am links unteren Spielrand zeigt euch an wie lange ihr trainiert. Dialoge und Erklärungszeiten gelten hierbei nicht und werden nicht mitgezählt.


Wie in einem standesgemäßen Rollenspiel üblich, dürft ihr euch genauso im Kampf gegen Monster beweisen. Diese werden allerdings nicht mit Waffen, sondern mit Fitnessübungen bekämpft. Anfangs hat man nur eine begrenzte Auswahl an Techniken zur Verfügung, die aber im Laufe des Spiels immer mehr werden. Diese haben allesamt unterschiedliche Eigenschaften und Angriffswerte, je nach Komplexität. Außerdem können manche Angriffe mehrere Gegner auf einmal schaden. Im späteren Spielverlauf sind auch die Kategorien wichtig, denn jede Übung ist einer jeweiligen Farbe zugeordnet, die die Art der Übung beschreibt (beispielsweise Yoga-Übungen). Wählt ihr die richtige Übung für einen Gegner aus, so werdet ihr extra viel Schaden austeilen. Nach erfolgreichem Kampf erhält man Erfahrungspunkte, mit denen man dann Erfahrungslevel aufsteigt. Je höher euer Level ist, desto mehr Angriffe könnt ihr einstecken und desto mehr Schaden fügt ihr zu. Glücklicherweise wird bei jedem Trainingsabschnitt angezeigt, was der bevorzugte Spielerlevel sein sollte. Habt ihr einen Abschnitt abgeschlossen, könnt ihr euren eigenen Puls messen lassen. Dazu legt ihr den Daumen auf die Infrarotkamera des Joycons und nach kurzer Zeit zeigt das Spiel euren Puls an und das funktioniert sogar durchaus akkurat.


Ring-Fit-Adventure-09Auf einer Weltkarte kann man dann wählen, wie man weiterhin vorgehen möchte. Natürlich zieht sich eine Geschichte wie ein roter Faden durch den Storymodus, doch könnt ihr bereits abgeschlossene Abschnitte wiederholen und erhaltet genauso Erfahrungspunkte, als wenn ihr es zum ersten Mal spielt. Klar, ihr macht ja auch dieselben Übungen. Dies bietet sich an, bevor man dem Bösewicht Draco gegenübersteht, der in diversen Bosskämpfen uns erledigen möchte. Jedoch können wir uns auf diese Kämpfe immer gut vorbereiten. Neben unserem Erfahrungslevel, den wir ausbauen können, kann man ab und an auch in Dorfläden neue Trainingsklamotten erwerben, um Angriff- und Verteidigungswerte zu steigern, oder allerdings Rezepte und Zutaten für Fitnessdrinks erstehen. Diese werden dazu genutzt, um den Spielercharakter etwa zu heilen oder aber die Fitnessübungen einer bestimmten Farbe effektiver zu machen. In den Läden erhaltet ihr auch die Nebenaufgaben, die manch ein Dorfbewohner für euch hat. Hier müsst ihr mal eine bestimmte Zutat besorgen oder einfach nur ein Minispiel abschließen, um eine Belohnung zu erhalten. Diese sind meist aber nicht so lohnenswert, da diese Aufgaben eher zum Erfahrungsgewinn dienen.


Bei der Story bin ich jetzt nach einigen Wochen gefühlt immer noch am Anfang, es gibt also sehr viel zu tun und es ist schon bemerkenswert, wie motivierend dieser Spielmodus ist, sich selbst fit zu halten. Wenn es aber doch etwas schneller gehen muss, so kann man sich im freien Training eigene Trainingseinheiten zusammenstellen. Wahlweise gestaltet man sich seinen Fitnessplan selbst oder man wählt eine Trainingskategorie aus, wie etwa ein Rücken- oder Bauchtraining, aus der die Software dann mehrere Übungen nimmt um daraus ein Trainingspaket zu schnüren. Neben den 60 unterschiedlichen Übungen gibt es ebenfalls einen Pool aus 12 spaßigen Minispielen, die sich für eine gemütliche Runde mit Freunden eignet, allerdings sollte man durchaus Wechselklamotten parat haben, denn es kann auch hier durchaus schweißtreibend werden! Zusätzliche Komfortfunktionen wie ein Alarm erinnern einen an sein tägliches Training und es gibt sogar eine Möglichkeit offline, ohne die Switch einzuschalten, zu trainieren. Dazu muss der Joycon nur in den Ring eingesteckt und der Stick gedrückt werden. Man kann danach bis zu 500 mal den Ringcon zusammendrücken oder ziehen und das Ergebnis dieses Trainings dann als Geschenk für sich selber oder an einen Freund in der Freundesliste schicken. Apropos Freundesliste: Das Ring Fit Adventure speichert eure Statistiken der verschiedenen Übungen und ihr könnt diese mit Freunden vergleichen. Ein richtiger Mehrspielermodus über eine Onlineverbindung fehlt allerdings leider, wäre womöglich aber auch schwer realisierbar.


Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass das Ring Fit Adventure vermutlich das bisher beste Fitnessgame ist, dass sich Konsolenspieler zulegen können. In der Vergangenheit gab es vieles, mit dem man bereits gut Kalorien verbrennen konnte, doch waren diese lange nicht so spaßig wie dieses tolle Stück Software. Wer sich also etwas mehr um seine Fitness kümmern möchte und dem Rollenspielgenre nicht abgeneigt ist, der sollte sich diesen Titel unbedingt zulegen. Selbst ich trainiere jetzt regelmäßig jeden zweiten Tag und das wird vermutlich auch so bleiben, bis ich mit der Story durch bin. Man sollte allerdings im Hinterkopf behalten, dass man wohl ein richtiges Krafttraining nicht erwarten darf, eher ein Ausdauertraining. Aber der spielerische Zugang zur Fitness ist meiner Meinung nach sehr gelungen!

 


 
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Forum
  • von Nognir:

    Der UVP lag ja bei 69 Euro und das war es mir persönlich schon wert. Trainiere häufig und gern damit. Seit dem Home Office sogar noch mehr als bisher.

  • von _2xs:

    Ich finde den Preis von 80,-€ und mehr auch überzogen. Zumal ichs Day1 für die Hälfte bekommen habe.

  • von ChaosQu33n:

    Ich brauche es auch nicht unbedingt. Ich bin da eh sehr sehr verhalten für den Kram so viel Geld auszugeben. Ich habe auch noch Beatsaber hier und damit habe ich auch schon 4kg abgenommen ...

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